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Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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zu erklären. Doch der Riese fand nicht die richtigen Worte, um eine Gabe zu beschreiben, die er von Geburt an besaß. Aus Höflichkeit wagte er nicht, Rey zu beichten, dass man das Gedankenlesen nicht erlernen konnte. Unter Prusten gab Rey es schließlich auf, nahm dem Arkarier jedoch das Versprechen ab, ihn eines Tages, wenn ihr Leben wieder in ruhigeren Bahnen verliefe, auf die Promenade der Spieler zu begleiten. Da er sich über diesen Freundschaftsbeweis freute, sagte Bowbaq zu, ohne zu ahnen, was Rey da von ihm verlangte.
    Corenn überreichte Raji den vereinbarten Preis für die Unterkunft und zahlte für die folgende Dekade im Voraus. Erst verfinsterte sich das Gesicht des kleinen Schmugglers, da er schon befürchtet hatte, dass er seine Gäste nicht so schnell loswurde, doch angesichts der beeindruckenden Anzahl Terzen, die Corenn in seine Hand häufte, verrauchte seine Wut rasch. Bald würde den Gefährten das Geld ausgehen. Aber Corenn hatte Raji ihr Wort gegeben. Außerdem aßen sie von seinen Vorräten, weshalb sie bei dem Handel nicht allzu schlecht davonkamen.
    Als Corenn ihm von dem Angebot des Händlers aus dem Kleinen Palast erzählte, stieß Raji spitze Schreie aus. Er beruhigte sich erst, als er erfuhr, dass sein Name nicht gefallen war. Dennoch sprach er den Rest des Tages kein Wort mehr mit ihnen.
    Am Abend dieses geruhsamen Tages kamen die Erben abermals zusammen. Grigán verkündete, er habe einen Plan und sei bereit, das Risiko einzugehen. Die anderen hörten zu und machten weitere Vorschläge. Sie würden sich in große Gefahr begeben.
    Der Abend verging wie im Flug. Während sie Pläne schmiedeten, vergaßen sie beinahe die Insel Ji, die Pforte und die andere Welt. Beinahe, aber doch nie ganz.
    »Du hättest vielleicht die Gedanken des Kindes lesen können«, bemerkte Yan. »Des Kindes aus der anderen Welt.«
    Bowbaq schüttelte sich vor Entsetzen. Die Gedanken eines Dämons lesen! Vermutlich hätte sein Verstand dabei Schaden genommen.
    Sie ließen das Thema fallen. Das Geheimnis der Insel Ji war unergründlich, der Markt des Kleinen Palasts hingegen in unmittelbarer Reichweite, und sie hatten nur noch eine knappe Dekade für die Vorbereitungen.
     
     
    Zamerine musterte seinen Untergebenen mit unverhohlenem Abscheu. Der Judikator und Anführer sämtlicher Züu der Oberen Königreiche war ein geachteter, aber gefürchteter Meister.
    »Sagt das noch mal«, forderte er den Zü aus dem Kleinen Palast auf. »Ihr seid zweien der Flüchtlinge, die von der Göttin verurteilt wurden, persönlich begegnet. Genau hier, in Lorelia, wo Ihr mehr als vierzig Männer zu Eurer Verfügung habt. Und jetzt sagt Ihr mir, dass sie immer noch leben! Und Ihr nicht wisst, wo sie sind?«
    »Ich habe sie verfolgen lassen«, stammelte der Angesprochene. »Zlek wurde getötet. Er hat versagt, nicht ich.«
    »Die Ungläubigen hätten den Kleinen Palast niemals verlassen dürfen«, sagte Zamerine schneidend.
    »Aber die Abkommen …«
    »Ihr wisst genau, dass die sogenannten Abkommen mit den lorelischen Königen das Pergament nicht wert sind, auf dem sie geschrieben sind. Wir gehorchen nicht dem Willen der Menschen, wir vollstrecken das Urteil der Göttin. Das ist die oberste Mission jedes Boten. Habt Ihr das etwa vergessen, Zeanos?«
    Der Angesprochene fühlte sich in seinem Stolz verletzt und war versucht, eine wütende Antwort zu geben. Rechtzeitig erinnerte er sich daran, wen er vor sich hatte, und senkte den Blick. »Nein, natürlich nicht«, murmelte er.
    »Ihr gebt also zu, einen Fehler begangen zu haben?«
    »Wir waren noch nicht einmal bewaffnet!«, protestierte Zeanos.
    Die Gegenwart von Zamerines Gehilfen beunruhigte ihn mehr, als ihm lieb war. Dyree war die strafende Hand des Judikators und vollstreckte die persönlichen Urteile des Hohepriesters. Der Bote unter den Boten.
    »Na und?«, sagte Zamerine gleichmütig. »Der Hati ist heilig, aber nicht unverzichtbar. Zu zweit hättet ihr mit Leichtigkeit zumindest einen der Flüchtlinge töten können.«
    Zeanos zog es vor zu schweigen. Die Züu wurden im Kleinen Palast besonders scharf bewacht. Die Jelenis wichen zwar zurück, wenn ein Zü sie mit dem Hati bedrohte, doch die Bogenschützen würden keine Gnade walten lassen und die Boten beim kleinsten Anzeichen eines Kampfes erschießen. Zlek und er selbst wären umsonst gestorben. Sie hätten dem Ramgrith höchstens ein Auge ausstechen oder der Kaulanerin ein Ohr abreißen können. Zamerine wusste das alles,

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