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Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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campierten. Er wünschte sie sich weit fort, sehr weit fort.
    Die Erben konnten es kaum erwarten, unter sich zu sein, um einander zu erzählen, was geschehen war. Auf dem Weg von der Barbier-Enfel-Straße zur Herberge hatte sie nur wenige Worte wechseln können, nicht genug, um ihre Neugier zu stillen. Außerdem waren alle damit beschäftigt gewesen, Léti zu trösten, der haltlos die Tränen über die Wangen liefen. Und auch während sie durch den Tunnel zurück zu Rajis Haus gingen, schwiegen sie.
    Erleichtert schoben sie das Tor zu ihrer Unterkunft auf. Yan und Bowbaq sprangen auf, noch ungeduldiger als ihre Freunde. Die verzagten Gesichter ihrer Gefährten verhießen nichts Gutes.
    Raji stieg wortlos die Treppe hoch, und endlich waren sie allein. Léti brach abermals in Tränen aus, da sie Angst hatte, Yan würde sie wegen ihrer Tat verurteilen. Rey legte ihr den Arm um die Schulter, so wie er es auf dem ganzen Rückweg getan hatte. Eigentlich eine rein freundschaftliche Geste, aber Yan stürzte sie in tiefe Verzweiflung.
    Normalerweise wäre der junge Kaulaner zu seiner Freundin gegangen, um sie zu trösten, ganz gleich, was der Grund für ihre Traurigkeit war. Normalerweise. Doch jetzt hatte das jemand anderes übernommen.
    Seine Knie wurden weich, und er wandte seinen Gefährten den Rücken zu, schlich in einen dunklen Winkel des Kellers und setzte sich an die Wand. Von dort aus lauschte er mit halbem Ohr Corenns und Grigáns Erzählung.
    Er vergaß völlig, der Magierin zu erzählen, dass er die Prüfung bestanden hatte.
    Doch das war nun belanglos. Er hatte Léti für immer verloren. Alles andere war ihm egal.
     
     
    Bei Sonnenuntergang beriefen sie den »Rat der Erben« ein. So pflegte Corenn mittlerweile die Zusammenkünfte zu nennen, bei denen sie wichtige Entscheidungen trafen oder das Geheimnis von Ji zu enträtseln versuchten. Der Name war eine nostalgische Anspielung auf den Ständigen Rat des Großen Hauses in Kaul.
    Nach ihrer Rückkehr aus Lorelia hatte Corenn allen eine Ruhepause verordnet, denn Grigáns Missmut, Létis Traurigkeit und Yans Kummer - den das Mädchen als Einzige zu übersehen schien - machten jedes vernünftige Gespräch unmöglich.
    Nun waren die Gefährten ausgeruht und konnten sich den Fragen widmen, die sie sich seit Beginn ihres Abenteuers jeden Tag stellten: Was sollten sie als Nächstes tun? Wohin würden sie als Nächstes gehen?
    Corenn fasste mit knappen Worten zusammen, was im Kleinen Palast geschehen war, und fügte einige Einzelheiten hinzu, die sie bei der ersten Erzählung vergessen hatte. Sie endete mit dem tragischen Kampf in der Sackgasse. »Es ist ein Jammer, dass der Mann die Verfolgung nicht einfach aufgab«, sagte sie bedauernd. »Es verkompliziert unsere Lage.«
    Léti nickte mit leerem Blick. Sie holte tief Luft und räusperte sich umständlich. Ihre Freunde sahen sie aufmerksam an.
    »Ich … Ich wollte ihn nicht töten«, sagte sie leise. »Jedenfalls nicht so. Ich bereue es. Es war so … Er hatte solche Angst …«
    »Du hast vollkommen richtig gehandelt«, sagte Grigán.
    »Er hat schließlich dich angegriffen!«, bekräftigte Rey.
    »Du hast das Richtige getan«, pflichtete Corenn den beiden bei. »Er war ein Mörder. Du hast nur dein Leben verteidigt. Du hast richtig gehandelt«, wiederholte sie.
    Jeder wusste etwas Aufmunterndes zu sagen, aber Léti traten abermals Tränen in die Augen.
    Früher hätte auch Yan die richtigen Worte gefunden. Doch nun hatte er nicht mehr die Kraft dazu, und so blieb er stumm und starrte nur mürrisch vor sich hin. Sein Schweigen traf Léti tief.
    »Er … Er schien so sehr zu leiden …«, stammelte sie unter Tränen.
    Die Erben wussten keinen Rat mehr. Léti tat ihnen leid, und sie waren unfähig, sie zu trösten. Sie wechselten hilflose Blicke.
    Grigán hielt es nicht länger aus und stand mit finsterer Miene auf. Mit zwei Schritten war er bei Léti und packte sie an den Schultern. »Sieh mich an. Sieh mich an!«, befahl er der jungen Frau, die die Hände vors Gesicht geschlagen hatte und schluchzte.
    Atemlos beobachteten die Gefährten die Szene. Obwohl er aufbrausend war, hatten sie ihn selten so wütend erlebt. Rey und Yan fürchteten sogar, der Krieger würde Léti schlagen.
    »Sieh mich an! Was wirst du das nächste Mal tun, wenn dich ein Zü angreift? Antworte! Was wirst du tun?«
    »Ich weiß es nicht!«, rief Léti verzweifelt, während ihr Tränen übers Gesicht liefen. »Ich weiß es nicht!«
    »Du wirst

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