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Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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noch eine andere Möglichkeit, aber sie erfordert große Selbstbeherrschung. Man kann die nötige Kraft auch der Umgebung entziehen.«
    Yan stieß einen leisen Pfiff aus. Es fiel ihm schon schwer genug, die Kraft aus sich selbst zu schöpfen. »Habt Ihr so etwas schon einmal getan?«
    »Ich versuche, es mir zur Gewohnheit zu machen. Wenn ich alt werde, bleibt mir ohnehin keine andere Wahl. Aus einem alten Körper kann man nicht allzu viel Kraft schöpfen, und der Geist ist im Alter stärker denn je.«
    Yan versuchte sich Corenn als runzelige, gebeugte alte Frau vorzustellen. Im Matriarchat wäre sie dann eine geachtete Persönlichkeit. Sie stünde an der Spitze der Regierung, wäre so etwas wie eine Königin. Vielleicht wäre es dazu gekommen, hätten die Züu ihr nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht …
    »Werdet Ihr mir auch das beibringen?«, fragte er hoffnungsvoll.
    Corenn nickte lächelnd. Sie würde ihm alles beibringen, was sie wusste. In wenigen Dekaden würde Yan ein Magier sein.
     
     
    Am Morgen des sechsten Tages kam Galen in Sicht. Man schrieb den Des der Dekade des Jägers, den Tag des Rehkitzes. Zu ihrer Freude erreichten die Gefährten die Stadt etwas früher als geplant. Das Meer war ihnen wohlgesonnen gewesen, und dank Yans Navigationskünsten war die Überfahrt ruhig verlaufen.
    Als sie sich der Mündung des Ubese näherten, begegneten ihnen immer mehr Schiffe: Handelsfregatten, Ruderboote, Kähne, Einmaster, Zweimaster, aber auch einige Kriegsgaleeren mit imposanten Rammspornen am Bug. Zum Glück waren sie nur dazu da, die Stadt vor allzu dreisten Piraten zu schützen.
    Die Erben standen den ganzen Tag an Deck und genossen die warmen Sonnenstrahlen der Unteren Königreiche. Yan übernahm das Steuer, um das Schiff in den Fluss zu lenken, und Rey setzte die Segel, während die anderen Gefährten an der Reling standen und die Landschaft betrachteten.
    »Wir sollten immer mit dem Schiff reisen«, sagte Léti. »Keine Sorgen, keine Gefahren, man hat seine Ruhe …«
    »Das ganze Leben lang auf einem Schiff? Schrecklich!«
    »Ich schließe mich Bowbaq an«, sagte Rey. »Das wäre viel zu langweilig.«
    »Außerdem wären wir auf einem Schiff auch nicht in Sicherheit«, sagte Grigán. »Wir würden vielleicht den Züu entkommen, aber nur, um als Galeerensklaven zu enden! Oder in einem Sturm zu ertrinken.«
    »Findet Ihr es nicht seltsam, dass wir einfach so den Fluss hochfahren können?«, fragte Yan. »Wieso hält uns niemand auf und fragt uns, wo wir hinwollen?«
    Der Krieger wechselte an die gegenüberliegende Reling, bevor er antwortete. »Der Fluss gehört allen. Wenn ein Herrscher versuchen würde, den Schiffsverkehr zu kontrollieren, würde er eine Revolte auslösen. Mehrere Fürstentümer grenzen an den Ubese, und Galen hat kein größeres Anrecht auf den Fluss als andere.«
    Yan bemerkte belustigt, dass Grigán trotz seiner beschwichtigenden Worte jedes entgegenkommende Schiff misstrauisch beäugte.
    »Wart Ihr schon einmal in Junin?«
    »Zweimal. Ich habe noch nie ein so eigenwilliges Völkchen erlebt. Selbst wenn die ganze Welt im Krieg versänke, würden sie sich nur um ihre eigenen Probleme kümmern. Wagt es aber jemand, ihre Mauern zu stürmen, kämpfen sie erbittert um jedes Stückchen Land.«
    »Die Fürsten haben Junin zur Hauptstadt ernannt, und nun ist es der Regierungssitz der Kleinen Königreiche. Junin ist das kleinste der Fürstentümer, und es soll auch das schönste sein«, erklärte Corenn.
    »Das stimmt. Die Fürsten reisen nicht nur in die Stadt, um ihre Versammlungen abzuhalten, sondern auch, um auf die Jagd zu gehen. Vielleicht kann ich dir schon bald einen Acor zeigen, Yan«, sagte der Krieger und zeigte auf seine Narbe.
    Sie segelten an Galen vorbei, ohne es recht zu bemerken. Die Mündung des Flusses war so breit, dass sie die Stadt in der Ferne nur erahnen konnten. Vom nördlichsten der Kleinen Königreiche sahen sie nicht viel mehr als den Hafen. Bald glitt die Othenor zwischen dicht bewaldeten Ufern dahin. Nur hin und wieder unterbrachen ein Dorf oder eine Mühle die Eintönigkeit.
    Der Ubese war ein viel befahrener Handelsweg, und die Erben begegneten auf dem Fluss fast ebenso vielen Schiffen wie an der Küste vor Galen. Die meisten waren kleinere Einmaster, die Frachten transportierten, doch wenigstens sorgten sie für etwas Abwechslung. Jedes Mal, wenn ein Schiffer sie grüßte, winkte Léti zurück.
    »Die Leute hier sind den Anblick einer Frau, die ein

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