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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Erzfeind war.
    Als niemand widersprach, ergriff Corenn wieder das Wort. Ihre Stimme klang sterng, fast hart. Es war der Ton, den sie anschlug, wenn sie auf ihren Reisen durch die Provinzen des Matriarchats unliebsame Entscheidungen des Ständigen Rats von Kaul verkünden musste. Doch diesmal musste sie nur einen einzigen Menschen überzeugen: sich selbst.
    »Die Antwort befindet sich in greifbarer Nähe, direkt unter unseren Füßen«, sagte sie. »Wir haben nicht einen so weiten Weg zurückgelegt, um nun kurz vor dem Ziel aufzugeben. Wenn unsere Vorfahren den Besuch in der Unterwelt überlebt haben, werden auch wir es schaffen.«
     
     
     
    Trotz Nols Bedenken hielten die Erben an ihrem Plan fest und machten sich gleich an die Vorbereitungen ihrer Expedition. Als Erstes mussten sie Lloïol davon überzeugen, sie zu führen, denn der Zwerg forderte dafür ein neues Abkommen. Nach zähen Verhandlungen, die abwechselnd von Rey und Corenn geführt wurden, stellte er sich ihnen zur Verfügung, wenn die Erben versprachen, ihm zu Ehren eine Statue am Rande des Walds von Ehec zu errichten.
    Dann diskutierten sie, wann sie aufbrechen sollten. Grigán wollte so rasch wie möglich losgehen, da die Zeit drängte und sie nichts mehr im Jal’dara hielt, doch Lloïol zog es vor, den Aufbruch auf den Mit-Tag des folgenden Tages zu verschieben. Die Gefahr sei dann weniger groß, erklärte er, da die Dämonen am tiefsten schlummerten, wenn die Sonne hoch am Himmel stand. Außerdem wollte er warten, bis alle Kreaturen, die der ungewohnte Aufruhr im Tal geweckt hatte, wieder eingeschlafen waren.
    Als alle Einzelheiten geklärt waren, zog sich Lloïol wieder in die Unterwelt zurück. Zum Abschied brachte er ihnen noch ein Ständchen. Nol war enttäuscht, als der Zwerg wieder in dem engen, stinkenden Loch verschwand. Doch er nutzte Lloïols Abwesenheit, um seinen Besuchern ein paar letzte Ratschläge mit auf den Weg zu geben.
    »Ihr könnt ihm jedes Wort seiner Geschichte glauben«, sagte er. »Im Tal können die Götter nicht lügen, deshalb wird Lloïol sein Versprechen halten. Aber sobald Ihr in der Unterwelt seid, müsst Ihr wachsam sein. Misstraut allem, was er sagt oder tut. Er wird nicht mehr derselbe sein.«
    Corenn nickte, um Nol zu bedeuten, dass sie seinen Rat beherzigen würden. Die Nacht und der Morgen würden sich in die Länge ziehen, weil keiner von ihnen müde war und die nächste Etappe ihrer Reise gefährlicher sein würde als alles, was sie bisher erlebt hatten.
    »Es macht mir Angst, dass es so schlimme Folgen haben kann, sich auch nur wenige Schritte in die Unterwelt vorzuwagen«, sagte Lana.
    »Das liegt am Gwel«, erklärte Nol. »Das Gwel der Unterwelt ist nicht dasselbe wie das, was uns hier oben umgibt. Die Gärten folgen einer bestimmten Ordnung und sind unveränderlich. Im Dara herrschen Gesetze. Die Unterwelt hingegen ist in ständiger Bewegung. Ihr Gwel ist schwarz und übel riechend. Es sieht aus wie gewöhnlicher Lehm, doch aus ihm entstehen die Dämonen der Menschheit. Eins müsst Ihr wissen: Ihr werdet in eine völlig andere Welt hinabsteigen.«
    »Durch dieses Loch im Boden?«, fragte Rey ungläubig.
    »So ist es. Außerdem wird nicht nur Euer Körper, sondern auch Euer Geist in eine andere Welt übergehen. Während das Gwel der Gärten alle angenehmen Gefühle verstärkt und Euch in Euphorie versetzt, bewirkt das Gwel der Unterwelt das genaue Gegenteil. Denkt nur an Saat.«
    »Ich dachte, Ihr wüsstet nichts über die Unterwelt?«, fragte Léti erschüttert.
    »Ich weiß nicht, was dort unten geschieht«, antwortete Nol freundlich. »Aber ich weiß sehr wohl über das Wesen der Unterwelt Bescheid. Schließlich ist sie ein Zerrspiegel der Gärten.«
    Er schwieg eine Weile, während die anderen über seine Antwort nachdachten, und fuhr dann fort: »Das Dara und das Karu bilden zusammen das Jal. Ihre Kinder bekämpfen einander seit Anbeginn der Zeiten, aber keins könnte ohne das andere existieren. So wird es sein, bis das Zeitalter der Harmonie anbricht. Oder sein Gegenteil.«
    Sein Gegenteil …
    Wenn keiner der Erben der Erzfeind war, oder wenn der Auserwählte scheiterte, würde das neue Zeitalter zweifellos Saat und einer Heerschar von Dämonen gehören.
     
     
     
    Tatsächlich wurde den Gefährten das Warten lang. Kurz nachdem Lloïol in seinem Loch verschwunden war, hatte sie auch Nol verlassen, und die Erben wussten nichts mit sich anzufangen. Niemand hatte Lust, das Gespräch fortzuführen,

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