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Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Jahrhundert nach der Lösung des Rätsels, und wir finden in wenigen Dekaden mehr heraus als sie in all den Jahren.«
    »Ihr findet unsere Reise also leicht?«, knurrte Grigán.
    »Keinen unserer Vorfahren zwangen die Umstände zu so beharrlichen Nachforschungen wie uns«, erklärte Corenn. »Wir haben einfach keine Wahl.«
    »Aber wenn Euch das alles zu leicht ist, habt Ihr Glück«, sagte der Krieger. »Das Schlimmste steht uns, fürchte ich, nämlich noch bevor.«
     
     
    Am nächsten Tag sahen sich alle bis auf Yan und Corenn Zarbones Tiersammlung an. Corenn schlug vor, Yan eine weitere Lektion in Magie zu erteilen, und er nahm das Angebot begeistert an. Léti war längst eine richtige Kriegerin und er immer noch Magierlehrling.
    Sie schlenderten zum Strand und genossen die warmen Sonnenstrahlen. Der Unterricht bestand hauptsächlich darin, sich zu unterhalten, und so konnte er überall stattfinden.
    »Hast du dich nie gefragt, warum dir die Prüfung mit deiner Muschel gelang, nicht aber mit der Münze?«
    »Doch, natürlich. Zuerst glaubte ich, die Münze störe meine Konzentration. Doch mittlerweile glaube ich, dass die Erklärung komplizierter ist. Vielleicht ist der Erdbestandteil der Münze größer als bei der Muschel? Ist die Muschel deshalb leichter zu bewegen?«
    »Mag sein«, sagte Corenn. »Aber bei so kleinen Gegenständen ist der Unterschied eigentlich so gering, dass er keine Rolle spielt. Nein, es gibt vermutlich einen anderen Grund: die Empfänglichkeit eines Gegenstandes für Magie.«
    Aufmerksam lauschte Yan. Nach jeder Unterrichtsstunde meinte er, nun alles - oder zumindest fast alles - über Magie zu wissen. Aber jedes Mal überraschte Corenn ihn mit neuen, nur schwer zu begreifenden Zusammenhängen. Ihm war längst klar geworden, wie nützlich ihre Gespräche waren. Sich gleich an magische Übungen heranzuwagen, wäre so, als äße man unbekannte Pilze, und es würde vermutlich zu demselben Ergebnis führen: einem frühzeitigen Tod.
    »Theoretisch«, fuhr Corenn fort, »ist jede Sache veränderbar, da sie aus einer Mischung der vier Elemente besteht. Doch in Wirklichkeit gibt es Unterschiede in der Empfänglichkeit für Magie, selbst bei sehr ähnlichen Gegenständen, zum Beispiel solchen, die aus dem Holz ein und desselben Baums geschnitzt sind. Dafür gibt es bislang keine Erklärung. Das ist eines der großen Rätsel der Magie.«
    Yan riss die Augen auf. Zum ersten Mal äußerte Corenn bei einer offenen Frage noch nicht einmal eine Vermutung, so abwegig sie auch sein mochte.
    »Manche Magier glauben an die Existenz eines fünften Bestandteils«, sagte sie, »das sogenannte Absorbium. Doch bisher konnte es niemand genauer beschreiben oder erklären. Wir wissen nur eins: Je mehr Einfluss der Mensch auf einen Gegenstand genommen hat, desto mehr Absorbium weist er auf und desto einfacher ist es, den Willen auf ihn zu richten. Doch selbst von dieser Regel gibt es Ausnahmen.«
    »Schwankt das Absorbium eines Gegenstands von einem Tag zum anderen?«
    »Das ist eine gute Frage«, lobte Corenn. »Nein, das Absorbium eines Gegenstands ist über Jahre konstant. Vielleicht ändert es sich nach mehreren Jahrhunderten, aber kein Magier lebt lange genug, um diese Theorie zu überprüfen.«
    Ihre Worte erinnerten sie an ihre Entdeckung vom Vorabend. Nol hatte vielleicht lang genug gelebt. Der Gedanke, Nol könnte ihr mysteriöser Feind sein, war den Gefährten natürlich bereits gekommen, doch niemand hatte ihn ausgesprochen. Die Vorstellung war einfach zu grauenvoll.
    »Manche Gegenstände mit viel Absorbium werden für Magie unempfindlich, nachdem ein übermäßig starker Willen auf sie gerichtet wurde. Magier nennen einen solchen Gegenstand ›vollendet‹. Ich selbst habe so etwas allerdings noch nie erlebt.«
    »Schade«, sagte Yan gedankenverloren und betrachtete den Anhänger, den er um den Hals trug.
    Er dachte an den Stein, den er Léti geschenkt hatte. Es war ein Kinderspiel gewesen, das Papier in den Opal zu zaubern. Der Stein musste viel Absorbium in sich tragen. War der Opal nun vollendet? Falls ja, würden seine Worte ewig währen. Der Gedanke gefiel ihm.
    »Du bist längst ein richtiger Magier, Yan. Du weißt mittlerweile fast genauso viel wie ich. Nur eins möchte ich dir noch mit auf den Weg geben: Die wahre Kraft liegt nicht im ständigen Gebrauch des Willens, sondern in der Fähigkeit, ihn im richtigen Moment einzusetzen. Dazu braucht es große Weisheit. Die Magie stellt dich nicht

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