Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
Anzeichen von Ungeduld. Er begann, in der Nähe der Kuhle auf und ab zu laufen, und blieb immer wieder stehen, um auf Geräusche aus dem Gang zu horchen. Doch alles blieb still. Die tagelange Untätigkeit zerrte an seinen Nerven, und das bevorstehende Abenteuer bereitete Rey Sorgen. In dieser Stimmung war er noch sarkastischer als sonst. Seine Gefährten taten ihr Möglichstes, um nicht zur Zielscheibe seines Spotts zu werden.
Bowbaq versuchte, sich für das Gespräch zu interessieren, das Yan, Corenn und Lana über die Träume der vergangenen Nacht führten. Doch es ging die ganze Zeit nur um Gwel, Magie, Beeinflussung und Vollendung, und so konnte er nicht lange folgen. Nur eins merkte er sich: Yan vermutete, dass das Jal’dara Sterbliche nach und nach verschwinden ließ, um seine Unveränderlichkeit zu wahren. Der Riese fand das alles sehr unhöflich. Mehr noch als seine Gefährten konnte er es kaum erwarten, diesen Ort zu verlassen.
Als Grigán gerade den letzten Dolch an seinem Gürtel befestigte, kehrte Nol zurück. Der Ewige Wächter betrachtete die Waffe stirnrunzelnd, und die Gefährten errieten, dass er kein Freund des Kampfes war.
»Der Dolch wird Euch nichts nützen«, sagte er. »Es gibt nur sehr wenige Waffen, mit denen man unsterbliche Wesen verwunden kann. Mit gewöhnlichen Klingen könnt Ihr den Dämonen nichts anhaben.«
»Auch Dämonen empfinden Schmerzen«, widersprach Grigán, der sich noch gut an den Kampf im Tiefen Turm von Romin erinnerte. »Das wird reichen, um sie uns vom Leib zu halten.«
»Ich wünschte, Ihr könntet Euch Euch selbst vom Leib halten«, lautete Nols rätselhafte Antwort.
Dann schwieg der Gott und ließ sich vor dem Eingang zur Unterwelt im Gras nieder. Er schien das Ganze schnell hinter sich bringen zu wollen. Die anderen unterhielten sich mit gesenkten Stimmen weiter, bis ihr Gespräch schließlich erstarb.
Sie fühlten sich in die Nacht im Wald von Oo zurückversetzt, in der sie darauf gewartet hatten, dass sich die Pforte öffnete. Ihr Ausflug in die Unterwelt würde vermutlich weit weniger angenehm verlaufen als ihr Besuch im Tal. Ausgerüstet für eine Wanderung durch finstere Gänge und Höhlen, warteten die Gefährten auf die Ankunft eines launischen Zwergs, der sie in die Welt der Dämonen führen sollte.
Bald hatte die Sonne ihren Höhepunkt überschritten. Es musste bereits nach Mit-Tag sein. Doch wie sollte Lloïol das wissen, dachte Bowbaq. Unter der Erde war es ja stockfinster.
Plötzlich ertönten die Klänge, vielmehr Missklänge einer Harfe. Der Zwerg war mehr oder minder pünktlich. Gleich darauf rief eine mittlerweile vertraute näselnde Stimme:
»Ihr lieben Leut’, folgt mir geschwind
Das Abenteuer nun beginnt!«
»Meister Lloïol«, sagte Corenn streng. »Erinnert Ihr Euch an unsere Abmachung? Würdet Ihr sie wiederholen?«
Die Musik verstummte abrupt, ein Zeichen dafür, dass der Zwerg überrascht war. Diese Bitte war eine der Vorsichtsmaßnahmen, die sich Corenn ausgedacht hatte. Falls sich Lloïol weigerte, würden die Erben die Expedition absagen.
»Zwerge haben ein unfehlbares Gedächtnis«, rief Lloïol und lachte gackernd. »Ich werde Euch auf dem sichersten Weg zum Flüstersee führen. Im Gegenzug errichtet Ihr am Wald von Ehec eine Statue zu meinen Ehren.«
»Schön«, sagte die Ratsfrau. »Würdet Ihr Eure Worte nun hier oben im Jal’dara wiederholen? Anschließend können wir aufbrechen.«
»Ich vertrage das Sonnenlicht nicht«, jammerte er.
»Mir geht es nicht anders«, sagte Corenn unerbittlich. »Zeigt Euch, Meister Lloïol. Diese Bedingung ist nicht verhandelbar.«
Er lachte wieder und kam dann tatsächlich zum Vorschein. Mit zwei Sätzen sprang er auf Corenn zu und wiederholte seine Worte.
»Gut. Ich zweifle nun nicht mehr an Eurer Aufrichtigkeit. Wir werden uns gewissenhaft an unseren Teil der Abmachung halten. Von Euch erwarten wir dasselbe.«
»Solltest du dein Wort brechen«, warf Nol ein, »darfst du nie wieder in die Gärten zurückkehren.«
Lloïol entblößte seine spitzen Zähne, grinste schauerlich, nahm seine Harfe und schmetterte ein kurzes Lied:
»In Gärten und Unterwelt bin ich daheim.
So schufen die Menschen mich, ist das nicht fein.«
»Lasst uns gehen«, sagte Grigán, dem der Zwerg schon jetzt auf die Nerven ging. »Je früher wir aufbrechen, desto eher sind wir ihn wieder los.«
Alle scharten sich um Nol, um sich zu verabschieden. Auch wenn sie vorhatten, ins Jal’dara zurückzukommen, um
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