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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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verschwenderische Beleuchtung. Mindestens dreißig Laternen erhellten den Raum, der als Schreibstube, Wohnzimmer, Empfangssalon oder Bankettsaal zu dienen schien - oder alles zugleich.
    Nicht nur die festliche Beleuchtung deutete darauf hin, dass hier etwas gefeiert werden sollte. Auf allen Tischen, Sekretären, Truhen und Schränken standen Blumen und Schalen mit erlesenen Speisen. Die groben Steinmauern waren mit prächtigen Wandbehängen kaschiert, und der unebene Boden verschwand unter mehreren Lagen kostbarer Teppiche. In einem sechs Schritte langen Kamin knisterte ein ganzer Baumstamm im Feuer und sorgte für eine beinahe unangenehme Hitze. Inmitten dieser Pracht saßen vier Menschen auf weichen Kissen und tranken Wein.
    Überrascht erkannte Corenn den Judikator Zamerine, dem sie schon einmal im Kleinen Palast in Lorelia begegnet war. Der Zü saß stocksteif auf seinem Sessel. Die Feier schien ihm kein richtiges Vergnügen zu bereiten. Der goldene Kelch, den er in der Hand hielt, war noch fast voll, und er nutzte das Erscheinen der beiden Frauen dazu, ihn hastig auf einen niedrigen Tisch zu stellen.
    Ein junger Mann mit düsterem Blick musterte sie feindselig. Er wirkte kaum älter als Yan, hatte aber bereits die körperliche Reife eines Dreißigjährigen. Seine pechschwarzen Haare umrahmten ein makellos glattes Gesicht, und er trug eine glänzende schwarze Tunika, die seinen wohlgeformten Körper betonte. Er lag halb zurückgelehnt da, stützte nun einen Ellbogen auf und musterte sie mit einer Unverfrorenheit, die Lana aus der Fassung brachte.

Die letzten beiden thronten hoch über den anderen: Sie räkelten sich auf einem Bett, das auf einem Podest stand. Die Frau, dem Aussehen nach eine Wallattin, trug kostbare Kleider und war über und über mit Schmuck behangen. Sie war außergewöhnlich schön, und ihre Augen strahlten Klugheit und Ehrgeiz aus. Als sie Lanas makellose Figur sah, musterte sie die Priesterin neiderfüllt.
    Wer der Mann war, brauchten die Erbinnen nicht lange zu erraten. Die Sturmhaube mit dem schwarzen Band sprach Bände. Auch wenn der Hexer sein Gesicht verbarg, bestand kein Zweifel, mit wem sie es zu tun hatten. Saat, der sie seit fast sechs Monden verfolgte und fast alle Erben ermordet hatte. Saat, der ein Kind des Jal’dara in seine Gewalt gebracht hatte. Saat, der sich vorgenommen hatte, die wichtigsten Zivilisationen der bekannten Welt zu vernichten.
    »Ich sehe sie, aber ihre Gedanken sind mir verschlossen«, sagte der junge Mann mürrisch. »Wie ist das möglich?«
    Der hohe Dyarch lachte auf und schnalzte mit den Fingern. Zamerine, der bereits Bescheid wusste, ging mit gezogenem Hati auf die beiden Frauen zu und sah ihnen herausfordernd in die Augen.
    »Gebt mir die Steine«, befahl er nur.
    Lana und Corenn blickten sich verzweifelt an, bevor sie dem Judikator das Gwel aushändigten, der es an den Magier weiterreichte. Voller Entsetzen spürten sie, wie eine furchteinflößende Macht in ihre Gedanken eindrang. Glücklicherweise ließ sie rasch wieder von ihnen ab.
    »Zum Totlachen«, sagte Saat. »Ihr habt den ganzen weiten Weg zurückgelegt, nur um mit mir zu sprechen? Bei solchen kindischen Ideen ist es mir ein Rätsel, wie Ihr mir so lange habt entwischen können. Aber diesmal habt Ihr Euch etwas zu sehr auf Euer Glück verlassen.«
    »Wir sind in friedlicher Absicht gekommen«, warf Corenn ein. »Wir möchten mit Euch über unsere Vorfahren sprechen, über Nol und …«
    »Schweigt!«, unterbrach sie der Hexer, denn er wollte verhindern, dass Sombre diesen Namen zu hören bekam.
    Corenn spürte, wie ihr die Worte im Hals stecken blieben, dann verlor sie die Kontrolle über ihren Körper. Saat hatte sie gelähmt. So sehr sie mit der ganzen Kraft ihres Willens dagegen ankämpfte, sie konnte den Zauber nicht brechen. Sie hatte zahllose Gefahren auf sich genommen, um mit ihrem Feind zu sprechen, und nun verwehrte er ihr auch dies.
    »Corenn? Corenn, was habt Ihr?«, fragte Lana voller Entsetzen.
    Saat stieß die Wallattin grob zur Seite, trat auf die Maz zu und stierte sie unverhohlen an. Dann ging er einmal um sie herum und musterte sie von oben bis unten. Als er ihr seine behandschuhten Hände auf die Schultern legte, schrie sie auf.
    »Wisst Ihr, dass Ihr eine Schwester vor Euch habt?«, flüsterte er und lehnte seine Sturmhaube an die Wange der Priesterin. »Die Frau, die Ihr dort liegen seht, ist die Groß-Emaz des Bezwingers und eine Königin. Ihr Name sagt Euch vielleicht

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