Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
seine Gäste seit dem Morgen geflissentlich ignoriert und sich auf dem Hof zu schaffen gemacht. Trotz seines Missmuts nahm er das Angebot an, denn auch er war ein leidenschaftlicher Spieler.
Nach einigen Runden ohne Einsatz gingen die beiden Männer dazu über, Ticks zu setzen und bald auch Terzen. Rey gewann den Preis für seine Übernachtung auf dem Hof, bevor Raji das Handtuch warf.
Endlich ging die Sonne unter, und die Erben verbrachten die dritte Nacht in dem Keller. Ihre Gedanken kreisten um das, was der Morgen bringen würde.
Bellec staunte nicht schlecht, als Raji nicht wie beim ersten Mal mit zwei Störenfrieden, sondern gleich mit vier bei ihm im Keller aufkreuzte - und zu allem Überfluss zwei Frauen. In den Augen des Wirts waren Frauen unfähig, ein Geheimnis zu wahren. Das war, das sei das Ende seines lukrativen Geschäfts.
Raji zuckte hilflos mit den Achseln. Er konnte nichts dafür. Er wäre nicht einmal nach Lorelia gekommen, wenn er nicht seine aufdringlichen Gäste hätte im Auge behalten müssen.
Grigán überging die Proteste des Wirts und führte seine Freunde aus der Herberge heraus. Seine Laune war auch ohne das Jammern und Wehklagen des Loreliers schon schlecht genug.
Nur er und Corenn würden die Züu im Kleinen Palast aufsuchen. Rey hatte eingesehen, dass es besser war, wenn er dem Treffen fernblieb. Die Gefahr, dass ihn irgendjemand auf dem Markt erkannte, war einfach zu groß. Trotzdem hatte er darauf bestanden, sie nach Lorelia zu begleiten, und Grigán hatte das Angebot bereitwillig angenommen. Eine Verstärkung außerhalb des Palasts konnte eine große Hilfe sein.
Léti war nicht davon abzubringen, sich der Expedition anzuschließen. Corenn bot all ihre Überredungskunst auf, um sie zum Bleiben zu bewegen - ohne Erfolg. Irgendwann begrub Grigán jede Hoffnung, dass irgendwer auf ihn hörte. Er hob die Arme zum Himmel und sagte, wenn es weitere Selbstmordkandidaten gebe, könnten sie sich ihnen gerne anschließen.
Yan warf Léti einen neidischen Blick zu, doch er wollte Bowbaq nicht allein lassen. Dem Riesen ging es zwar besser, und er brauchte eigentlich niemanden mehr, der an seinem Krankenbett wachte, doch die kaulanische Höflichkeit gebot Yan zu bleiben. Außerdem würde er sich zu beschäftigen wissen. Corenn wusste, dass der Junge den Tag damit verbringen würde, seinen Willen zu trainieren.
Diesmal führte Grigán Rey, Corenn und Léti zum Kleinen Palast, und zwar auf kürzestem Weg und ohne sich alles in Ruhe anzusehen. Er sorgte sich um ihre Sicherheit, und wie immer in solchen Momenten war er wortkarg, verschlossen und mürrisch.
Bald kam das Gebäude in Sicht. Der Platz der Reiter, der ihm zwei Tage zuvor so groß vorgekommen war, wirkte jetzt, da er mit Marktbuden und Ständen in allen Größen zugestellt war, sehr viel kleiner. Als sie sich durch die Menge drängten, raffte Rey die Novizenkutte, die er wieder über dem Gewand der Züu trug.
In einiger Entfernung vom Palast trennten sie sich. Wenn sie zusammen gesehen wurden, wäre die verstärkung durch Rey und Léti kein Geheimnis mehr, weshalb nur Corenn und Grigán das prachtvolle lorelische Bauwerk betraten, während die anderen beiden im Marktgetümmel zurückblieben.
Léti ging auf, dass sie ihre Tante vielleicht zum letzten Mal sah. Die Erben hatten in der letzten Zeit so viel gemeinsam durchgestanden, dass ihnen jede Trennung schwerfiel, umso mehr, da ihr Leben bedroht war.
»Was für ein Palast!«, sagte sie, um ihre Angst zu überspielen.
»Warst du noch nie in Lorelia?«
»Nur im Hafen. Sonst nahmen wir von Benelia aus die Fähre und reisten direkt weiter nach Berce. Im Stadtzentrum bin ich zum ersten Mal.«
»Und umgekehrt sehen die Lorelier dich zum ersten Mal. Sie sind die eigentlichen Glückspilze.«
Léti dankte ihm das Kompliment mit einem Lächeln. Sie ließ ihren Blick über den Markt schweifen, während Rey den Eingang zum Kleinen Palast beobachtete. Ein Großteil der Waren, die auf dem Markt feilgeboten wurden, waren ihr völlig unbekannt, und die Händler und Käufer wirkten nicht minder fremd.
Auf dem Platz der Reiter waren alle Völker der bekannten Welt vertreten. An den Ständen drängten sich nicht nur Lorelier, sondern auch Goroner, Itharer, Rominer aus allen fünf Provinzen, Arkarier, Kaulaner, Jez, Guori, Yérim, Juneer und natürlich Vertreter der elf wichtigsten Stämme der Unteren Königreiche.
Dann waren da noch die Bewohner des Ostens. Von den Völkern von der
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