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Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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schon an wie Grigán!«, sagte Léti kichernd. »Mach dir keine Sorgen; niemand traut sich, dir ins Gesicht zu sehen.«
    »Auch die Frauen nicht? Wenn das so ist, ziehe ich diese Verkleidung sofort aus!«, scherzte er.
    Sie schlenderten ziellos über den Markt und ließen den Eingang nicht aus den Augen. Léti dachte, dass es unter anderen Umständen sehr angenehm gewesen wäre, sich von Rey die Stadt, ihre Sehenswürdigkeiten und Eigenarten zeigen zu lassen. Da gab es zum Beispiel einen Mann, der von drei bärenstarken Kerlen eskortiert von Stand zu Stand schlenderte und mindestens zehn pralle Geldbörsen am Gürtel trug.
    »Ist das ein Steuereintreiber?«
    »Niemals! Ein Steuereintreiber würde sich nicht mit einer so kleinen Eskorte in die Stadt trauen. Das ist ein Geldwechsler. Er kauft oder verkauft Terzen im Tausch gegen andere Währungen.«
    »Das ist ein Beruf?«, fragte sie verblüfft.
    »Gewiss. Ein recht einträglicher sogar, wenn auch ein gefährlicher. Geldwechsler haben mit allen Scherereien: mit den Steuereintreibern, der Gilde, den Kaufleuten und natürlich mit ihren Kunden.«
    »Ich verstehe nicht, wie man auf diese Art sein Geld verdienen kann.«
    »Ich auch nicht. Ich habe es eine Weile versucht, aber bald die Flinte ins Korn geworfen.« Rey grinste. »Goronische Kronen, itharische Rupien, Dukaten aus den Fürstentümern, kaulanische Mondköniginnen, Taler aus den Unteren Königreichen, romische Monarchen und dann noch sämtliche Untereinheiten. Ich habe ständig alles durcheinandergeworfen. Einmal bot mir sogar jemand wallattische und thalittische Münzen an, die ich noch nie zuvor gesehen hatte! Ich beschloss, den Beruf an den Nagel zu hängen, bevor ich völlig pleite war.«
    »Du hast ja schon einiges hinter dir«, sagte Léti grinsend. »Schmuggler, Geldwechsler, Schauspieler …«
    »Kellner, Messerwerfer, Stadtschreiber, und eine knappe Dekade lang heuerte ich sogar als Matrose an«, ergänzte Rey. »Die schlimmste Zeit meines Lebens. Acht Tage auf einem Schiff und keine Frau an Bord!«
    Mit gespieltem Tadel boxte Léti ihn gegen die Schulter. Doch in Wahrheit war sie ihm dankbar. Er hatte ihre Angst verjagt.
    Sie fühlte sich wohl in seiner Gegenwart. Er war zehn Jahre älter als sie, und das verlieh ihm eine Selbstsicherheit, die ihr guttat. Sie hatte ihn von Anfang an charmant gefunden. Vielleicht konnte sie durch ihn Yan vergessen.
    Rey ließ ihr keine Zeit, weiter über diese Frage nachzugrübeln, sondern zog sie mit einem schelmischen Grinsen mit. »Komm. Ich zeige dir etwas, das es nur in Lorelia gibt. Den einzigen Beruf, in dem ich es je zu etwas gebracht habe.«
     
     
    Grigán und Corenn waren nicht die Ersten im Garten des Kleinen Palasts. An die zwanzig Händler und Besucher schlenderten die Wege entlang, und mindestens noch einmal so viele verbargen sich hinter den Sedahecken.
    Wie Rey vorhergesagt hatte, patrouillierten Jelenis in dem Säulengang, der den Garten umgab, und auf der oberen Galerie hielten Bogenschützen nach unerlaubten Waffen Ausschau. Diese Vorsichtsmaßnahmen hätten den Krieger eigentlich in Sicherheit wiegen müssen, doch sie versetzten ihn stattdessen in helle Aufregung. Bei seinen Vorbereitungen hatte er eine furchtbare Möglichkeit übersehen: Was, wenn sich ein Zü in die Reihen der lorelischen Wachen eingeschlichen oder einen der Soldaten bestochen hatte?
    »Wartet hier auf mich, Corenn. Ich bin gleich zurück. Bleibt zwischen den Säulen.«
    Sie nickte, während Grigán langsam in die Mitte des Gartens schlenderte und nach möglichen Angreifern Ausschau hielt. Wenn er an anderen Besuchern vorbeikam, unterbrachen diese ihre Gespräche, bis er außer Hörweite war. Vermutlich hielten sie ihn für einen königlichen Spion.
    Der Innenhof des Kleinen Palasts hatte sich im Verlauf der Jahre zum Umschlagplatz für illegale Waren aller Art entwickelt. Sämtliche Erzeugnisse und Dienste, die im Rest des Königreichs verboten waren, wurden hier ungestraft feilgeboten. Man konnte Söldner, Gildenbrüder oder Züu anwerben, es wurde mit Sklaven, Drogen und aus Tempeln gestohlenen Kunstwerken gehandelt, und man schmiedete geheime Abkommen, spann Intrigen oder verhandelte auf neutralem Boden. Der Markt im Kleinen Palast war für den König nicht nur eine unerschöpfliche Einnahmequelle, sondern auch der beste Ort, um alles über seine Untertanen herauszufinden.
    Als Grigán weit genug von Corenn entfernt war, machte er auf dem Absatz kehrt. Da ihn kein Pfeil

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