Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
alle.
»Wir können nicht zurück in den Kleinen Palast«, sagte Grigán. »Wir haben unser Leben schon zu oft aufs Spiel gesetzt - wir sollten das Schicksal kein weiteres Mal herausfordern.«
»Die Züu lassen sich vielleicht darauf ein, uns einen Aufschub zu gewähren. Ich glaube, das Warten lohnt sich. Um die Gefahr zu verringern, werde ich natürlich allein gehen.«
Die anderen erwachten aus ihrer Erstarrung und protestierten lauthals. Alle riefen durcheinander: »Auf keinen Fall« und »Kommt nicht infrage«. Corenn musste lachen. Und ihre Freunde fanden sie unvernünftig.
»Was erhofft Ihr Euch davon?«, fragte Grigán wütend. »Die Züu kennen keine Gnade. Sie werden uns nicht helfen. Niemals! Um sie uns vom Hals zu schaffen, müssten wir sie alle töten. Aber das ist unmöglich. Also müssen wir unseren Feind finden. Das ist unsere einzige Chance! Ihr habt es selbst gesagt!«
»Das wird leichter, wenn sie uns einen Aufschub gewähren. Außerdem hoffe ich, bei einem weiteren Gespräch noch mehr über ihn herauszufinden.«
»Sie werden kein Sterbenswörtchen sagen«, wandte Rey ein und übernahm nun Grigáns Part. »Sie würden sich sogar weigern, uns zu zeigen, wo der Himmel ist, wenn Euch die Antwort wichtig wäre. Die Züu lieben Geheimnisse und die Angst, die sie damit erzeugen. Außerdem kann es sein, dass die Priester überhaupt nichts über unseren Feind wissen!«
»Wenn wir wüssten, was sie wissen, würde uns das sehr weiterhelfen, oder?«, fragte Bowbaq scheu.
»Natürlich«, sagte Corenn.
»Ich verstehe.«
Der Riese wirkte gedankenverloren. »Vielleicht hat Corenn recht.«
»Was?«, rief Grigán.
»Nun ja … Wenn eine Rückkehr in den Kleinen Palast bedeutet, dass ich bald wieder heim nach Arkarien kann, dann … Dann möchte ich, dass wir hingehen. Ich werden dich begleiten, Corenn.«
»Auch das noch!«, tobte Grigán. »Da heute Abend anscheinend alle irgendwo hingehen wollen, schlage ich vor, wir vergessen das Ganze erst einmal. Irgendwelche Einwände?«
Keiner sagte etwas, und so wurde die Frage auf den nächsten Tag verschoben, sehr zu Bowbaqs Erleichterung.
Der Riese brauchte etwas Zeit, um nachzudenken und eine Entscheidung zu treffen. Wenn er einen Fehler machte, würde er es den Rest seines Lebens bereuen.
Yan bat Grigán, die Falltür nicht gleich zu verriegeln, da er noch etwas frische Luft schnappen wollte. Der sternenklare Himmel und die kühle Nacht brachten etwas Ordnung in seine wirren Gedanken. Ziellos lief er los.
Raji saß mit einem Krug Bier aus Cyr auf der Veranda und betrachtete die Sterne. Yan hob die Hand zum Gruß und überlegte, ob er ein paar Worte mit dem Schmuggler wechseln sollte. Doch er hatte keine Lust zu plaudern, und so schlenderte er in die entgegengesetzte Richtung davon. Er wollte allein sein und nachdenken.
Er hatte sich nicht genug um Léti gekümmert. Aus Unzufriedenheit darüber, dass er den Tag der Versprechen hatte verstreichen lassen, war er nicht als Freund für sie dagewesen, als sie ihn gebraucht hatte.
Léti liebte ihn nicht, und er allein war schuld daran. Sie hatte eine Schwäche für Rey, was nicht weiter verwunderlich war. Auch Yan mochte ihn, und bei der jungen Frau war aus der Zuneigung eben Liebe geworden.
Er war nicht traurig, nicht wütend, nicht am Boden zerstört. Nur enttäuscht. Schrecklich enttäuscht. Léti war seine Zukunft gewesen, seine Hoffnung, das Schönste auf der Welt. Was blieb ihm jetzt noch? Sein Leben würde trostlos und eintönig sein.
Die Stalltür knarrte. Yan erkannte die Gestalt, die auf ihn zukam, nicht auf Anhieb. Es war Corenn.
»Guten Abend, junger Mann. Seid Ihr nicht müde?«
»Nicht so sehr, nein. Ich glaube, heute Nacht wird keiner von uns gut schlafen«, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.
»Den Züu wird es nicht viel besser ergehen!«, scherzte sie.
Yan lächelte schwach. Ihm war nicht zum Lachen zumute. Außerdem konnte er sich nicht vorstellen, dass die Mörder im roten Gewand schlecht schliefen. Allein der Gedanke, dass sie überhaupt schliefen wie alle anderen, erschien ihm absurd.
»Ich möchte dich um einen Gefallen bitten«, sagte Corenn. »Sprich mit Léti. Geh mit ihr spazieren, sag ihr etwas Nettes. Ich möchte, dass sie die schrecklichen Ereignisse der letzten Tage für eine Weile vergisst.«
Yan warf der Ratsfrau einen Seitenblick zu und fragte sich, ob tatsächlich nichts anderes hinter der Bitte steckte. Corenn hatte ein feines Gespür. Was ahnte
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