Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
Corenn und streckte die Hand nach dem Buch aus.
»Natürlich.«
Mit angehaltenem Atem las die Ratsfrau die Zeilen, die vom Abenteuer ihrer Vorfahren handelten. Der Abgesandte konnte niemand anderes als Ssa-Vez sein. Doch irgendetwas stimmte nicht. Lana kam als Erste darauf.
»Ich kenne keinen Sultan Absoura«, sagte sie. »Zwar liegt mein Studium der Geschichte schon eine Weile zurück, aber ich müsste mich zumindest an den Namen erinnern.«
Diese Worte schlugen Funken in Corenns Gedanken. Hastig blätterte sie zu den ersten Seiten des Buchs. Was sie dort sah, war ungeheuerlicher als alles, was die Gefährten bisher erlebt hatten. »Das Buch ist mehr als dreihundert Jahre alt!«, sagte sie feierlich. »Schon zwei Jahrhunderte vor unseren Vorfahren folgte mindestens ein Abgesandter jemandem mit dem Namen Nol auf die Insel Ji!«
Die Erben sahen sich fassungslos an. Sie standen vor immer neuen Rätseln.
Zarbone nahm das Buch wieder an sich und überprüfte das Datum. Corenn hatte recht. Er blätterte zu den letzten Seiten des Buchs und vergewisserte sich, dass keiner der Sultane Erwähnung fand, die in neueren Zeiten über Jezeba geherrscht hatten. Es gab keinen Zweifel: Das Buch war tatsächlich drei Jahrhunderte alt.
»Es kann nicht derselbe Nol sein. Das ist unmöglich«, sagte Rey unsicher.
»Was heißt schon unmöglich, bei allem, was wir erlebt haben«, entgegnete Grigán.
Vor Zarbone konnten sie nicht über die Pforte von Ji, die andere Welt oder den Mog’lur sprechen. Sie hatten die Grenzen der Wirklichkeit längst hinter sich gelassen.
»Was bedeutet das?«, fragte Léti. »Heißt das, schon seit Jahrtausenden kommen Abgesandte auf der Insel Ji zusammen? Aber warum?«
»Um eine wichtige Entscheidung zu treffen. Das sagte Nol unseren Vorfahren«, antwortete Corenn. »Doch es ist nicht überliefert, um was für eine Entscheidung es sich handelt.«
Sie schwiegen eine Weile, weil Zarbones Anwesenheit sie hemmte. Sie wollten ihn nicht noch mehr in das Abenteuer verwickeln und so sein Leben in Gefahr bringen. Sie würden sich später beraten müssen.
Trotzdem wollte Corenn den anderen von ihrem Plan erzählen. »Mehr denn je brauchen wir Antworten. Ich schätze, alle sind nun von der Notwendigkeit überzeugt, Usul zu treffen?«
Die Gefährten nickten ernst, während Zarbone missmutig den Kopf schüttelte.
»Sollte die Begegnung mit Usul uns nicht weiterhelfen, schlage ich vor, anderswo nach Antworten zu suchen. An einem sehr viel weniger geheimnisvollen, aber ebenso aufschlussreichen Ort«, fuhr Corenn fort.
»Wollt Ihr etwa noch einen Gott aufsuchen?«, fragte Rey.
»Nein. Es handelt sich um einen durch und durch menschlichen Ort. Die altehrwürdige Königliche Bibliothek von Romin. Ihr kennt sie vielleicht auch unter dem Namen ›Bibliothek des Tiefen Turms‹.«
»Niemand kommt dort hinein«, sagte Grigán, der wie üblich skeptisch war.
»Außerdem spukt es dort«, sagte Lana ängstlich. »Seit mehreren Jahrhunderten bewachen Geister den Ort. Ich habe weniger Angst vor der Begegnung mit Usul als vor einem Besuch der Bibliothek.«
Yan, Léti, Rey und Bowbaq zögerten nur kurz. Wenn Corenn glaubte, dass die Bibliothek ihnen weiterhalf, würden sie ihr folgen. Die Gefährten hatten bereits so viele Abenteuer bestanden, dass ihnen eine Bibliothek wie ein Hort des Friedens vorkam, selbst wenn es dort spukte.
»Ich kann Euch helfen, in die Bibliothek zu gelangen«, sagte Zarbone stolz.
»Wie das?«
»Ich habe in Romin einen Freund, der mir manchmal seltene Bücher für meine eigene Bibliothek besorgt. Ich bin sicher, dass er sie aus dem Tiefen Turm stiehlt. Er hat es zwar noch nie zugegeben, aber dass er meiner Frage jedes Mal ausweicht, ist so gut wie ein Geständnis.«
»Und warum sollte er uns helfen?«
»Ich schreibe Euch einen Empfehlungsbrief. Vielleicht überzeugt ihn das. Anderenfalls bietet ihm Gold. Es ist zwar traurig, aber er lebt nur dafür, romische Goldmonarchen anzuhäufen, obwohl er mindestens genauso reich ist wie ich.«
Corenn und Grigán dankten Zarbone. Falls er ihnen half, in den Tiefen Turm zu gelangen, konnte der Plan vielleicht tatsächlich gelingen. Lana hingegen hatte bereits vor der Begegnung mit Usul schreckliche Angst und musste sich nun auch noch mit dem Gedanken anfreunden, Geister zu treffen.
»Findet Ihr das nicht seltsam? Es scheint alles so einfach«, sagte Rey und meinte es zur Abwechslung einmal ernst. »Unsere Vorfahren suchen seit mehr als einem
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