Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
den Fluss. Pferde waren für verdeckte Manöver im Feindesland ungeeignet, weshalb die Männer zu Fuß unterwegs waren. Vermutlich hatten sie vor, sich vor Wallos in mehrere Trupps aufzuteilen, dachte Gors mit einem grausamen Lächeln. Vielleicht sogar schon, nachdem sie den Fluss durchquert hatten.
Dazu würden sie keine Gelegenheit mehr bekommen.
Die Wa’r’kal schossen ihre Pfeile ein wenig früher ab als geplant, eigentlich sogar zu früh. Gors stieß einen Fluch aus und nahm sich vor, dem Hauptmann der Bogenschützen höchstpersönlich den Schädel einzuschlagen. Er hatte die Männer am Nordufer des Flusses postiert, damit sie den Goronern in den Rücken fielen und die Überlebenden auf die Bärtigen mit ihren Äxten zutrieben. Doch nun machte ein Drittel der Soldaten des Großen Kaiserreichs kehrt und griff die Bogenschützen an.
Gors sprang hinter dem Stamm eines Lenosters hervor, ließ seine Axt durch die Luft wirbeln und schlug blutige Schneisen in die Reihen der Fliehenden. Auf dem Schlachtfeld war er der Größte. Auf dem Schlachtfeld konnte es niemand mit ihm aufnehmen. Weder Chebree noch Dyree noch Zamerine. Selbst Saat nicht. In seinem Blutrausch hinterließ der Riese eine Spur zerstückelter Gliedmaßen, untrügliche Beweise seiner Grausamkeit.
Die Schlacht war schnell vorbei. Die Pikenträger, die rund um den Hinterhalt postiert waren, würden sich um die Handvoll Goroner kümmern, die wundersamerweise den Äxten der Bärtigen entkommen waren.
Gors sah zum anderen Ufer hinüber und entdeckte, dass die Bogenschützen noch nicht alle Feinde getötet hatten, auch wenn das nur noch eine Frage der Zeit war. Mit einem kaltblütigen Grinsen sprang er ins eisige Wasser und pflügte brüllend und die Axt über dem Kopf schwingend durch den Fluss, so schnell die Strömung es erlaubte.
Seine Männer folgten ihm. Eine wilde Freude über den Sieg stieg in Gors auf. Was kümmerten ihn die Intrigen an Saats Hof? Sein Platz war auf dem Schlachtfeld. Hier war er unbesiegbar.
Er erklomm das Nordufer des Col’w’yr und ärgerte sich, dass die Jahreszeit der Erde noch nicht vorbei war. Sobald die Jahreszeit des Feuers anbrach, würde er seine Armee gegen Ith führen und die Heilige Stadt in Schutt und Asche legen.
Yan folgte seiner Freundin voller Neugier. In ihrer Kindheit hatte Léti ihn oft von ihren Spielkameraden fortgezogen, um ihm ein Geheimnis anzuvertrauen, was meistens in lautem Gekicher geendet hatte. Doch in dieser Nacht war keinem der Erben nach Lachen zumute, Yan noch viel weniger als den anderen.
Usul hatte vorhergesagt, dass Grigán noch vor Ablauf eines Jahres sterben würde. Gewiss, die Zukunft war veränderbar, sobald sie enthüllt wurde, und der Gott amüsierte sich über die verzweifelten Versuche der Sterblichen, gegen ihr Schicksal anzukämpfen. Doch Yan hatte keine Ahnung, was er für die Heilung des Kriegers tun konnte. Der Gedanke quälte ihn, seit sie das Schöne Land verlassen hatten. In diesen drei Dekaden war die Farikskrankheit bei Grigán viermal zum Ausbruch gekommen - bei jedem Mal stärker.
Yan wusste das alles, aber er war machtlos - und er fühlte sich schuldig. Deshalb war er sogleich von Létis Idee begeistert: Für einen kleinen Hoffnungsschimmer schlug er jede Vorsicht in den Wind.
»Es ist nicht warm genug«, hatte sie gesagt, sobald sie außer Hörweite waren. »Grigáns Haut ist eiskalt. Wir müssen Feuer machen.«
»Das geht nicht«, entgegnete Yan und wunderte sich über ihren Starrsinn. »Wir haben es den ganzen Tag lang versucht.«
»Ich weiß. Ich meine kein gewöhnliches Feuer. Glaubst du, du könntest ein magisches Feuer entzünden?«, flüsterte sie und sah ihm tief in die Augen.
Yan dachte eine Weile nach. Er war bereit, alles zu versuchen, um Grigán zu helfen. »Vielleicht … Ja, ich glaube schon«, sagte er schließlich.
»Dieses Tal ist so seltsam«, sagte Léti. »Hier ein Feuer zu entfachen, ist bestimmt gefährlich. Vermutlich verstoßen wir gegen irgendein ungeschriebenes Gesetz und ziehen den Zorn von Nol und meiner Tante auf uns.«
»Ich weiß«, versetzte Yan, den dieser Gedanke zum Schmunzeln brachte. »Daran bin ich gewöhnt.«
»Aber wenn wir es nicht tun, wird Grigán …«
Létis Gesicht verdüsterte sich.
Yan legte ihr tröstend die Hand auf den Arm, und sie lehnte den Kopf an seine Schulter, während sie mit den Tränen kämpfte.
»Das wird nicht geschehen«, sagte Yan. »Grigán wird wieder gesund«, wiederholte
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