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Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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auf sich geladen hat. Diese Reise ist meine Strafe.
    Krieger mit fremden Gesichtszügen und sonderbaren Waffen treten beiseite, um ihn durchzulassen. Keiner hält seinem finsteren Blick stand, dem einzig Lebendigen in dem Totenkopfgesicht. Die meisten sind Anhänger einer fanatischen Religion, für die sie bereit sind, in den Tod zu gehen.
    Der Mann passiert einen Trupp von über zweihundert Männern, die immer wieder eine magische Formel murmeln, um sich vor dem »schwarzen Auge« zu schützen. Bald hallt eine tiefe, monotone Litanei durch das ganze Lager. Die abertausend Krieger, Bogenschützen, Reiter und anderen Kämpfer, die der Ankläger um sich versammelt hat, wiederholen die Formel zehnmal.
    Der Mann hat nichts als Verachtung für sie übrig. Mit großen Schritten eilt er zu den Zelten der Heerführer. Er war noch nie in dem Lager, doch der Ankläger kann nirgendwo anders sein.
    Er zwängt sich durch den Spalt in der Zeltplane. Die Wachen versuchen nicht, ihn aufzuhalten. Das wäre ihr Todesurteil. Der Mann bedauert, dass sie so feige sind.
    »Zamerine«, sagt eine Stimme, die der Zü sogleich erkennt, obwohl er sie erst ein Mal gehört hat. »Seid Ihr gekommen, um mir vom Scheitern Eurer jämmerlichen kleinen Dolchträger zu berichten?«
    Der Mann, dem die Stimme gehört, sitzt auf einem prunkvollen Thron, der nicht recht in das Feldlager zu passen scheint. Der Mann trägt ein eisernes Kettenhemd und einen Helm mit einem schwarzen Stirnband. Er ist weder groß noch klein, weder dick noch dünn. Zamerine kennt seinen Namen nicht. Er nennt ihn nur den »Ankläger«.
    Er ignoriert die Beleidigung, denn sie sind nicht allein. Ein zweiter Mann mustert den Zü mit grimmigem Blick. Er gehört demselben Volk an wie die Krieger draußen. Zamerine hält seinem Blick stand, obwohl der Barbar größer ist als alle Menschen, die er je gesehen hat, sogar noch größer als der Flüchtling mit dem Namen Bowbaq. Und er scheint über gewaltige Kräfte zu verfügen. Doch ein winziger Stich mit seinem Hati würde ihn im Handumdrehen töten.
    Der Barbar raunt dem Ankläger ein paar Worte in einer der fremden Sprachen zu, die an diesem Ort gesprochen werden. Die Männer brechen in Gelächter aus, und der Barbar verlässt das Zelt, ohne sich weiter um Zamerine zu kümmern.
    Endlich kann der Mörder sprechen.
    »Dass Zuïa ihr Urteil durch Euch verkündet, gibt Euch noch lange nicht das Recht, mich zu beleidigen. Ich rate Euch, das nicht noch einmal zu tun.«
    Der Ankläger springt auf und stürzt sich auf Zamerine. Plötzlich hat der Zü seinen Hati in der Hand und hält den Mann damit auf Abstand.
    »Gebt mir den Dolch!«, brüllt der Ankläger. »Gebt ihn mir!«
    »Ihr wisst genau, dass ich das nie tun würde.«
    Der Ankläger tritt einen Schritt zurück und streckt eine Hand aus. Im nächsten Augenblick überreicht Zamerine seinem Gegner die Waffe, obwohl er sich mit aller Kraft dagegen sträubt. Der Ankläger bezwingt seinen Geist. Er manipuliert ihn wie eine Marionette. Dann wird der Zü Zeuge einer seltsamen Szene.
    Der Ankläger streift den linken Handschuh seines Kettenhemdes ab. Seine Haut ist runzelig und voller Altersflecken. Die Finger sind dürr, aber kräftig. Ohne zu zittern, rammt sich der Ankläger den Hati in den Unterarm.
    »Euer Gift kann mir nichts anhaben!«, brüllt er. »Ihr seid ein Nichts! Wagt es nie wieder, hier aufzutauchen und mir inmitten meiner Armee Befehle zu erteilen! Habt Ihr verstanden? Ich besitze alle Macht der Welt!«
    Er wendet Zamerine den Rücken zu, zieht den Handschuh wieder an und zwingt sich zur Ruhe. Dann gibt er dem Mörder seinen Dolch zurück und befreit ihn aus dem geistigen Klammergriff. Etwas so Erniedrigendes hat der Zü noch nie erlebt. Der Ankläger hat ihn allein mit seiner Geisteskraft gelähmt. Offenkundig hat er es mit keinem gewöhnlichen Sterblichen zu tun.
    Einige Augenblicke vergehen. Nach dem Wutausbruch herrscht beklemmendes Schweigen. Schließlich ergreift der Ankläger abermals das Wort. »Schön. Was gibt es Neues?«
    Zamerine gibt ihm einen ausführlichen Bericht, erleichtert, dass sich der Mann wieder beruhigt hat. Obgleich der Zü Intrigen, Kämpfe und Morde kennt, ist ihm der Ankläger unheimlich.
    »Wir gehen davon aus, dass sich die Flüchtlinge in Junin aufhalten«, sagt er. »Ich werde höchstpersönlich hinreisen und die Geschichte endgültig zu Ende bringen.«
    »Das wird nicht nötig sein, mein kleiner Zü. Hier seid Ihr mir von größerem Nutzen. Ihr

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