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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Undinen haben Euch einen kurzen Blick in die Zukunft gewährt. Wisst Ihr jetzt, wer der Erzfeind ist?«
    Das Flüstern der Flammen schwoll mit einem Mal an und wurde so laut, dass es das Gespräch der Sterblichen übertönte. Es ging in ein Zischen über, das zwischen verschiedenen Tonhöhen schwankte. Schließlich glaubten die Gefährten, einige Worte aus dem Inferno herauszuhören. Das Fauchen wurde noch etwas lauter, und die Worte wiederholten sich. Die Undinen sprachen zu ihnen. Sie gaben eine unumstößliche Wahrheit preis.
    »Er ist nicht der Erzfeind«, verkündeten die Flammen.
    Grigán seufzte tief und senkte für einen Moment den Kopf. Er wusste nicht, ob er sich freuen oder traurig sein sollte. Der Erzfeind war gewiss nicht zu beneiden, und doch mussten sie hoffen, dass es einer von ihnen war. Dieser erste Fehlschlag war nicht besonders ermutigend.
    Als sich das Schweigen in die Länge zog, starrte Rey in die Flammen und nahm Grigán dann das Seilende aus der Hand. Er knotete es sich rasch um die Taille und ging entschlossen auf den See zu. Seinen Freunden blieb kaum Zeit, nach dem anderen Ende des Seils zu greifen.
    Fünfzig Feuerschlangen schossen ihm entgegen, und Rey wurde von mindestens dreien oder vieren gebissen. Die Undinen sprangen höher und weiter als zuvor, und es wurden immer mehr. Jedes Mal, wenn sie in die Gedanken eines Menschen eindrangen, schien ihre Kraft zuzunehmen - oder zumindest ihre Angriffslust.
    Nachdem seine Freunde ihn zurückgeholt hatten, rappelte sich Rey auf und untersuchte rasch seine Verletzungen. Sie waren nicht schlimmer als die von Grigán, und er hatte ohnehin Wichtigeres im Kopf. Er wartete auf das Urteil der Undinen.
    »Er ist nicht der Erzfeind«, wisperten die Flammen erneut.
    »Umso besser!«, rief er erleichtert. »Bowbaq, du bist der einzige verbliebene männliche Erbe. Du wirst ein Held, alter Freund!«
    »Ich?«, fragte der Riese, der die Aussicht alles andere als verlockend fand. »Bist du sicher?«
    »Ich verbiete dir ausdrücklich, dir dieses Seil um den Bauch zu binden«, sagte Corenn in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, obwohl ihre Stimme noch immer matt klang. »Keiner von uns wird sich noch einmal diesem grausamen Spiel aussetzen«, rief sie in die Flammen hinein.
    »Ich weiß …«, glaubten die Gefährten als Antwort zu hören. Es klang wie ein Seufzer.
    Plötzlich wallte die Oberfläche des Sees auf, und die Flammen schlugen höher denn je. Die Feuerschlangen, die bisher wie fliegende Fische aufs Ufer zugesprungen waren, machten mit einem Mal kehrt und züngelten zur Mitte des Sees, kaum dreißig Schritte von den Erben entfernt. Dort begann ein eigenartiger Kampf: Größere Undinen verschlangen kleinere, nur um dann selbst im Rachen der nächstgrößeren zu verschwinden. Innerhalb kürzester Zeit waren die Flammen um die Hälfte verringert. Schließlich waren noch fünfzehn große Flammen übrig. Der Kampf wurde nun langsamer und taktischer, blieb aber ebenso unerbittlich.
    »Die letzte Flamme wird gewaltig sein!«, murmelte Léti.
    »Verschwinden wir von hier«, schlug Rey vor. »Wir haben keine Chance, falls sie angreift.«
    »Sie kann den See nicht verlassen«, sagte Corenn. »Wir sind in Sicherheit, solange wir auf Abstand bleiben.«
    Fasziniert beobachteten die Erben den Tanz der Feuerschlangen, die einander auffraßen.
    Als nur noch zwei Undinen übrig waren, sahen die Gefährten, dass der Grund des Sees aus dem schwarzen Gwel des Jal’karu bestand. Schließlich verschlang die größere der beiden Undinen ihre Gegnerin. Der Flüstersee war nun leer. Das Felsenbecken war etwa zwanzig Schritte tief, und in seiner Mitte erhob sich eine Pforte, die genauso aussah wie die im Dara.
    Die letzte Undine, der Ewige Wächter des Karu, kletterte flink an einem der Pfeiler hoch. Seine Haut war knallrot und schien aus reiner Glut zu bestehen. Der Kopf sah aus wie der eines Ziegenbocks mit einem Wolfsmaul. Als die Undine oben auf der Pforte thronte, blickte sie aus mehr als fünfzehn Schritten Höhe auf die Gefährten herab.
    ›Er ist auch nicht der Erzfeind‹, dröhnte es in den Gedanken der Menschen.
    Nach einem Moment der Verwirrung ging ihnen auf, dass die Undine nur Bowbaq meinen konnte. Als Corenn ihm erklärte, worum es ging, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Doch damit standen ihre Chancen, Sombre zu besiegen, noch schlechter.
    »Ist es denn überhaupt einer von uns?«, fragte Corenn mutlos.
    Das Reptil ruckte mit dem Kopf hin und her und

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