Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
und Bahlin aus Far«, antwortete Corenn.
Der Schreiber trug die Namen umständlich in ein ellenlanges Register ein. Er ließ sich jedes Wort buchstabieren, selbst die Namen der beiden allseits bekannten Städte.
»Kommt Ihr zum ersten Mal in den Kleinen Palast?«, fragte er, nachdem er eine mehr als dreißig Seiten lange Liste durchgesehen hatte.
»Ja.«
»Was ist der Zweck Eures Besuchs?«
»Wir möchten die Priester Zuïas aufsuchen, um ihrem Tempel ein Opfer zu bringen«, sagte Corenn ruhig.
Der Schreiber und die beiden Jelenis, die links und rechts von ihnen standen, starrten sie verblüfft an. Nur selten war jemand so offen. Die meisten Besucher behaupteten einfach, sich etwas umsehen zu wollen. Der Lorelier beschloss plötzlich, sich nicht länger mit diesen Fremden aufzuhalten, die verrückt oder eitel genug waren, ihm auf die Nase zu binden, dass sie gemeinsame Sache mit den Züu machten.
»Schön«, sagte er ungeahnt geschäftsmäßig, »die Regeln des Hauses sind einfach, und Ihr seid verpflichtet, Euch gewissenhaft an sie zu halten. Erstens: Es ist verboten, Waren laut auszurufen. Alle Geschäfte müssen so diskret getätigt werden, wie es dieser würdevolle Ort gebietet. Zweitens: Jede Art von Gewalt, sei sie körperlicher oder verbaler Natur, führt zur sofortigen Entfernung aus dem Palast. Drittens und letztens: Wer ein Geschäft abwickelt, das dem König, seinen Interessen oder denen des Königreichs schadet, oder auch nur erwägt, ein solches abzuwickeln, wird mit dem Strick bestraft. Noch Fragen?«
»Nein.«
»Schön. Möge Dona Euch gnädig sein.« So lautete der Gruß der lorelischen Kaufleute. Der Schreiber war froh, die lästigen Besucher loszuwerden.
»Müssen wir nicht noch bezahlen?«, fragte Corenn süffisant.
Der Schreiber errötete und erging sich in Entschuldigungen, während die Jelenis und die anderen Wartenden feixten. Vierzig Goldterzen wechselten den Besitzer, und der Lorelier schrieb ihnen hastig eine Quittung.
»Ich würde es vorziehen, wenn wir uns etwas unauffälliger verhielten«, flüsterte der Krieger, während sie auf den Innenhof zugingen.
»Ihr seid ohnehin nie zufrieden«, stichelte Corenn, die noch immer über die Szene in der Schreibstube lächelte.
Sie gingen unter einem Torbogen mit prachtvollen Verzierungen hindurch und gelangten in den Garten des Kleinen Palasts. Obwohl sie anderes im Kopf hatte, erinnerte der Torbogen sie unwillkürlich an die rätselhafte Pforte auf Ji.
Yan schloss die Augen, vertrieb jeden störenden Gedanken und konzentrierte sich auf die Münze. Ihm fiel beim besten Willen nicht ein, was er noch versuchen sollte, um die verflixte Prüfung zu bestehen. Bislang hatte nichts den erwünschten Erfolg gebracht. Diese Methode konnte auch nicht schlechter sein als andere.
Er sah das Geldstück deutlich vor seinem geistigen Auge. Er kannte jede Unebenheit, jeden Makel, jede Farbschattierung, einfach jeden Punkt der Oberfläche. Selbst als Greis würde er sich noch an alle Einzelheiten erinnern. In den letzten Tagen hatte er mehr Zeit mit der Münze verbracht als mit seinen Freunden.
Allmählich hasste er sie zutiefst.
Er sah sie vor sich, wie sie auf der Kante stand, ein Schandmal, ein Sinnbild seines Scheiterns. Er richtete all seine Gedanken, all seinen Willen, all seine Geisteskraft auf ein einziges Bild: das der Münze, die umfiel.
Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als er die Augen wieder aufschlug, erschöpft von diesem geistigen Kraftakt. Er fühlte sich wie nach einer Nacht voller Albträume.
Die Münze stand immer noch aufrecht da und schien sich über ihn lustig zu machen.
Yan streckte einen Finger aus, strich über die Kante und brachte sie zu Fall. So wie er es sich schon tausendmal vorgestellt hatte.
Es war so einfach … Warum gelang es ihm nicht?
»Lass uns eine Runde drehen«, flüsterte Rey Léti ins Ohr. »Es ist viel zu auffällig, so lange vor dem Palast herumzulungern.«
Léti beäugte das Gewand der Züu, das der Schauspieler unter der Novizenkutte trug, und dachte, dass sie schwerlich noch mehr auffallen könnten. Auch wenn niemand es wagte, sie anzusprechen, zogen sie sämtliche Blicke auf sich, sobald ein Stück des roten Stoffs unter der Kutte hervorschien.
»Ich hätte mir eine itharische Maske besorgen sollen«, sagte Rey, während sie zwischen den Marktbuden hindurchgingen. »Die Kapuze verdeckt mein Gesicht nur zur Hälfte. Irgendwer wird mich erkennen.«
»Du hörst dich
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