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Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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sind. Es gibt keinen Beweis dafür, dass sie der Wahrheit entsprechen.«
    Yan nickte und prägte sich ihre Worte ein. Keiner seiner bisherigen Lehrmeister hatte je sein eigenes Wissen infrage gestellt.
    Du zweifelst an mir. Der Unterricht hat begonnen, dachte Corenn zufrieden.
    »Ich habe eine erste Frage«, sagte Yan mit zusammengekniffenen Augen. »Ihr sagtet, nur wenige Menschen verfügten über die Gabe. Dann, als ich die Prüfung geschafft hatte, behauptetet Ihr das Gegenteil. Was soll ich denn nun glauben?«
    »Genau das ist eine der ungeklärten Fragen, vielleicht sogar die umstrittenste: der Ursprung der Magie. Die Herkunft der Gabe. Manche Magier brüsten sich damit, zu einer kleinen Gruppe Auserwählter zu gehören, die einzig dazu in der Lage seien, den Willen zu gebrauchen. Unter ihnen gibt es viele, die die Gabe mit ihrem unerschütterlichen Glauben an einen der Götter erklären. Ich glaube jedoch, dass jeder die Gabe besitzt, sie aber nur in besonderen Fällen zutage tritt. Und selbst dann braucht es sehr viel Geduld und einen klugen Kopf, um zu lernen, sie zu kontrollieren und anzuwenden.«
    »Wenn das Eure Theorie ist, wieso habt Ihr dann zunächst das Gegenteil behauptet?«
    »Wenn ich dir gesagt hätte ›Jeder kann es schaffen, man muss sich nur genug Mühe geben‹, hättest du es nicht ernsthaft versucht. Du hättest bald aufgegeben und wärst wegen deines Misserfolgs wütend auf mich, auf dich selbst und auf alle Welt gewesen. Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung.«
    Yan nickte. Sie hatte vermutlich recht.
    »Es gibt noch eine dritte Möglichkeit. Vielleicht ist die Gabe auch vererbbar. Meine Großmutter, die Tochter der Abgesandten Tiramis und Yon, war Magierin. Meine Tante, Norines Mutter, ebenfalls. Doch weder meine Kusine noch Léti haben je das geringste Talent gezeigt.«
    »Soweit ich weiß, war unter meinen Vorfahren kein Magier. Die Theorie steht auf wackligen Füßen. Es sei denn, die Regeln der Vererbung wären sehr willkürlich.«
    »Da stimme ich dir zu. Willkommen im Kreise der Debattierenden.«
    »Kennt Ihr viele andere Magier?«
    »Drei. Zwei Kaulanerinnen, die ich unterrichtet habe, und einen alten Freund aus Crek, mit dem ich in mehr oder minder regem Briefkontakt stehe. Leider kann man nicht überall herumerzählen, dass man Magier ist. Diese Erfahrung wirst auch du noch machen. Deshalb ist es schwer, Gleichgesinnte zu finden.«
    Yan hatte ohnehin beschlossen, kein Aufhebens um seine Gabe zu machen. Er galt auch so schon oft genug als komischer Kauz. Er hatte nicht vor, sich offen als jemand zu erkennen zu geben, den abergläubische Kleingeister für gefährlich hielten. »Fangen wir mit dem Unterricht an?«, fragte er ungeduldig.
    »Wir sind bereits mittendrin, junger Freund. Wir werden nicht die ganze Zeit Muscheln durch die Luft schweben lassen. Bevor du lernst, deinen Willen zu gebrauchen, musst du erst einmal lernen, ihn zu fürchten. Und glaub mir, das ist weniger eine Frage der Weltanschauung als der Sicherheit.«
     
     
    Auch Grigán hatte beschlossen, zur Sache zu kommen. Létis erste Lektionen waren dazu dagewesen, sie zu entmutigen. Als Nächstes hatte er sich ihre Fehler angesehen und überlegt, wie er sie beheben konnte. Mittlerweile kannte er seine Schülerin gut genug, um mit dem eigentlichen Unterricht zu beginnen.
    Léti stand an Deck des Fischerboots, das auf den Wellen schwankte, und wartete auf seine Anweisungen. Die Sonne brannte auf sie nieder. Sie waren erst vor zwei Tagen losgesegelt, doch die Sonne hatte in diesen Gewässern schon viel mehr Kraft als in Lorelia, wo bald die kalte Jahreszeit der Erde anbrechen würde.
    Während sie wartete, wirbelte die junge Frau ihr Schwert spielerisch durch die Luft. Sie war die Einzige an Bord, die eine Waffe trug. Selbst Grigán griff nur nachts zu seinem Krummschwert, weil er nicht schlafen konnte, wenn seine Waffe nicht in Reichweite war. Doch Léti trug die schwere Scheide, die ihr die Haut wund rieb, von früh bis spät.
    Sie hatte ihre kaulanische Arbeitstracht abgelegt, die nach drei Dekaden Reise ohnehin zerrissen und schmutzig war, und sich daraus Kniebundhosen und ein weites Hemd mit kurzen Ärmeln geschneidert. In Kaul hätte ein solcher Aufzug Anstoß erregt, doch die junge Frau brauchte die Bewegungsfreiheit zum Kämpfen. Grigán freute sich, dass sie von selbst darauf gekommen war, und gab ihr einen weiteren Rat. »Dein Haar, Léti. Binde es hoch, wenn Gefahr droht. Deine Gegner könnten dich daran

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