Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
sagen, dass ich ins Haus zurückgehe.«
»Ich komme mit Euch.«
Die anderen waren bereits um den Tisch versammelt, da sie vor dem Aufbruch ein letztes gemeinsames Mahl mit Zarbone einnehmen wollten. Der alte Mann wirkte bekümmert. Er hatte den ganzen Tag versucht, sie von ihrem Vorhaben abzubringen, denn er war überzeugt, dass er sie sonst nie wiedersehen würde.
Doch der Entschluss der Erben stand fest. Wenigstens mussten sie diesmal nicht um ihren Gastgeber trauern. Bald würden sie den Namen ihres Widersachers erfahren. Sie sehnten diesen Augenblick schon so lange herbei, dass ihnen die Gefahren, von denen die Legenden über Usul berichteten, gleichgültig waren.
Außerdem hofften sie, dass die Götter Lana eine gewisse Achtung entgegenbrachten, da sie Maz war.
Niemand ahnte jedoch, dass Lana von ihnen allen die größte Angst hatte.
Das Essen ging schnell vorbei, und die Erben begaben sich zur Othenor. Am Strand verabschiedete sich Zarbone von ihnen. Grigán versprach, ihn bald wieder besuchen zu kommen - sobald sein Leben in ruhigeren Bahnen verlief. Der alte Mann verkniff sich die Bemerkung, dass Grigán seit über zwanzig Jahren in Schwierigkeiten steckte und kein Ende absehbar war.
Léti musste Frosch zum Boot tragen, weil die Katze ihrer Herrin nicht auf den Steg folgen wollte. Sie hatte Angst vor dem Wasser. An Bord verschwand sie sofort unter Deck, wo sie während der gesamten Überfahrt mit den Hängematten und Wolldecken spielte.
Die Katze war die Einzige, die die Überfahrt genoss. Die Menschen auf dem Schiff verbrachten eine unruhige Nacht.
Zarbone hatte ihnen zwar eine Seekarte vom Schönen Land mitgegeben, doch den Weg in der Dunkelheit zu finden, war kein Kinderspiel. Sie konnten keine Laterne an Bord der Othenor entzünden, und nur selten zeigte ihnen ein Licht in der Ferne, wo sich größere Inseln befanden. So segelten sie nahezu blind über das Meer, im fahlen Schein der schmalen Mondsichel.
Bowbaq wurde erneut von seinen alten Ängsten befallen. Bei Nacht war das Meer sehr viel beängstigender als am Tag, da die Grenze zwischen den Tiefen des Meeres und der Wasseroberfläche in der Dunkelheit verschwamm. Er stellte sich vor, wie er in finsteren, kalten Fluten versank, aus denen er nie wieder auftauchen würde.
Der Riese versuchte, die bösen Gedanken zu verscheuchen, indem er von einem Fuß auf den anderen trat. Die Festigkeit des Bodens zu spüren, half ihm manchmal, seine Angst zu vergessen. Aber nicht an diesem Abend.
»In Arkarien erzählt man sich«, sagte er ernst, »der Schatten eines Menschen im Mondlicht enthülle sein wahres Wesen.«
Seine Freunde warteten schweigend, dass Bowbaq weitersprach.
»Warum erzählst du uns das?«, fragte Rey schließlich.
»Ich konnte den Schatten des Mog’lur nicht sehen«, antwortete er. »Aber ich frage mich, ob er nicht der Schatten eines Kindes war. Eigentlich bin ich sicher, dass er der eines Kindes gewesen sein muss.«
»Dein Schatten sieht jedenfalls aus wie ein Berg«, sagte Rey, um ihn zu trösten und alle aufzuheitern. »Es bräuchte schon eine ganze Horde Dämonen, um dich zu Fall zu bringen.« Mit diesen Worten ging Rey wieder daran, sein Rapier zu schleifen. Statt des edlen Gewands trug er nun wieder seine gewöhnlichen Reisekleider, und sein ungewohnt ernster Gesichtsausdruck zeugte davon, dass auch er Angst hatte.
Auf Ji waren sie dem Tod nur knapp entronnen. Rey hatte vor, auch die Fahrt zur Heiligen Insel der Guori zu überleben.
»Ihr könnt ja richtig liebenswürdig sein«, flüsterte Lana ihm zu.
»Euer Schatten ist übrigens der einer wunderschönen Frau«, sagte er. »Mein Schatten würde ihn gern näher kennenlernen.«
Lana schenkte ihm ein melancholisches Lächeln und ging davon. Das, worauf Rey anspielte, war unmöglich, selbst wenn sie sich in einer weniger aussichtslosen Lage befunden hätten. Als Maz durfte sie sich auf kein Abenteuer mit einem Ungläubigen einlassen, so verlockend der Gedanke auch war.
»Backbord!«, rief Grigán mit gedämpfter Stimme. »Das Ruder hart backbord.«
Yan korrigierte den Kurs. Er verließ sich voll und ganz auf die Adleraugen des Kriegers, der am Bug saß und aufs Wasser hinausstarrte. Corenn stand neben ihm und studierte Zarbones Seekarte. Bisher hatten sie Glück gehabt, aber sie konnten sich jederzeit verfahren oder auf einer Sandbank stranden, die nicht in der Karte eingezeichnet war.
»Dort drüben sind Lichter. Sie bewegen sich«, flüsterte Léti.
Sie
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