Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
musterte nacheinander jeden der Gefährten: Grigán, Rey, Bowbaq, Corenn, Lana, Léti und selbst Yan.
Diese wenigen Augenblicke kamen ihnen wie die längsten ihres Lebens vor. Voller Ungeduld warteten sie auf das Urteil der Undine, das ihre Rettung oder ihren Untergang bedeuten würde. Doch nicht nur das: Es würde auch das Schicksal ihrer Familien und das der Oberen Königreiche besiegeln. Ihre Suche hatte nur dazu gedient, sie an diesen Ort zu bringen, und ihre Zukunft hing von einer einzigen Antwort ab.
»Keiner von Euch ist der Erzfeind«, verkündete die Undine schließlich.
Ihre Worte hallten wie ein Donnerschlag in den Köpfen der Gefährten wider. Das konnte nicht sein. Sie wollten der Undine einfach nicht glauben. Die Antwort machte all ihre Hoffnungen zunichte.
»Es ist keiner von Euch«, wiederholte der Ewige Wächter. »Aber einer Eurer Nachkommen wird es sein.«
»Wer?«, platzte es aus Grigán heraus. »Wer wird es sein? Und wann wird er geboren werden?«
»Uns ist nicht daran gelegen, euch diese unumstößliche Wahrheit preiszugeben. Andere Sterbliche werden kommen, und wir werden uns an ihren Gedanken laben.«
»Wer ist es?«, wiederholte Grigán.
Er erhielt keine Antwort. Der Ewige Wächter beugte sich über die Pforte, und ein Licht glomm in der Mitte auf, gefolgt von einem schrillen Pfeifen. Die Undine öffnete den Durchgang zu einer anderen Welt. Zu ihrer Welt.
»Ihr müsst nun gehen. Ihr werdet im Jal nichts mehr erfahren.«
»Warum sollten wir Euch glauben?«, fauchte Léti. »Ihr seid schließlich ein Dämon!«
»Die Wahrheit ist die mächtigste Kraft, die es gibt. Wir können nicht lügen. Euer Leben wird verschont bleiben, denn andere Sterbliche werden uns aufsuchen. Ihr werdet jetzt gehen.«
Enttäuscht scharten sich die Erben um Corenn. Sie hatten alle Hoffnung auf den Erzfeind gesetzt, doch nun mussten sie sich der bitteren Wahrheit stellen. Der Ewige Wächter hatte recht: Ihre Suche war zu Ende.
»Was schlagt Ihr vor, Corenn?«, fragte Lana. »Sollen wir ins Dara zurückkehren?«
Die Ratsfrau seufzte schwer. Keiner von ihnen war der Erzfeind, und obwohl sie es ihren Gefährten verschwieg, schmerzte ihre Kopfwunde heftig. Sie nickte und öffnete den Mund, um den anderen ihre Entscheidung mitzuteilen …
Als sie wieder zu Bewusstsein kam, saß sie auf dem Boden und wurde von ihren Gefährten gestützt. Sie hatte nur für wenige Augenblicke die Besinnung verloren, aber ihr war noch elender zumute als zuvor. Die Hitze, der Schmerz, der Gestank, die Enttäuschung … Corenn kam sich mit einem Mal müde und alt vor. Die Erben konnten nirgendwo hin. Es gab keine Freunde mit guten Ratschlägen, die sie besuchen, keine Bibliothek, in der sie Nachforschungen anstellen, und kein Orakel mehr, das sie befragen konnten. Sie konnten Saat und seinen Dämon nicht aufhalten.
»Lasst uns gehen«, sagte sie mit schwacher Stimme. »Durch diese Pforte. Die Pforte des Karu.«
Was macht das schon für einen Unterschied, setzte sie in Gedanken hinzu. Ihre Freunde, die auf die Weisheit von Corenns Urteil vertrauten, fügten sich ihrer Entscheidung, als wäre sie die Frucht reiflicher Überlegung. Sie betraten den nun leeren Flüstersee und gingen auf die Pforte zu. Reihum reichten sie Corenn die Hand, um ihr über unebene Stellen hinwegzuhelfen.
Der Ewige Wächter, der sich um den Torbogen der Pforte wand, sah ihnen mit funkelnden Augen entgegen. Als sie nur noch zehn Schritte von der Pforte entfernt waren, verzog sich der Nebel und gab den Blick auf eine Wüste unter einem funkelnden Sternenhimmel frei.
»Wo ist das?«, fragte Léti neugierig. »Wohin gehen wir?« Grigán betrachtete die Landschaft und sah dann zu der Undine hoch, die noch immer schwieg. Sie war tatsächlich im Besitz der unumstößlichen Wahrheit.
»Ihr geht nach Arkarien«, sagte Grigán grimmig. »Bowbaq, du willst doch bestimmt zurück zu deiner Familie, nicht wahr? Die anderen werden dich begleiten. Ich stoße später zu Euch.«
»Aber … Warum?«, stammelte Léti. »Wo geht Ihr hin? Kommt mit uns!«
»Ich hatte eine Vision«, entgegnete er nachdenklich. »Aleb wird Lorelia in Schutt und Asche legen. Das kann ich nicht zulassen, nicht noch einmal. Ich werde ihn aufhalten. Mit allen Mitteln.«
»Nein!«, rief Yan lauter, als er beabsichtigt hatte. »Ihr dürft nicht gehen! Jedenfalls nicht allein!«
»Und warum nicht? Gegen Saat können wir nichts ausrichten. Warum sollte ich nicht gegen Aleb kämpfen? So habe ich
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