Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
trägt er einen Umhang.«
»Ein Kettenhemd! Wo herrscht im Moment Krieg?«
»In den Unteren Königreichen«, antwortete Grigán seufzend. »In mehreren Provinzen Romins. Und in Jezeba. Vermutlich auch im Tal der Krieger. Vielleicht ist er Soldat oder Söldner, vielleicht aber auch nur ein besonders misstrauischer Kaufmann.«
»Beschreib uns den Helm«, bat Corenn, die den Mut noch nicht verloren hatte.
Bowbaq versuchte, sich noch stärker zu konzentrieren. Sie befragten ihn zu einem Bild, das er nur kurz hatte aufblitzen sehen und nicht weiter beachtet hatte, weil er zu sehr damit beschäftigt gewesen war, nach einem Namen zu suchen.
»Ich glaube … Er trägt eine Art Stirnband um den Helm. Ein ziemlich breites, schwarzes Band. Der Helm hat zwei schmale Schlitze für die Augen und kleine Öffnungen vor Mund und Ohren. Mehr nicht. Er besteht aus einem einzigen Teil und sieht aus wie ein Kessel, das trifft es ganz gut.«
Die Ratsfrau sah Grigán fragend an.
»Eine goronische Sturmhaube«, sagte dieser sofort. »Aber das muss nichts heißen. Solche Helme kann man auch in Lorelia kaufen. Das Stirnband zeigt die Wappenfarben seines Trägers an, aber ich kenne kein schwarzes Familienwappen.«
»Die Farbe Schwarz ist sogar verboten«, erklärte Rey. »Als Kind musste ich Wappenkunde pauken. Schwarze Wappen sind das Symbol der Feinde des Kaisers. Der Verbannten, Rebellen und anderer Verschwörer.«
»Wie viele unserer Verdächtigen stammen aus Goran?«
Corenn zog die Todeslisten zu Rate, die sie erstellt hatte. Falls sie sich nicht geirrt oder jemanden vergessen hatte, zählten die jüngsten Generationen einundsiebzig Erben, und das Schicksal von zweiundzwanzig war ihnen unbekannt. Nachdem sie die Listen zweimal durchgesehen hatte, verkündete sie missmutig: »Keiner. Alle Goroner auf meiner Liste wurden von den Züu getötet.«
Grigán stieß einen Fluch aus. Sie kamen keinen Zoll voran, während ihr Widersacher über schier endlose Macht zu verfügen schien.
Wenn sie in Junin nichts herausfanden, würden sie gezwungen sein, die Suche aufzugeben. Sie würden sich irgendwo verkriechen müssen und hoffen, dass die Züu sie nicht so bald fanden.
Um die Othenor auf Kurs zu halten, brauchte es nicht viel. Yan hatte alle Zeit der Welt, um sich seinen Übungen zu widmen. Für ihn war die Magie kein Zeitvertreib, wie das Angeln, mit dem Bowbaq und Rey am zweiten Tag begannen. Es war eine Leidenschaft, und Létis Ermutigung hatte sie neu entfacht.
Corenn erging es genauso. Sie merkte, dass auch sie Fortschritte machte, doch das war nicht ihr größter Ansporn. Yans magischer Wille war mächtig, mächtiger als alles, was sie bislang erlebt hatte. Sie war neugierig, zu was er fähig war, wenn er erst einmal gelernt hatte, ihn zu gebrauchen.
Doch er hatte sich nicht an die Reihenfolge gehalten. Yan hatte seinen Willen gebraucht, bevor er seine Geduld unter Beweis gestellt hatte. Sie würden beides üben müssen.
Sie zogen sich in die Kapitänskabine zurück, nicht um das Geheimnis zu hüten, denn dafür gab es nun keinen Grund mehr, sondern um sich in Ruhe auf die Übungen konzentrieren zu können. Die anderen verstanden das, und niemand kam auf die Idee, sie zu stören. Grigán nutzte die Gelegenheit, um seinen Unterricht mit Léti fortzuführen. Auch wenn Corenn die Kampfstunden mittlerweile duldete, wusste der Krieger, dass sie ihr missfielen, und er tat sein Möglichstes, um ihr den Anblick zu ersparen.
»Womit fangen wir an?«, fragte Yan seine Lehrerin, sobald sie es sich bequem gemacht hatten.
»Hast du Fragen?«
»Tausende. So viele, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll …«
»Ich werde sie alle beantworten und hoffe, dass ich dir die richtigen Antworten geben kann. Denn das, was ich zu wissen glaube, ist vielleicht nur eine Lüge, die ich unabsichtlich verbreite. Die Magie ist ein großes Geheimnis, selbst für Magier.«
»Soll das heißen, dass Ihr mir vielleicht etwas Falsches beibringt?«
Yan hatte die Stimme nicht erhoben, doch seine Verblüffung war offenkundig. Die Grundlage jedes Unterrichts, dachte Corenn. Ich halte die Wahrheit nicht in den Händen. Zweifle stets an dem, was ich dich lehre. Denke selbst nach, und du hast bereits viel gelernt.
»Die Technik, wenn man die Anwendung des Willens denn als eine solche bezeichnen kann, funktioniert einwandfrei. Doch die Erklärungen für diese Technik sind nur Auslegungen, die zum Teil generell anerkannt, zum Teil auch sehr eigen
Weitere Kostenlose Bücher