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Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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des Weißen Landes, gefunden hatte.
    Da es wieder einmal in Strömen regnete, baute er im Stall einen Tisch aus Hackklötzen und Brettern auf. Die Cozeblätter köchelten gerade im Wasser vor sich hin, als sich Grigán zu ihm gesellte. Er sah so aus, wie er sich fühlte: hundemüde.
    »Eigentlich wollte ich über den Krach schimpfen, den du hier oben machst, aber ich habe solchen Hunger, dass ich erst einmal essen werde. Danke, mein Freund.«
    Bowbaq schenkte ihm ein scheues Lächeln. Er spürte, wie sein Entschluss ins Wanken geriet. Wenn die anderen nicht bald kämen, würde er nie den Mut aufbringen, es ihnen zu erzählen.
    Wie als Antwort auf seine Hoffnung stießen Corenn, Léti, Rey und als Letzter Yan zu ihnen. Alle waren überrascht, aber dankbar für das Frühstück. Sie freuten sich, denn es zeigte, dass der Riese endgültig genesen war.
    Bowbaqs Herz schlug immer schneller. Er musste es hinter sich bringen. »Ich verdiene eure Freundschaft nicht«, sagte er düster.
    Erst grinsten alle noch breiter, doch als sie sahen, dass es ihm ernst war, erstarb ihr Lächeln.
    »Was redest du da für einen Unfug?«, brummte Grigán.
    Er hatte leise Schuldgefühle. Vielleicht hatten seine Worte vom Vorabend Bowbaq getroffen?
    »Ich … Ich kann euch helfen«, sagte er. »Ich habe noch nie mit jemandem darüber gesprochen, und obwohl ich es die ganze Zeit wusste, habe ich nichts gesagt. Deshalb verdiene ich eure Freundschaft nicht.«
    Corenn und Grigán, die Bowbaq schon lange kannten, bezweifelten, dass es sich tatsächlich um etwas Schlimmes handelte. Der Riese neigte zu Übertreibungen. Doch Yan, Rey und Léti nahmen seine Worte ernst.
    »Wovon redest du?«, fragte Rey. »Jeder tut, was er kann. Du musst dir keine Vorwürfe machen.«
    »Doch«, beharrte Bowbaq. »Wie ihr wisst, bin ich ein Erjak …«
    »Ja, und?«
    »Nun ja … Ich kann in die Gedanken von Tieren eindringen, jedenfalls in die von Säugetieren. In die aller Säugetiere«, sagte er.
    Plötzlich schlug sich Corenn mit der Hand vor die Stirn. Es war so einfach. Warum war sie nicht von selbst darauf gekommen?
    Auch Yan glaubte, Bowbaq verstanden zu haben. Aber er wollte es genau wissen. »Auch bei Menschen?«, fragte er neugierig. »Du kannst Gedanken lesen?«
    »Gewissermaßen«, sagte Bowbaq, froh, dass es heraus war.
    »Und ich kann das romische Alphabet rückwärts aufsagen«, sagte Rey. »Komm schon, Bowbaq, so früh am Morgen ist das schwer zu verdauen. Vor allem nach solch einem Frühstück.«
    »Aber es ist wahr«, sagte der Riese empört.
    Corenn musste lachen. Die Erben, die die Züu für jämmerliche Flüchtlinge hielten, hatten eine Menge verborgener Talente. Schwere Prüfungen bringen stets das Beste in uns zum Vorschein, dachte sie.
    »Warum hast du uns das nicht eher gesagt, Bowbaq?«
    »Es ist verboten«, erklärte er. »Indem ich es euch sage, breche ich meinen Erjak-Schwur. Zum ersten Mal«, setzte er eilig hinzu.
    Sie verstanden ihn, denn allen war klar, welche Bedeutung ein solcher Schwur hatte und welches Opfer das Geständnis ihrem Freund abverlangte.
    »Ihr alle könnt das? Alle Erjaks?«, fragte Léti verwundert.
    »Ja. Mehr oder minder gut, wie bei den Tieren. Je nach Begabung.«
    Bowbaq fühlte sich schon viel besser, denn seine Freunde waren nicht wütend geworden. Er beschloss, ihnen noch etwas anzuvertrauen. »Auf diese Weise ist meine Gabe entdeckt worden«, erklärte er. »Als Kind drang ich hin und wieder in die Gedanken der Angehörigen meines Klans ein, nachts, wenn sie schliefen. Ich las in ihren Erinnerungen und besuchte sie in ihren Träumen … Ich wusste nicht, was ich tat, denn natürlich dachte ich, jeder könne es. Eines Tages drang ich in die Gedanken eines wachen Mannes ein. Er bemerkte es sofort. Der ganze Klan war zornig auf mich. Da erst begriff ich, dass mein Verhalten unhöflich war. Und dass ich der Einzige war, der so etwas konnte.«
    »Das war bestimmt schlimm für dich«, sagte Grigán.
    Er hatte zwei Jahre im Weißen Land gelebt und wusste, welche Bedeutung die Arkarier einem Verstoß gegen die Höflichkeit beimaßen. Sie mussten Bowbaq mehrere Monde, wenn nicht gar mehrere Jahre lang wie einen bösartigen, ungezogen Jungen behandelt haben. Kein Wunder, dass er sein Geheimnis so lange gehütet hatte.
    »Wer gab dir Unterricht?«, fragte Corenn. »Wer nahm dir den Schwur ab?«
    »Ein Erjak aus einem anderen Klan, den mein Vater bei der Großen Jagd kennengelernt hatte. Ich war mehrere Monde lang sein

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