Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
Majestät sprechen«, sagte Corenn auf Itharisch.
»Worüber?«, fragte der Mann gelangweilt.
»Das kann ich nicht sagen. Das Leben Ihrer Majestät wäre in Gefahr, wenn ich vor fremden Ohren davon spräche.«
Der Mann hob eine Augenbraue und musterte die Ratsfrau und den Krieger. »Ihr wisst sicherlich, dass Euch solche Scherze mehrere Tage Kerker kosten können?«
»Leider handelt es sich um keinen Scherz.«
Mit einem erneuten Naserümpfen stand der Kammerherr auf und wechselte eine paar Worte mit einer Wache, die hinter ihm stand. Corenn spürte, wie Grigán unruhig wurde. Sie befanden sich zwar nicht mehr auf feindlichem Gebiet, aber ihm behagte es nicht, wenn ihn ein mit einer Hellebarde bewaffneter Soldat misstrauisch beäugte, sei er nun ein möglicher Verbündeter oder nicht.
Der Hofbeamte führte sie in eine kleine Kammer hinter dem Schreibpult und verriegelte die Tür. Das Zimmer schien für solche Anlässe vorgesehen zu sein. Es war fensterlos, und die Wände hatten keine Ritzen, durch die man sie hätte belauschen können. Vier grob gezimmerte Stühle waren die einzigen Möbel. Der Kammerherr, Grigán und Corenn nahmen Platz und sahen sich ernst an.
»Ich wüsste gern etwas mehr über die Sache.«
»Verzeiht meine Offenheit, aber Ihr würdet kein Wort verstehen. Nur die Königin weiß von der Angelegenheit, wegen der wir sie sprechen wollen, und ich bin überzeugt, dass ihr an Geheimhaltung gelegen ist.«
»Ich entscheide darüber, ob ein Gesuch der Königin vorgetragen wird. Ihr müsst mich schon überzeugen.«
Grigán seufzte schwer. Das Gespräch erinnerte ihn an das Treffen mit den Züu im Kleinen Palast.
»Sagt einfach, wir seien Erben. Mein Name lautet Corenn. Die Königin wird wissen, worum es geht, und uns empfangen.«
Aus ihren letzten Worten sprach eher Hoffnung als Gewissheit, doch das ließ sie sich natürlich nicht anmerken.
Der Kammerherr starrte sie eine Weile an und schien auf weitere Erklärungen zu warten. Das Wort »Erben« hatte ihn hellhörig gemacht, da ganz Junin mit der Thronfolge beschäftigt war. »Wartet hier.«
Der Befehl war überflüssig. Der Soldat vor der Tür, auf den Grigán einen Blick erhaschte, als der Kammerherr hinausging, würde ohnehin dafür sorgen, dass sie sich nicht vom Fleck rührten.
»Was glaubt Ihr?«
»Sie wird uns empfangen«, sagte Corenn. »Und sei es nur aus Neugier.«
Das Warten zog sich in die Länge. Grigán lief auf und ab und strich sich über den Schnurrbart, ein Zeichen seiner Anspannung. Auch wenn er nicht geglaubt hatte, dass es einfach werden würde, hatte er doch nie daran gezweifelt, zumindest mit der Königin sprechen zu können. Nun kamen ihm zum ersten Mal Bedenken.
Endlich kehrte der Kammerherr zurück. Grigán fand, dass er mit seinem prächtigen Gewand und dem argwöhnischen Blick einem Zü ähnelte. Doch er schob sein Misstrauen beiseite, um zu hören, was der Mann ihnen zu sagen hatte.
»Kommt Ihr von der Insel Ji?«, fragte der Kammerherr neugierig.
»Ja.«
»Ihre Majestät ist bereit, Euch zu empfangen.«
Corenn stieß einen erleichterten Seufzer aus. Nur um Séhane zu sehen, hatten sie das Meer überquert. Jetzt zu scheitern, wäre ein schwerer Rückschlag gewesen. Die Königin war ihre letzte Hoffnung.
»Wann?«
»Heute Abend. Wie viele seid Ihr?«
Corenn warf Grigán einen fragenden Blick zu. Es gab keinen Grund, es dem Mann zu verschweigen, doch trotzdem kam ihr die Frage seltsam vor.
»Ihre Majestät vermutet, dass Ihr mehrere seid. Sie erweist Euch die Ehre, das Abendmahl mit Euch einzunehmen. Ich muss wissen, wie viele Gedecke der Küchenmeister auflegen soll.«
»Wir sind sechs«, sagte Corenn kurz entschlossen.
Dann erklärte der Kammerherr ihnen die Regeln am Hof. So war es zum Beispiel streng verboten, eine Waffe zu tragen. Grigán erklärte, dass er trotzdem ein Schwert mitbringen und es vor dem Treffen mit der Königin den Wachen übergeben würde. Widerstrebend ließ sich der Kammerherr darauf ein.
Grigán hatte ein ungutes Gefühl. Sein Instinkt hatte ihm schon häufig das Leben gerettet. Früher hätte er die Stadt sofort verlassen. Doch anderswo lauerten mindestens genauso große Gefahren wie in Junin.
Ein Mann mit einem schwarz-weiß geschminkten Gesicht geht über lehmigen Boden. Er hat eine lange, demütigende Reise unternommen, um einen Mann von niedererem Rang zu treffen.
Zuïa ist unerbittlich, denkt er. Sie kennt keine Gnade, wenn man sie enttäuscht. Wenn man Schuld
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