Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
zumindest eine geringe Ansicht auf einen Sieg.«
»Weil …« Selbst jetzt zögerte Yan noch. Er wünschte, er würde es niemals aussprechen müssen. »Weil Usul Euren Tod vorhergesagt hat!«, brach es schließlich aus ihm heraus. »Haltet Euch von Aleb fern! Geht nicht, Grigán, oder Ihr werdet sterben, das weiß ich!«
Der Krieger schluckte und nickte mit zusammengepressten Lippen. Trotzdem wirkte er weniger erschüttert, als Yan erwartet hatte. »Die Krankheit wird mich ohnehin bald dahinraffen. Machen wir uns nichts vor. Beim nächsten Ausbruch …«
»Das stimmt nicht!«, rief Léti, der Tränen über die Wangen rannen. »Vielleicht seid Ihr geheilt!«
»Vielleicht aber auch nicht. Ich muss Aleb aufhalten«, sagte Grigán. »Ich hatte eine Vision …«
Plötzlich sank Corenn abermals ohnmächtig in Bowbaqs Armen zusammen. Während sich alle um sie scharten, sah Grigán die Ratsfrau traurig an.
»Wartet noch einen Moment, bevor Ihr versucht, sie zu wecken«, bat er. »Ich möchte mich nicht von ihr verabschieden müssen.«
»Ich komme mit Euch!«, sagte Yan kurz entschlossen. Usuls Prophezeiung würde ihm sonst keinen Frieden lassen.
»Ich auch!«, rief Léti.
»Du bleibst bei deiner Tante«, befahl Grigán. »Und du, Yan, bleibst bei deiner Versprochenen. Ich werde nicht zulassen, dass du denselben Fehler begehst wie ich.«
Yans Herz schlug heftiger als die Trommeln am Tag der Erde. Wenn er Grigán allein ließ, würde dieser sterben, das spürte er. Sollte das geschehen, würde er es sich nie verzeihen.
Er trat zu Léti und nahm sie bei den Händen. Es wäre ihm lieber gewesen, ihr diese Frage an einem anderen Tag und einem anderen Ort zu stellen. Aber er musste es jetzt tun - solange er noch konnte. »Léti, willst du mir dein Versprechen geben?«, fragte er sanft.
Sie wischte sich die Tränen vom Gesicht und schloss für einen Moment die Augen. Es passierte einfach zu viel auf einmal. Waren sie verrückt geworden? Standen sie immer noch unter dem Einfluss des Gwels? Aber was kümmerte sie das jetzt noch! »Ich gebe dir mein Versprechen, Yan. Mein Yan … Ich habe es dir schon immer gegeben.«
Sie fielen sich in die Arme und küssten einander zärtlich. Doch ihre Lippen schmeckten nach Tränen, und nicht einmal dieser glückliche Augenblick konnte ihren Schmerz vergessen machen. Dann löste sich Yan von ihr, winkte den anderen zum Abschied zu und trat durch die Pforte.
»Yan, du Dummkopf!«, brüllte Grigán. »Komm zurück! Das ist ein Befehl.«
»Ich kann nicht«, antwortete der junge Mann, der trotz allem grinsen musste. »Auf dieser Seite gibt es weit und breit keinen Ewigen Wächter!«
Grigán ließ eine Schimpftirade los und fluchte noch einmal laut, als Miff von Bowbaqs Schulter sprang und durch die Pforte huschte. Um weitere Eskapaden dieser Art zu verhindern, sammelte Grigán rasch seine und Yans Sachen ein und warf sie durch die Pforte. Die Säcke und Bündel, die sich gerade noch im Labyrinth des Karu befunden hatten, landeten Hunderte Meilen entfernt im Sand. Yan hob das Gepäck auf und verschwand aus dem Blick seiner Freunde. Für ihn war das Abenteuer im Jal zu Ende.
Aus Angst, von seinen Gefühlen überwältigt zu werden, wagte Grigán es nicht, sich einzeln von seinen Freunden zu verabschieden. Wie Yan winkte er ihnen nur kurz zu und gab ihnen einen letzten Rat mit auf den Weg, bevor er durch die Pforte trat: »Unser Treffpunkt ist Bowbaqs Hütte. Wartet dort auf uns. Ich verspreche, dass wir uns wiedersehen, noch ehe zwei Monde vergangen sind!«
Sobald er auf der anderen Seite war, schloss sich die Pforte. Der Ewige Wächter, der sich immer noch um den Torbogen wand, änderte seine Position, und eine zweite Landschaft erschien vor den Augen der Zurückgebliebenen. Sie sah vollkommen anders aus als die Sandwüste, auf die sie zuvor geblickt hatten: hügelig, bewaldet und verschneit.
In diesem Moment kam Corenn zu sich. Bevor sie Zeit hatte, Fragen zu stellen, hob Bowbaq sie hoch und schritt durch die Pforte. Léti, die nun wieder weinte, sammelte das restliche Gepäck zusammen und trat ihrerseits in den Schnee. Lana beschloss, sich erst wärmer anzuziehen, bevor sie in die Winterlandschaft hinüberwechselte. Als sie ihren mit Pelz gefütterten romischen Mantel überzog, nahm Rey sie in die Arme und gab ihr einen langen, leidenschaftlichen Kuss.
»Priesterin, liebt Ihr mich?«, fragte er mit einem Lächeln.
»Ich fürchte, das ist nicht der richtige Moment, Reyan.«
»Aber
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