Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
das sie seit den Morgenstunden in Atem gehalten hatte. Inzwischen war alles gesagt worden, und sie würden Zeit brauchen, um die Neuigkeiten zu verarbeiten.
Obwohl aufgrund der Wirkung des Gwels niemand müde war, schlug Grigán vor, sie sollten versuchen, etwas zu schlafen. Sie wussten nicht, ob sie sich im Jal’karu ebenso ausgeruht fühlen würden, zumal sie dort all ihre Kräfte brauchen würden. Da sie in der Dunkelheit ohnehin nichts Besseres zu tun hatten, streckten sie sich in einigem Abstand zu dem Tunneleingang im weichen Gras aus.
Rey legte sich neben Lana, als wäre es das Natürlichste von der Welt. Léti, die ihn beobachtet hatte, gesellte sich zu Yan, worüber dieser sich sehr freute. Sie wechselten kein Wort miteinander, und auch ihre Freunde waren verstummt. Hand in Hand dazuliegen und die Sterne zu betrachten, die am Himmel prangten, sagte mehr als alle Worte.
Rey hatte nur Augen für Lana, was die Priesterin jedoch nicht bemerkte, da sie trotz wirrer Gedanken und Gefühle eingeschlafen war. Auch Bowbaq schlummerte bald tief und fest. Kurz darauf begann er laut zu schnarchen, was den anderen ein Grinsen entlockte. Hin und wieder warf Corenn Grigán einen Blick zu. Der Krieger lag angespannt und reglos da, die Hand am Griff seines Krummschwerts. Er schien sich in Gedanken auf bevorstehende Kämpfe vorzubereiten.
Obwohl keiner ein Wort darüber verloren hatte, waren alle der Überzeugung, dass nur Grigán der Erzfeind sein konnte. Er selbst dachte das Gleiche, obschon ihm die Vorstellung nicht gefiel. Aber wer sollte es sonst sein? Hätten die Erben einen Anführer bestimmen müssen, wäre die Wahl auf Grigán gefallen. Schließlich war er ihr bester Kämpfer und seit Königin Séhanes Tod der älteste Erbe.
Irgendwann schlief auch Corenn ein. Am nächsten Morgen waren alle voller Tatendrang. Keiner von ihnen ahnte, dass sie nie wieder eine Nacht im Jal’dara verbringen würden.
Als Corenn die Augen aufschlug, stellte sie überrascht fest, dass sich ein etwa dreijähriger Junge an sie geschmiegt hatte. Obwohl sie bemüht war, ihn nicht zu stören, erwachte das Kind, als sie sich aufsetzte. Der Gott rieb sich die Augen, blinzelte ein paarmal, lächelte den Menschen zu und stapfte davon. Gerührt sahen sie ihm nach.
»So würdevoll hat noch kein Mann das Bett einer Frau verlassen«, bemerkte Rey. »Dame Corenn, gebt acht, dass Ihr niemanden eifersüchtig macht«, sagte er mit einem Nicken in Grigáns Richtung.
Corenn warf dem Lorelier einen strafenden Blick zu. Rey steckte seine Nase immer wieder in Dinge, die ihn nichts angingen. Doch machte das nicht gerade seinen Charme aus?
»Hast du etwas Schönes geträumt, Tante Corenn?«, fragte Léti und setzte sich neben sie. »Ich habe wunderbar geschlafen.«
»Ich auch«, antwortete Corenn, ohne zu zögern. »Ehrlich gesagt fühle ich mich wie neu geboren.« Sie erinnerte sich an seltsame Träume: angenehme, wenngleich flüchtige Eindrücke, verwoben mit Ereignissen aus ihrem Leben. Aber auch Orte, Menschen und Situationen, die ihr fremd waren, hatte sie klar und deutlich gesehen. Was hatte sie im Schlaf erlebt?
Plötzlich kam ihr ein Gedanke, der ihr Angst machte und sie zugleich in Aufregung versetzte. War es möglich, dass sie im Schlaf das Unbewusste der Menschheit wahrgenommen hatte, nicht anders als die Götterkinder? War sie beeinflusst worden? Und wenn ja, wie?
Nol hatte sie nicht davor gewarnt, im Jal’dara einzuschlafen, also war es vermutlich ungefährlich. Einen Moment lang bedauerte Corenn, dass sie das Tal bereits wieder verließ und das Rätsel nicht ergründen konnte. Aber sie musste sich schon um so vieles Gedanken machen.
Bowbaq erwachte als Letzter, und das auch nur, weil Miff ihn heftig am Bart zog. Er und Grigán waren die Einzigen, die nicht voller Begeisterung von ihren Träumen erzählten. Bowbaq hatte von seiner Familie geträumt, deren Schicksal ungewiss war, und auch der Krieger wollte nicht über seine Träume sprechen. Trotzdem mussten beide zugeben, dass sie sich ausgeruht fühlten.
Die ersten Dekanten des neuen Tages verbrachten die Erben mit einer Arbeit, die ihnen im Laufe der Reise in Fleisch und Blut übergegangen war: der Überprüfung der Ausrüstung. Die Pflege der Waffen nahm die meiste Zeit in Anspruch. Lange hatte sich Grigán allein darum gekümmert, bis Léti darauf bestanden hatte, ihm zu helfen.
Gegen Ende des zweiten Dekants, als der Aufbruch immer näher rückte, zeigte Rey erste
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