Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
sich zu befreien, doch die Wallatten hielten ihn eisern fest. Als er sich seine Niederlage eingestand, ließ er den Kopf hängen und betete inständig, dass seine Freunde nicht den gleichen Fehler begingen wie er, sondern weit, sehr weit vor Saat fliehen würden, ohne sich ihm jemals entgegenstellen zu wollen.
Sombres Aufmerksamkeit ist auf Arkarien gerichtet, doch er wird von einem Besuch seines Verbündeten gestört. Der andere Dyarch dringt in seine Gedanken ein und entzieht ihm Lebenskraft. Der Bezwinger lässt ihn gewähren, wie er es schon immer getan hat. Die Kraftübertragung ist ihm zwar lästig, denn sie stört seine Konzentration und schwächt ihn spürbar, doch schon nach kurzer Zeit ist der Gott wieder auf der Höhe seiner Macht. Sombre kommt nicht auf die Idee, sich dem Sterblichen zu verweigern, der seinen Geist geformt hat. Er hat keinen Grund, es zu tun.
Diesmal jedoch entzieht Saat ihm besonders viel Kraft, so viel, dass der Dämon in der Finsternis seines Mausoleums zu knurren beginnt. Immer mehr Lebenskraft saugt Saat ihm aus, um seinen dahinsiechenden Körper zu stärken. Sombre weiß, dass er nichts zu befürchten hat: Nur ein anderer Gott kann sein unsterbliches Leben auslöschen. Nicht umsonst nennt man ihn den Bezwinger. Niemand außer dem Erzfeind kann ihm je gefährlich werden.
Endlich lässt sein Freund von ihm ab, und Sombre erhebt sich auf dem Altar seines Tempels. Zorn wallt in ihm auf. Er langweilt sich schon zu lange. Es drängt ihn zum Angriff, selbst wenn Sieg und Niederlage schon feststehen. Ihn verlangt nach Gemetzel und Blutvergießen. Er giert danach, seine Macht zu demonstrieren.
Saat dringt noch einmal in seine Gedanken ein, und der Dämon erwartet, eine weitere Botschaft von ihm zu empfangen. Er ist wütend, weil er wieder gestört wird, doch er kann seinen Zorn nicht zum Ausdruck bringen. Saat hat ihm beigebracht, jedes seiner Worte widerspruchslos hinzunehmen. Dass es anders sein könnte, kann sich der Gott nicht vorstellen.
»Keiner der Erben, die noch am Leben sind, ist der Erzfeind«, teilt ihm Saat jubelnd mit. »Diese Narren sind durch die ganze Welt geirrt, nur um mir geradewegs in die Arme zu laufen! Nun steht uns nichts mehr im Weg, mein Freund.«
Sombre antwortet nicht. Eigentlich müsste er sich über diese Neuigkeit freuen, doch er macht sich Sorgen, weil er die Spur seiner Feinde verloren hat. Einige von ihnen könnten sich lange genug versteckt halten, um ein Kind zu zeugen. Und dieses könnte der Erzfeind sein.
Saat spürt den Unmut seines Verbündeten und sucht nach etwas, das ihn ablenken könnte. Wie immer verbirgt der Hexer einen Großteil seiner Gedanken vor ihm. Noch ist er auf Sombre angewiesen, auf seine Lebenskraft, die ihm den Anschein der Unsterblichkeit verleiht. Er wird ihn bis zu dem Tag brauchen, an dem er selbst den Erzfeind verkörpern wird, indem er von dem ungeborenen Kind Besitz ergreift. Vielleicht wird es sein eigener Sohn sein.
»Nur zu, mein Freund«, flüstert er dem Dämon ein, denn er kennt seine Schwachstellen. »Gibt es nicht zwei arkische Erben, die deinen Besuch erwarten?«
In seiner Pyramide hebt Sombre den Kopf und entblößt die Fangzähne, die er sich gegeben hat. Mit grausamer Vorfreude lässt er seinen Schatten über die Berge hinwegschweben, ins Weiße Land.
Seit Bowbaqs Wiedersehen mit Mir waren fünf Tage vergangen. Die ersten Anführer der anderen Klans waren am Vorabend eingetroffen und warteten gespannt auf die angekündigte Versammlung. Da Ingal nicht genug Platz hatte, um alle bei sich unterzubringen, hatte er ein Dutzend Gäste auf andere Familien des Rentierklans verteilt und damit für noch größeren Trubel im Dorf gesorgt.
Die Gerüchteküche kochte heftig, denn diejenige, die an der ganzen Aufregung schuld war, weigerte sich hartnäckig, auch nur die kleinste Auskunft zu geben. Als erfahrene Diplomatin wusste Corenn genau, dass die Anführer ihre Bitte sofort ablehnen würden, wenn sie einzeln mit ihnen sprach. Eine Gruppe zu überzeugen war immer noch schwer genug, und so hatte sie lange über ihre Argumente nachgedacht. Bei dem Gedanken, das Konzil nicht für sich gewinnen zu können, wurde ihr angst und bange.
Léti hatte indessen viel Zeit mit Lana verbracht. Die Trennung der Erben führte immerhin dazu, dass sich die Freundschaft der beiden Frauen vertiefte. In endlosen Gesprächen hatten sie sich über Reys und Yans Tugenden ausgetauscht, mal voller Sehnsucht, mal
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