Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
sie?
    »Das ist eine gute Idee«, antwortete er. »Aber es ist bestimmt besser, wenn das jemand anders übernimmt.«
    Genauso gut könnten Rey, Bowbaq oder Corenn Léti aufmuntern. Und sie würden im Gegensatz zu ihm nicht darunter leiden.
    »Das glaube ich kaum.« Corenn grinste schelmisch. »Die Dinge sind selten so einfach, wie sie scheinen, Yan. Vertrau mir und sprich mit Léti. Ich bin überzeugt, du wirst überrascht sein.«
    Corenn sprach in Rätseln, aber Yan verstand die Botschaft. Dass sie glaubte, er habe noch eine Chance, machte ihm neuen Mut.
    Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, befangen durch die plötzliche Nähe, die zwischen ihnen entstanden war. Dann fiel Yan ein, dass auch er ihr etwas zu erzählen hatte. »Übrigens, ich habe es geschafft«, sagte er ohne Umschweife.
    »Was hast du geschafft?«
    »Die Münze. Ich meine, die Prüfung. Ich habe es geschafft, einen Gegenstand zu Fall zu bringen. Es hat lange gedauert, aber ich habe es geschafft.«
    Corenn blieb stehen und musterte ihn prüfend. Machte er einen Scherz? Nein, er schien es ernst zu meinen. »Unmöglich«, stammelte sie. »Das ist unmöglich. Du musst dich irren.« Corenn traute ihren Ohren kaum. Wenn er es tatsächlich geschafft hatte, trug Yan einen derart starken Willen in sich, dass er eines Tages der größte Magier der bekannten Welt werden könnte. Der Gedanke, dass sie seine Kraft entdeckt hatte, ließ sie erschauern.
    »Nein, es stimmt«, sagte Yan, der nicht verstand, warum Corenn so aufgeregt war.
    »Der Wind. Der Wind muss die Münze umgestoßen haben.«
    »Das dachte ich zunächst auch, aber es ging kein Lüftchen. Außerdem nahm ich statt der Münze meine Mondkönigin. Sie ist unten viel breiter, und der Wind hätte sie nicht … Das war doch kein Trick, oder?«, fragte er, als er ihren fassungslosen Blick bemerkte.
    Corenn starrte auf die kleine blaue Muschel, die Yan um den Hals trug. Sie war schwerer und unförmiger als die Münze. Mit solch einem Gegenstand war die Übung zehnmal so schwer. Nein, es war kein Trick.
    Sanft nahm sie den jungen Mann bei den Schultern. Yan blinzelte sie verwirrt an. Er wusste nicht, was an seinem Gelingen so befremdlich war. Hatte er nicht einfach getan, was sie ihm aufgetragen hatte?
    »Hör zu, Yan. Du kannst es nicht geschafft haben. Weil … Weil … Weil es eben unmöglich ist!
    Die Prüfung dient nur dazu, herauszufinden, ob du genug Geduld hast. Man wartet einige Dekaden ab, und dann beginnt man den Lehrling zu unterrichten. Ich kenne niemanden, der die Prüfung bestanden hat, ohne vorher mondelang Unterricht bekommen zu haben. Das ist, als könntest du schreiben, noch bevor du überhaupt sprechen gelernt hast. Deshalb stelle ich dir die Frage ein letztes Mal, und dann werde ich deine Worte nie wieder anzweifeln. Yan, hast du die Muschel tatsächlich zu Fall gebracht?«
    Angesichts ihrer Verblüffung kamen ihm allmählich selbst Zweifel. Er hatte die Muschel nicht mit eigenen Augen fallen sehen … Aber er hatte den Willen gespürt. Seinen Willen. »Ja, das habe ich.«
    Corenn ließ ihn los und wanderte unter dem Sternenhimmel auf und ab. Sie brauchte etwas Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen. Yan brachte alle Vorraussetzungen mit, um ein großer Magier zu werden.
    Ihre Gefährten würde staunen. Corenn beschloss, das Geheimnis noch ein paar Tage lang zu hüten, um sich noch eine Weile an dem Wunder zu erfreuen, bevor die anderen davon erfuhren.
    Drei Tage. Yan hatte die Prüfung in drei Tagen geschafft! Und ihm war das lang vorgekommen …
     
     
    Wie Yan vorausgesagt hatte, schliefen in jener Nacht alle Erben mit Ausnahme von Rey schlecht. Yan selbst tat lange kein Auge zu, weil ihm die Aufregung des Tages noch in den Knochen steckte. Léti sah im Traum noch einmal den Todeskampf des Zü vor sich. Grigán wälzte sich herum und sorgte sich wegen ihres Streits, und Corenn grübelte lange über all das nach, was Tag für Tag über die Gefährten hereinbrach.
    Bowbaq schlief überhaupt nicht. Er dachte die ganze Nacht über Gut und Böse nach, Regeln und die Notwendigkeit, sie zu brechen, Vernunft und Gefühl. Als der Morgen kam, hatte er eine Entscheidung getroffen.
    Er stand lange vor allen anderen auf und bereitete ein Frühstück nach arkischem Brauch zu: ein reichhaltiges Mahl. Es gab Rauchfleisch, getrocknete Früchte, Fladenbrot aus Lermian und Käse. Dazu brühte Bowbaq Coze-Tee auf, weil er in Rajis Warenlager keinen Milo, das traditionelle Getränk

Weitere Kostenlose Bücher