Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
anderen Seite des Rideau wusste man nicht viel, außer dass sie gegen Goran Krieg führten.
Und auch einige Züu waren zu sehen.
Die schiere Größe und Mannigfaltigkeit der Welt überwältigten Léti. Ein ganzes Leben würde nicht ausreichen, um auch nur einen Bruchteil davon kennenzulernen. In den beiden vergangenen Dekaden hatte sie nicht mehr als den Süden des Königreichs Lorelien gesehen, und das, obwohl sie zu Pferd unterwegs gewesen war.
Nun begriff sie, was Yan ihr immer hatte erklären wollen, damals, in einem früheren Leben. Er wollte fremde Menschen treffen, unbekannte Orte besuchen, neue Erfahrungen sammeln. Bislang hatte sie seine Neugier nie ernst genommen, sie sogar immer etwas sonderbar gefunden. Doch jetzt verstand sie ihn endlich.
Yan liebte das Leben.
Aber mich liebt er nicht. Der Gedanke versetzte ihr einen Stich. Er hatte nicht um ihre Hand angehalten und, tat nichts, um Rey Einhalt zu gebieten, wenn dieser mit ihr herumtändelte. Und er verbrachte seine Zeit lieber allein als in ihrer Gesellschaft - seit zwei Tagen verschwand er immer wieder im Wald.
Sie schob diesen schmerzhaften Gedanken beiseite. Die Vergangenheit ist tot, die Zukunft liegt im Sterben, sagte das Sprichwort. Allein die Gegenwart zählte.
»Siehst du etwas?«, fragte sie Rey.
»Nichts. Mittlerweile müssten sie drin sein. Das ist doch ein gutes Zeichen, oder? Vielleicht leeren sie gerade einen Becher mit den Züu und stoßen auf den geschlossenen Frieden an.«
Léti lachte über den Scherz, auch wenn ihr eher zum Weinen zumute war. Warum war sie nicht mit Yan in ihrem Haus in Eza, so wie früher?
Der Jelenis, der vor dem Eingang Wache hielt, musterte Grigán von oben bis unten. Sollte er diesen bis an die Zähne bewaffneten Ramgrith mit dem wilden Aussehen und dem finsteren Blick wirklich hereinlassen?
Grigán gab sich keine Mühe, dem lorelischen Soldaten zu gefallen. Er wartete einfach ab. Unter anderen Umständen hätte er sich nicht aufhalten lassen - er hätte Gewalt angewendet, das schon, aber er hätte sich nicht aufhalten lassen.
Der Jelenis gab seiner Dogge etwas mehr Kette. Das Tier wartete nur auf die Gelegenheit, dem Krieger an die Kehle zu springen. Grigán rührte sich keinen Zoll, selbst dann nicht, als der Hund ihm nah genug kam, um auf seine schwarze Lederkluft zu geifern.
Corenn zog den Krieger zurück und trat einen Schritt vor. So kamen sie nicht weiter. Sie hielt dem Wachsoldaten eine Goldterz hin. Sogleich pfiff dieser seinen Hund zurück, der wie wild an der Kette riss, und gab den Weg frei.
Corenn ging den schmalen Gang entlang, dicht gefolgt von Grigán. Sie mussten sich zwischen Soldaten der Elitetruppe und überzüchteten Doggen hindurchdrängen, die den Eingang kontrollierten.
Grigán fühlte sich in die Enge getrieben, und seine Nerven lagen blank. Mit einer gewissen Erleichterung betrat er die geräumige Eingangshalle, die nicht minder gut bewacht war. Zumindest gab es hier genug Platz, um einen Angriff abzuwehren, sollte es dazu kommen.
»Versucht, etwas entspannter zu wirken«, raunte Corenn ihm ins Ohr. »Man könnte meinen, Ihr legt es auf eine Prügelei an. Ihr macht die Wachen nervös, und mich auch.«
»Dreißig Schritte von hier befinden sich mehrere Züu«, antwortete er. »Ich werde keine Ruhe finden, bis wir nicht mindestens dreißig Meilen von ihnen fort sind.«
Corenn schüttelte den Kopf und bewegte sich auf die Amtsstube zu, in der ein Schreiber saß, der sich als Kassierer betätigte. Unter den wachsamen Blicken dreier Jelenis, die den Besuchern ihre Waffen abnahmen, hatte sich eine kurze Warteschlange gebildet. Unter den Wartenden war kein Zü, aber die Mörder im roten Gewand konnten genauso gut einen Gehilfen haben, der die Anmeldeprozedur für sie erledigte.
Corenn trug keine Waffe, und die Wachen hielten sich nicht lange mit ihr auf. Bei Grigán war das anders. Der Krieger überreichte ihnen einen Dolch, ein Messer und ein goronisches Schwert, das er anstelle seines Krummschwerts mitgenommen hatte. Die Jelenis verdächtigten ihn, weitere Waffen am Körper zu verbergen, und Grigán musste sich durchsuchen lassen, um sie vom Gegenteil zu überzeugen. Widerwillig ließen die Wachsoldaten von ihm ab, denn sie waren enttäuscht, ihn bei keinem Regelverstoß zu erwischen.
Der Schreiber und Kassierer hatte es nicht eilig, daher dauerte es eine ganze Weile, bis sie endlich vor dem Pult standen.
»Namen?«, fragte er gelangweilt.
»Adnera aus Mestebien
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