Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
zuschlagen!«, brüllte Grigán. »Du wirst zuschlagen, selbst, wenn ihm das wehtut, und sogar dann, wenn er stirbt! Du wirst zuschlagen, um dein Leben zu retten! Und das der Menschen, die du liebst! Verstanden?«
Léti sah die anderen der Reihe nach an. Sie hatten sie beschützt, verteidigt, gerettet. Ihr Blick blieb an Yans Gesicht hängen. Er hatte sein Leben für sie aufs Spiel gesetzt. Er liebte sie nicht und war trotzdem bereit gewesen, sich zu opfern! Musste sie daraus nicht eine Lehre ziehen? War ihr Gejammer nicht selbstsüchtig?
»Verstanden?«, wiederholte Grigán.
»Ja«, stöhnte sie, damit er sie losließ.
»Gut! Wenn du dein Schwert gegen jemanden erhebst, verletzt du ihn. Zwangsläufig. Aber dein Angreifer zwingt dich dazu. Er selbst. Na - bist du immer noch so versessen darauf zu kämpfen?«
»Nein«, stammelte Léti, deren Tränen versiegt waren. »Ich meine, doch. Ich will es immer noch lernen.«
»Schön«, sagte Grigán, der sich mittlerweile etwas beruhigt hatte. »Morgen stehen Übungen auf dem Plan, die wehtun. Und ich will nichts mehr von diesem Unsinn hören!«
»Versprochen.« Léti reckte das Kinn.
Die Standpauke hatte wie ein Schlag vor den Kopf gewirkt, stark genug, um sie wachzurütteln und ihr neuen Mut zu geben.
»Und ich möchte, dass du mitmachst, Bowbaq«, fügte Grigán hinzu, beflügelt von seinem Erfolg. »Irgendwann wirst du auf jemanden stoßen, den deine Größe nicht abschreckt.«
»Ich will nicht töten«, erwiderte der Riese. »Mich verteidigen schon, aber nicht töten.«
»Wie du willst. Dann lerne wenigstens, deinen Gegner bewusstlos zu schlagen! Damit wäre schon viel gewonnen!«
Zufrieden setzte sich Grigán wieder, ohne Bowbaqs Antwort abzuwarten. Der Ausbruch hatte ihm gutgetan. Er nahm sich vor, seiner Wut öfter Luft zu machen.
Die anderen sahen ihn verdutzt an. Grigán wirkte wie verwandelt. Sein Gebrüll schien immer noch im Raum zu hängen.
»Ich würde gern mehrere Gegner auf einen Streich töten können«, warf Rey ein. »Habt Ihr nicht einen Trick, den Ihr mir beibringen könnt?«
Alle lachten, und die Anspannung löste sich ein wenig.
»Erzähl ihnen einen Witz. Das wird ihnen den Todesstoß versetzen«, antwortete Grigán, was mindestens ebenso viel Gelächter hervorrief.
»Sagt«, fragte Rey, als wieder Ruhe eingekehrt war. »Wusstet Ihr, dass Ihr verfolgt werdet?«
»Natürlich«, sagte Grigán ohne jede Bescheidenheit. »Nachdem wir uns von den Züu verabschiedet hatten, unterhielt sich Corenn eine Weile mit einem Goroner. Bei der Gelegenheit entdeckte ich, dass der Zü hinter uns her schlich.«
Die anderen sahen Corenn neugierig an.
»Der Goroner bot mir einen Handel an, das war alles«, erklärte sie. »Das ist uns mindestens zehnmal passiert. Bei diesem dachte ich, dass sein Angebot vielleicht für Meister Raji von Interesse sein könnte. Deshalb habe ich den Mann angehört.«
»Wenn Raji erfährt, dass Ihr seinen Namen im Kleinen Palast erwähnt habt, fällt er auf der Stelle tot um«, sagte Rey.
»Ich habe seinen Namen nicht erwähnt. Ich habe ihm nur die Nachricht überbracht, und er kann damit machen, was er will. Eine Hand wäscht die andere.«
Daraufhin trat Schweigen ein. Die wichtigste Frage hatten sie noch nicht besprochen, ganz so, als hätten sie Angst vor ihr. Doch früher oder später mussten sie sich ihr stellen.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Rey.
»Das liegt doch auf der Hand!«, antwortete Grigán. »Wir reisen so schnell wie möglich nach Junin. Nur Königin Séhane kann uns helfen, andere Erben zu finden. Falls überhaupt noch welche am Leben sind. Zumindest kann sie uns helfen, mehr über die Sache herauszufinden.«
»Aber sie ist auch unsere Hauptverdächtige«, warf Rey ein. »Sie ist die Einzige, die in der Sache drinsteckt und genug Gold hat, um die Züu bezahlen zu können. Außerdem ist auf sie kein Mordanschlag verübt worden.«
»Das wissen wir nicht genau«, verbesserte ihn Corenn. »Wer von Euch hat in letzter Zeit Neuigkeiten aus den Fürstentümern erhalten?«
Natürlich niemand.
»Wir wissen jetzt, dass unser Feind ein Mann ist. Er könnte natürlich nur ein Mittelsmann sein, aber das ist unwahrscheinlich. Ich kenne Séhane, und ich glaube nicht, dass sie hinter der Sache steckt.«
»Na, dann ist doch alles klar. Auf nach Junin.«
»Ich finde, wir sollten uns noch einmal mit den Züu treffen. Wir sollten bis zur nächsten Dekade hierbleiben.«
Corenns Worte verblüfften
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