Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
nicht. Grigán dachte daran, welche Ironie des Schicksals es war, dass sein Urgroßvater sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um Saat zu retten. Bowbaq erinnerte sich an den Mog’lur aus dem Eroberten Schloss und versuchte, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass er gegen den gefährlichsten Dämon der Welt gekämpft hatte. Rey sagte sich, dass der Fluch der Weisen noch schrecklicher war als befürchtet, und Lana träumte vom Zeitalter der Harmonie, das in der eurydischen Religion das Zeitalter von Ys genannt wurde und das höchste Ziel des universellen Strebens nach Moral darstellte. Léti wiederum konnte an nichts anderes denken als daran, dass Yan ihr Leid freiwillig teilte. Nie war offenkundiger gewesen, dass der junge Mann nicht zu den Erben gehörte.
»Haben die Undinen noch etwas anderes gesagt?«, fragte Corenn schließlich mit tonloser Stimme.
»Nein. Eure Vorfahren versuchten, sie weiter zu befragen, doch sie bekamen keine Antwort mehr. Als sie wieder zu streiten begannen, lief Sombre plötzlich davon. Ich wusste genau, was mit ihm los war. Ich hatte so etwas schon einmal erlebt. Wenn einen das Labyrinth ruft, kann man nichts tun, als zu gehorchen. Saat ging dem Kind hinterher, wagte aber nicht, es anzusprechen. Die beiden verließen die Höhle mit dem Flüstersee. Fer’t rief ihm nach, er solle Sombre ziehen lassen und mit uns ins Tal zurückkehren, doch der Hexer antwortete nicht, und so bat uns der Solener zu warten. Er folgte den beiden, und nach einer Weile hörten wir ihn schreien. Als wir Fer’t suchen gingen, fanden wir nur noch seine Leiche. Saat und sein Dämon waren verschwunden. Da mir daran gelegen war, dass Pal’b’ree am Leben blieb, damit er seinen Teil des Abkommens erfüllen konnte, führte ich ihn zurück ins Tal und rettete so auch die anderen. Der Rückweg war leider etwas beschwerlicher als der Hinweg. Aber immerhin sind die meisten Weisen mehr oder weniger unversehrt ins Dara zurückgekehrt.«
Léti dachte an das schreckliche Geheimnis, das auf ihren Vorfahren gelastet und ihnen nach ihrer Rückkehr in die Welt der Sterblichen so viel Leid eingebracht hatte. Sie waren zwar mehr oder weniger unversehrt ins Tal zurückgekehrt, wurden aber bis an ihr Lebensende von bösen Erinnerungen verfolgt.
»Und wie gelangte Saat wieder aus der Unterwelt heraus?«, fragte Yan.
»Diese Frage war nicht Teil unseres Abkommen«, rief Lloïol empört. »Ich habe nie behauptet, das zu wissen.«
»Kennt Ihr die Antwort oder nicht?«, herrschte ihn Grigán an.
»Ich kenne sie nicht, aber das könnt Ihr mir nicht vorwerfen! Es war nur von Euren Vorfahren die Rede. Ich habe mein Versprechen gehalten.«
»Das ist ohnehin nicht weiter von Bedeutung«, sagte Corenn beschwichtigend. »Das Wichtigste wissen wir nun.«
Die Erben schwiegen eine Weile und dachten nach. Ihre Lage hatte sich nicht gebessert. Im Gegenteil: Nun gehörte auch noch ein Dämon zu ihren Feinden, und ihre Verantwortung war größer denn je.
»Was jetzt?«, fragte Rey mit einem schiefen Grinsen.
»Wen knöpfen wir uns als Erstes vor? Den Dämon, den Hexer, die Züu oder das Barbarenheer?«
»Dumme Frage«, antwortete Grigán mürrisch. »Ihr habt es doch gehört. Es geht nicht mehr nur um unser eigenes Leben, sondern um das von Tausenden.«
»Wir müssen Sombre aufhalten«, pflichtete ihm Lana bei. »Wenn einer von uns … Wenn einer von uns der Erzfeind ist … Dann muss er …«
Alle nickten schweigend, die Maz musste den Satz nicht beenden. Nun wussten sie endlich, warum sie verfolgt wurden. Saat wollte um jeden Preis verhindern, dass der Erzfeind und sein Dämon aufeinandertrafen. Hatte der Hexer dieses Ziel bereits erreicht?
»Wir sind unseres Lebens nicht sicher, solange wir nicht wissen, wer der Erzfeind ist«, stellte Grigán fest. »Ich werde in die Unterwelt hinabsteigen und diesen verfluchten Undinen eine ihrer unumstößlichen Wahrheiten entreißen.«
»Ich komme mit«, sagte Léti entschlossen.
»Davon rate ich Euch ab«, sagte Nol kopfschüttelnd. »In der Unterwelt könnt Ihr viel mehr verlieren als nur Euer Leben.«
»Eurydis wacht über uns«, sagte Lana, deren Glaube unerschütterlicher war denn je.
»Zusammen sind wir immer stark gewesen«, pflichtete Corenn ihr bei. »Nehmt es uns nicht übel, Nol. Wir haben keine Wahl.«
Sie wussten, welche Gefahren in der Unterwelt auf sie lauerten. Doch Saat würde nicht aufhören, sie zu verfolgen. Sie mussten die Gelegenheit nutzen und herausfinden, wer der
Weitere Kostenlose Bücher