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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Kopf gezogen trug, konnte man kaum von den struppigen Strähnen unterscheiden, die darunter hervorlugten. Nach menschlichen Maßstäben war Lloïol in der Tat abgrundtief hässlich.
    Mit erstaunlich geschmeidigen Bewegungen schnellte er auf die Erben zu und baute sich stolz vor ihnen auf, die Hände in die Hüften gestemmt. Wie Grigán auffiel, war der Dolch, den er am Gürtel trug, in einwandfreiem Zustand - ganz anders als die ramponierte Harfe, die ihm an einem zerschlissenen Seil von der Schulter hing.
    »So«, sagte der Zwerg und entblößte schwarze Zahnstummel, von denen ein widerwärtiger Gestank ausging. »Es scheint, als braucht Ihr meine Dienste? Ihr müsst wissen, dass mir die Sterblichen nicht nur eine musikalische Begabung verliehen haben, sondern außerdem einen ausgeprägten Geschäftssinn. Auch in meiner Welt bekommt man nichts umsonst.«
     
     
     
    Der Preis, den Lloïol für seine Dienste verlangte, war nicht allzu hoch. Wie er den Erben erklärte, war es ihm bestimmt, im Wald von Ehec zu leben, seit eine Handvoll Menschen in einem Dorf in der Nähe begonnen hatte, an ihn zu glauben. Doch eines Tages, als der kleine Gott seine Vollendung fast erreicht hatte, waren sämtliche Dorfbewohner einer Fleckenfieberepidemie zum Opfer gefallen.
    Zu diesem Zeitpunkt war Lloïols Entwicklung bereits so weit fortgeschritten, dass er sich nicht mehr groß verändern konnte. Er geriet in Vergessenheit, und schon seit geraumer Zeit dachte keine Menschenseele mehr an ihn, um ihn zu vollenden. So war der Zwerg ein Gefangener des Jal und konnte nicht darauf hoffen, eines Tages in Freiheit unter den Sterblichen zu leben. Als Preis für seine Dienste verlangte Lloïol nun, dass jeder der Erben mindestens einmal im Jahr die Geschichte vom Harfe spielenden Zwerg aus dem Wald von Ehec erzählte. So würde er eines Tages endlich dem Sinn der Menschen entspringen.
    »Wehe, Ihr führt mich hinters Licht«, sagte er mit einem ruckartigen Nicken in Reys Richtung, den er als Lorelier erkannt hatte. »Irgendwann werde ich diesen Ort verlassen, und dann wird all jene, die mich hintergangen haben, großes Unglück treffen! Zwerge haben ein unfehlbares Gedächtnis.«
    »Solche Gedanken ziehen dich nur wieder hinab in die Unterwelt«, sagte Nol.
    »Oh! Meine Rache wird nicht grausam sein. Ich denke da an einige harmlose Späße. Nichts ist ausschließlich gut oder böse, nicht wahr, Freund Nol?«
    Der Ewige Wächter antwortete nicht. Yan erinnerte sich, etwas Ähnliches schon einmal aus Nols Mund gehört zu haben. Vermutlich unterhielten sich die beiden schon seit ewigen Zeiten, und der Zwerg hatte offenbar seinen Spaß daran, Nol zu reizen.
    »Eure Forderung erscheint mir angemessen, Meister Lloïol«, sagte Corenn. »Wir versprechen Euch zu tun, was Ihr verlangt, sofern Eure Dienste es rechtfertigen.«
    »Das tun sie, glaubt es mir«, verkündete der Zwerg und hüpfte vor ihr auf und ab. »Ich weiß alles über das Abenteuer Eurer Vorfahren in der Unterwelt. Ich bin Ihnen schließlich nicht von der Seite gewichen.«
    Die Erben sahen sich voller Hoffnung an. Waren sie tatsächlich am Ende ihrer Suche angelangt? Nol hatte ihnen versichert, dass Lloïol nicht lügen konnte, solange er im Dara war. Vielleicht würde er ihnen die Erklärung liefern können, die ihnen noch fehlte. Bei dem Gedanken, dass sie endlich das Geheimnis ihrer Vorfahren lüften würden, begann Corenns Herz zu rasen.
    Gleich würden sie die Wahrheit kennen.
    Sie würden erfahren, ob Saat besiegt werden konnte.
    »Woher wisst Ihr, was wir von Euch wollen?«, fragte Grigán misstrauisch.
    Lloïol bedachte den Krieger mit einem verächtlichen Blick und griff zu seiner Harfe, machte jedoch keine Anstalten zu antworten. Das Instrument war ein seltsames Gebilde aus knorrigen Wurzeln, Lederriemen und Saiten aus unterschiedlichen Materialien. Trotzdem stimmte der Zwerg es nun so sorgfältig, als handele es sich um die Moës-Leier. Als er zufrieden war, zupfte er eine Saite und sandte einige schräge Töne in Grigáns Richtung:
    »Seit heute früh hör ich Euch reden,
an diesem Ort, Nols Garten Eden!
Doch Meister, grämt Euch nicht deswegen:
Der Zwerg ist Euch stets überlegen!«
    Corenn machte dem Krieger ein verstohlenes Zeichen, er solle die Kränkung übergehen, was Grigán äußerst schwerfiel. Da Lloïol ihn weiterhin herausfordernd anstarrte, wandte er sich schließlich um, ging ein paar Schritte auf und ab und schluckte seine Wut herunter, indem er sich auf

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