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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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sie die Stirn an seine. Am liebsten hätte sie sich nie wieder bewegt.
    Yan stand da wie vom Donner gerührt und wünschte sich insgeheim dasselbe. So verharrten sie einige Augenblicke, glücklich und beschämt zugleich. Nur widerstrebend lösten sie sich voneinander.
    Sie durften sich ihren Gefühlen nicht hingeben. Noch nicht. Nicht, solange ihre Suche weiterging.
    Doch jetzt hatten sie noch einen weiteren Grund, sie rasch zu Ende zu bringen.
     
     
     
    Yan versuchte, seine Gefühle zu beherrschen und ruhiger zu atmen. Corenn hatte ihn ermahnt: Er durfte Magie nur anwenden, wenn er bei klarem Verstand war. Sie hatte ihn vor den Folgen von Zorn, Schmerz und Alkohol gewarnt, aber Yan ahnte, dass er genauso große Schwierigkeiten bekommen würde, wenn er seinen Willen ausgerechnet jetzt gebrauchte, nachdem Léti ihn geküsst hatte.
    Sie hatte ihn geküsst! War das dem Zauber des Jal’dara zu verdanken, der alle Gefühle zu verstärken schien? Sehnte sie sich einfach nur nach etwas Zärtlichkeit? Oder empfand sie tatsächlich mehr für ihn, so wie er seit ewigen Zeiten für sie? Liebte Léti ihn?
    Als er merkte, dass er an nichts anderes denken konnte, riss er sich zusammen. Was auch immer zwischen ihnen vorgefallen war, seine Angebetete erwartete ein Wunder von ihm, und er war entschlossen, es ihr zu liefern.
    Im Jal’dara gab es kein totes Holz. Bisher hatten die Erben versucht, einige trockene Mondgrasrohre anzuzünden, die dick genug waren, um ein kleines Feuer zu nähren. Léti hatte außerdem einen Umhang in Streifen gerissen und versucht, den Stoff zu verbrennen. Yan konzentrierte sich nun ganz auf die Frage, worauf er seinen magischen Willen richten sollte. Schließlich gelangte er zu dem Schluss, dass Holz immer noch der beste Brennstoff war. Nur Holz würde Flammen erzeugen, die Grigán wärmen könnten.
    Létis Kuss hatte ihm neuen Mut gemacht, und so zögerte er nur kurz, bevor er einige Äste von einem Buschwindstrauch abbrach. Er achtete darauf, dass seine Gefährten ihn nicht sahen - und vor allem Nol nicht.
    Dennoch hatte er das Gefühl, einen Frevel zu begehen. Die Äste waren nicht dicker als ein Finger, und trotzdem ließen sie sich kaum abbrechen. Sein Schwert wollte er auf keinen Fall gebrauchen. Das Jal’dara sträubte sich gegen jede Veränderung. Menschen waren hier nicht willkommen.
    Yan beruhigte sein Gewissen mit dem Gedanken, dass der Strauch in kürzester Zeit wieder seine ursprüngliche Form annehmen würde. Nol schien sich keine Sorgen zu machen, dass seine Besucher den Gärten des Dara Schaden zufügen könnten. Anders wäre es vermutlich, wenn die Erben die Pforte beschädigten oder eins der Götterkinder angriffen. Doch das war natürlich undenkbar.
    Aus Rücksicht auf die Kinder, die vermutlich noch nie ein Feuer zu Gesicht bekommen hatten, setzte sich Yan im Schutz der Sträucher ins Gras, damit er vom anderen Ende des Tals aus nicht zu sehen war. Falls es ihm tatsächlich gelang, ein Feuer zu entzünden, würden sie Grigán eben hierher bringen. Es musste ihm einfach gelingen.
    Im fahlen Schein der Sterne und umhüllt von Blumenduft saß er im Schneidersitz auf der Wiese. Das Tal ist wirklich wunderschön, dachte er und hoffte, nicht von Neuem dem Rausch zu verfallen. Um das zu verhindern, richtete er seinen Blick auf die Zweige und konzentrierte sich.
    Die Außenwelt rückte in den Hintergrund. Nach dem mittlerweile vertrauten Muster verlor er zunächst den Geschmacks-, dann den Geruchs- und schließlich den Tastsinn. Nun spürte Yan nur noch den eigenen Körper. Sein Gehör wurde schwächer, als zöge sich der Raum um ihn herum zusammen. Schließlich trübte sich sein Blick, und er wurde blind. Das alles geschah im Bruchteil einer Dezille, doch Yans Bewusstsein war derart geschärft, dass er jede Phase seiner Konzentration einzeln wahrnahm.
    Dunkelheit. Sein Herzschlag. Dann ein Bild. Helle Kugeln, die in der Finsternis schwebten. Das innerste Wesen der Zweige, die er von dem Strauch abgebrochen hatte. Ihre geistige Gestalt, die nur eine kleine Zahl Auserwählter sehen konnte. Der Beweis für die immense Stärke seines magischen Willens.
    Im Grunde war Magie wie kochen: »Wenn ich dieses Gewürz hinzufüge, erhalte ich jenen Geschmack.« Und Yan hatte ein solches Gespür für die Zutaten, dass ihm theoretisch nichts unmöglich war. Theoretisch. Jedenfalls, wenn sein Geist genug Kraft aus seinem Körper schöpfen konnte. Konnte er das nämlich nicht, lähmte ihn die

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