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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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oder Senken im Boden und suchte lautlos fluchend an der rauen Mauer Halt. Die Steine waren unterschiedlich groß, als wären sie einfach unbehauen aufeinandergeschichtet worden, und die Fugen waren mit Lehm zugekleistert, der nach Erde und vermodertem Heu roch. Saat mochte Magier sein, aber sein Palast war trotzdem nicht mehr als ein stinkender, finsterer Steinhaufen.
    Einen Augenblick lang bekam Rey Skrupel, als er an sein Opfer dachte. Doch dann erinnerte er sich an seinen Cousin Mess, Königin Séhane, die Züu und vor allem an seine Vision von den Wallatten, die über die Heilige Stadt herfielen, und er war wieder so entschlossen wie zuvor.
    Da keiner der Erben der Erzfeind war, konnten sie Sombre nichts anhaben. Rey musste versuchen, den Goroner von neuen Untaten abzuhalten und den Bund zwischen dem Hexer und dem Dämon zu brechen, in der Hoffnung, damit die Oberen Königreiche zu retten.
    Plötzlich hörte er Schritte. Er versteckte sich in einer Nische in der Mauer und hielt den Atem an. Ein Lichtschein begleitete den Herankommenden. Rey presste sich noch enger an die Wand und umklammerte den Griff seines Messers. Wer es auch war, er würde sterben. Rey erbebte bei dem Gedanken, dass es der Magier sein könnte und sein verzweifelter Plan unverhofft schnell von Erfolg gekrönt sein würde.
    Der Unbekannte kam langsam näher. Kaum tauchte er in Reys Blickfeld auf, sprang dieser mit erhobenem Messer aus seinem Versteck und schickte sich an, ihn niederzustechen.
    »Nicht!«, wimmerte das Kind und schlug die Hände vors Gesicht.
    Rey war nicht minder überrascht. Er ließ die Waffe sinken, packte den kleinen Jungen fest am Arm und verschloss ihm mit einer Hand den Mund, bevor er ihn in die Nische zerrte. Dort drückte er ihn zu Boden und blies die Kerze aus, die das Kind immer noch umklammerte. »Ich tue dir nichts«, flüsterte er. »Was machst du hier?«
    Er löste seinen Griff, und das Kind trat einen Schritt zurück, um ihn besser zu sehen. Nach dem ersten Schreck wirkte es nun eher neugierig. Rey war erleichtert, dass es nicht laut zu schreien begann.
    »Ich bin weggelaufen«, antwortete der Junge nach einer Weile. »Ich suche den Ausgang.«
    »Bist du ein Sklave?«
    Mit einem seltsamen Lächeln nickte der Junge. Rey war unschlüssig, ob er ihn für einfältig oder todesmutig halten sollte. Doch das galt auch für ihn selbst …
    »Arbeitest du im Palast?«, fragte er freundlich.
    »In der Küche. Aber die Arbeit ist zu schwer. Der hohe Dyarch ist böse«, erklärte das Kind und kicherte leise.
    »Der hohe Dyarch? Ist das Saat?«
    Der Junge nickte wieder. Er schien ihr Gespräch sehr lustig zu finden. Jetzt war Rey sicher, dass er schwachsinnig war.
    »Bist du ein Magier?«, fragte der Knirps plötzlich.
    »Nein«, erwiderte Rey, der allmählich misstrauisch zu werden begann. »Warum fragst du?«
    »Ich weiß nicht. Irgendwie hast du etwas Magisches an dir.«
    Rey zuckte mit den Schultern. Vielleicht hatte ihn das Jal’dara stärker beeinflusst als gedacht. Oder das Kind hatte eine blühende Fantasie.
    »Weißt du, wo die Gemächer des hohen Dyarchen sind?«
    »Bist du hier, um ihn zu töten?«, fragte der Junge fröhlich.
    »Weißt du es nun oder nicht?«, wiederholte Rey ungeduldig. Der Kleine begann ihm lästig zu werden.
    Sein Ton schien den Jungen nicht weiter zu beeindrucken. Der Knirps dachte eine Weile nach, bevor er sich zu einer Antwort herabließ. »Ich kann dich hinbringen, wenn du willst«, sagte er. »Aber du musst mir deinen Namen sagen, damit wir Freunde werden können. Ich heiße Gors.«
    »Und ich bin Raji. Zeig mir den Weg, Gors der Tellerwäscher. Aber du musst leise sein.«
    Der Junge strahlte über das ganze Gesicht und übernahm die Führung. Er huschte von Saal zu Saal und schien großen Spaß daran zu haben, einen lorelischen Spion zu spielen. Rey bereute schnell, ihn nicht weggeschickt zu haben, aber schließlich war ihm nichts anderes übrig geblieben. Der Kleine lief viel zu schnell. Im Grunde war es ein Wunder, dass man sie noch nicht entdeckt hatte.
    »Hier ist es«, sagte das Kind schließlich und kauerte sich neben eine mächtige Doppeltür. »Geh rein und töte ihn.«
    Rey trat vorsichtig näher, ohne den kichernden Knirps aus den Augen zu lassen. Er legte ein Ohr an die Tür und lauschte eine Weile. Doch er hörte nichts.
    »Ich schwöre dir, dass er da drin ist«, sagte das Kind. »Du musst dich beeilen! Ich glaube, dass er seine Wachen herbeirufen kann, indem er in Gedanken

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