Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
Kennern der Materie«, ergänzte Rey.
»Wenigstens lauern auf der hier keine Züu.«
Sie versuchten nicht daran zu denken, was sie stattdessen erwartete. In den Legenden, die sich um Usul rankten, waren Tod und Wahnsinn wiederkehrende Motive, auch wenn nicht alle tragisch endeten.
Lana hatte gelesen, dass das übermenschliche Wissen des Gottes Sterbliche in den Tod treiben konnte. Usul war »der Wissende«, so wie Eurydis »die Führende« war. Der Priesterin wollte einfach nicht in den Sinn, wie Wissen - eine der drei Tugenden der eurydischen Religion - Unheil bringen konnte.
»Müsste die Insel nicht eigentlich bewacht sein?«, fragte Corenn erstaunt. »Ich sehe keine Schiffe oder Soldaten.«
»Das dachte ich auch gerade«, antwortete Grigán nachdenklich. »Bei meinem letzten Besuch wimmelte es hier nur so von Fregatten. Ich frage mich, was das zu bedeuten hat.«
»Ist doch besser so«, sagte Bowbaq. »Das macht uns die Sache leichter.«
»Nicht unbedingt …«
Der Krieger starrte noch eine ganze Weile zur Insel hinüber, in der Hoffnung, dort irgendeine Bewegung zu sehen. Vergeblich. Bald verschwand die Insel aus ihrem Blick.
Gegen Abend kam Sammlung in Sicht. Ein Jez stieß ins Horn, und kurz darauf erschien ein alter Mann mit weißem Bart am Strand.
Er trug einen Lendenschurz und kam ihnen auf einem hölzernen Anlegesteg entgegen. Zwei Jez stiegen in ein Ruderboot, um ihm den Besuch eines Freundes aus Griteh anzukündigen. Der Mann winkte mit beiden Armen zur Othenor herüber, und die Söldner segelten beruhigt davon. Hätte Zarbone Grigán abgewiesen, hätten die Jez die Erben des Landes verwiesen.
»Die Insel ist ja riesig!«, rief Léti, während Yan das Boot auf den Steg zusteuerte. »Sie ist größer als alle, an denen wir vorbeigekommen sind.«
»Mein Freund ist eben sehr, sehr reich«, sagte Grigán. »Aber abgesehen von seiner Sammelleidenschaft lebt er wie ein Guori. Er ist der merkwürdigste Mensch, dem ich je begegnet bin. Natürlich bevor ich Euch traf, Reyan.«
»Das Kompliment gebe ich gern zurück«, sagte der Schauspieler, dem zur Abwechslung keine schlagfertige Antwort einfiel.
Die Othenor legte an, und Grigán sprang auf den Steg, um die Leinen festzumachen. Dann wandte er sich dem mageren Mann zu, dessen Haut von Jahrzehnten in der Sonne braungebrannt war. Zarbone schloss den Freund in die Arme.
»Du hast dich ewig nicht mehr blicken lassen. Ramgrithischer Raufbold! Hitzkopf! Alter Pirat! Ich dachte schon, Aleb hätte dich erwischt! Du hättest eher kommen sollen!«
Der Mann beleidigte Grigán mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Er schien sich nichts dabei zu denken, aber die Erben bezweifelten, dass sich Grigán diese Respektlosigkeit gefallen ließe. Zu ihrer Überraschung erwiderte Grigán die Umarmung mit aufrichtiger Freude.
»Wer ist hier ein alter Pirat! Du hast eine solche Schnapsfahne, dass wir nur der Nase nachfahren mussten, um deine Insel zu finden!«
Zarbone lachte schallend. Als Grigáns Freunde von Bord gingen, riss er sich etwas zusammen. Der alte Mann errötete unter seinem weißen Bart, als Grigán ihm nacheinander Léti, Maz Lana und Corenn vorstellte.
»Verzeiht meinen Aufzug«, sagte er unbeholfen. »Ihr seid die ersten Frauen, die mir auf Sammlung einen Besuch abstatten.«
»Habt Dank für Eure Bereitschaft, uns zu empfangen«, antwortete Corenn. »Es ist uns eine Ehre. Hoffentlich fallen wir Euch nicht zur Last.«
»Ihr seid herzlich willkommen! Platz habe ich mehr als genug«, rief er und machte eine ausladende Handbewegung. »Das Dumme an einer Insel ist nämlich, dass sie von Wasser umgeben ist, und deswegen bekomme ich nur selten Besuch!«
Zarbone führte sie zum Strand und bog in einen schmalen Pfad ein, der sich durch üppige Vegetation wand. Grigán und er schwelgten in Erinnerungen und warfen sich Gehässigkeiten an den Kopf. Rey, der Meister in diesem Spiel, beteiligte sich bald an den Sticheleien.
»Man hört viele Tiere«, warf Yan ein.
»Sogar Raubtiere«, sagte Bowbaq, dem das Fauchen und Brüllen in der Ferne ebenfalls aufgefallen war.
»Mein Zoo«, sagte Zarbone stolz. »Dabei fällt mir ein: Falls ihr eine große, ungefähr drei Fuß lange weiße Eidechse seht, versucht sie einzufangen, ohne ihr wehzutun. Mein Alabasterwaran reißt mir ständig aus. Auf der Insel kommt er zwar nicht weit, aber ich habe Angst, dass er in den Redostergraben fällt oder einen Sandaal bei der Eiablage stört.«
Er ging weiter, als ob nichts
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