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Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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zeigte auf einige helle Punkte in etwa fünfhundert Schritt Entfernung. Bislang hatten alle Lichter, die sie gesehen hatten, zu Häusern auf den Inseln gehört, doch dieses Mal stammten sie von Schiffslaternen. Söldner, die Patrouille fuhren.
    Wie vereinbart holten Yan und Rey die Segel ein, sodass die Othenor langsam durch die Dunkelheit trieb. Es herrschte vollkommene Stille. Das Söldnerschiff glitt langsam an ihnen vorbei, ohne den Kurs zu ändern. Doch es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie außer Gefahr waren. Die Gefährten befürchteten, dass sie völlig vom Kurs abgekommen waren.
    »Ich habe keinen blassen Schimmer, wo wir sind«, sagte Grigán, nachdem er sich umgesehen hatte.
    Die nächsten Augenblicke schienen sich endlos hinzuziehen. Falls sie immer noch auf dem richtigen Kurs waren, mussten sie als Nächstes an einem Korallenriff vorbeikommen. Endlich entdeckte Grigán das Riff, das zwei Fuß aus dem Wasser herausragte. Er seufzte erleichtert auf.
    Corenn zog erneut die Seekarte zu Rate, obwohl sie sie mittlerweile fast auswendig kannte. Zur Heiligen Insel der Guori war es nun nicht mehr weit. War das wirklich eine gute Idee?, fragte sie sich zum hundertsten Mal. Dann rief sie sich in Erinnerung, wie gefährlich ihr gesamtes Abenteuer war. Die Antworten, die Usul ihnen geben konnte, würden über ihr Schicksal entscheiden. Sie mussten ihn treffen.
    »Nach dem Korallenriff hart steuerbord, Yan«, rief sie dem jungen Mann mit leiser Stimme zu.
    Geschickt legte Yan das Steuer herum. Er empfand eine Mischung aus Vorfreude und Angst, wie jedes Mal, wenn sich die Erben in Gefahr begaben. Vorfreude, weil er etwas Neues erleben würde, und Angst, weil er jederzeit sterben oder sein Leben von Leid überschattet werden konnte, falls Léti oder einem anderen seiner Freunde etwas zustieß.
    Yan warf Léti einen Blick voller Zuneigung zu. Sie hatte sich verändert, genauso wie er. Er hatte das Gefühl, in den letzten Dekaden erfahrener und reifer geworden zu sein, und auch Léti kam ihm stärker und härter vor. Die Umstände hatten ihr keine Wahl gelassen und sie zu einer Erwachsenen gemacht.
    Er hoffte, dass sie sich durch diese Veränderungen nicht allzu weit voneinander entfernt hatten. Er fand Léti anziehender denn je. Die Magie hatte er nicht zuletzt erlernen wollen, um ihr zu beweisen, dass auch er eine Gabe hatte. Er wollte sie beschützen, mit ihr zusammenleben, mit ihr gemeinsam lachen und Kinder bekommen, die aussahen wie sie. Yan hatte nie etwas anderes gewollt.
    Er war nicht von diesem Gedanken besessen, sondern er entsprach einfach nur seiner Vorstellung von Glück. Yan hatte nicht die Absicht, Léti ihr Leben lang hinterherzulaufen, falls sie selbst andere Pläne haben sollte. Doch in dieser finsteren Nacht auf dem Meer, weit weg von zu Hause, verfolgt von einem übermächtigen Feind und ohne Zufluchtsort, klammerte er sich an seinen Traum.
    Léti sah ihn an und schenkte ihm ein zärtliches Lächeln, als könnte sie seine Gedanken lesen. Ja, dachte er entschlossen. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sein Traum in Erfüllung ging.
     
     
    »Wir sind da«, verkündete Grigán. »Die Insel liegt direkt vor uns.«
    Die anderen fragten sich, ob das nur eine Vermutung war oder ob er tatsächlich in der Dunkelheit etwas sehen konnte. Doch allmählich zeichnete sich der düstere Umriss der Heiligen Insel am Horizont ab, in einigen Hundert Schritt Entfernung.
    »Sie ist kleiner als die Insel Ji«, sagte Bowbaq leise.
    »Umso besser. Dann wird es nicht so schwer, Usul zu finden«, sagte Rey. »Wir müssen uns nur am Strand aufstellen und laut rufen: ›He, ist hier irgendwo ein Gott? Oder treibt er sich gerade auf der Nachbarinsel herum?‹«
    Lana zuckte angesichts dieser Gotteslästerung zusammen. Obwohl der Besuch der Insel ihre Idee gewesen war, konnte sie noch immer nicht fassen, dass sie tatsächlich einen Gott treffen würden. Ihr Glaube war unerschütterlich, doch es war etwas völlig anderes, in der Abgeschiedenheit eines Tempels zu beten, als von Angesicht zu Angesicht mit einem Gott zu sprechen.
    Die Gefährten hatten Lana stillschweigend zu ihrer Fürsprecherin erwählt, und Corenn hatte ihr eine Liste mit Fragen gegeben, die sie gewissenhaft auswendig gelernt hatte. Bald würde sie einem Gott gegenübertreten. Der Gedanke versetzte die Priesterin in Angst und Schrecken.
    Auf Grigáns Befehl hin verringerte Yan die Geschwindigkeit der Othenor noch etwas mehr. Vielleicht hatten die

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