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Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Charnalgebirge fliegt. Schon allein durch die Suche nach jemandem könnten wir uns verraten. Man mag über Hatch sagen, was man will, fliegen kann er. Er hat den Ruf, überall hinzugelangen und von dort auch wieder zurückzukehren. So einen Mann brauchen wir. Deshalb sollten wir bei ihm bleiben.«
    »Am besten sollte ständig einer von uns den
Rochen
beobachten und überwachen, wer kommt und geht«, schlug Khyber vor.
    Ihr Onkel schüttelte den Kopf. »Das ist zu riskant und kostet zu viel Zeit. Außerdem könnte uns jeder von ihnen verraten. Alle zu überwachen, schaffen wir nicht. Also tauchen wir lieber unter und warten ab. Ich unterhalte mich jeden Tag mit Hatch und schaue, wie die Dinge stehen. Wenn er mich belügt, werde ich das merken. Ihr anderen bleibt hier. Niemand verlässt das Gasthaus, bis wir weiterfliegen. Einverstanden?«
    Alle nickten, doch Pen wusste bereits, dass er diese Vereinbarung brechen würde.
    Er wartete, bis Tagwen schlief, ehe er aus dem Bett schlüpfte. Im Dunkeln schlich er barfuß, die Stiefel in der Hand, durch das Zimmer und ging lautlos hinaus. Das Gasthaus verließ er über die Hintertreppe zur Straße. In Mantel und Kapuze eilte er zum See. Nach Sonnenuntergang hatte es abgekühlt, die klare Luft war scharf, und am Himmel funkelten die Sterne. Obwohl es fast Mitternacht war, herrschte auf den Straßen noch Betriebsamkeit; die Gäste der Bierschenken und Freudenhäuser, Matrosen und Durchreisende, kamen gerade erst so richtig in Stimmung. Niemand beachtete ihn. Niemand sprach ihn an.
    Er ging ein Risiko ein, setzte alles aufs Spiel. Darüber war er weder traurig noch glücklich, verspürte weder Schuld noch Befriedigung. Solche Dinge zählten nicht für einen Heranwachsenden, der glaubte, verliebt zu sein. Allein die Tatsache zählte, dass Cinnaminson auf ihn wartete, und der Gedanke an sie vertrieb jeden anderen klaren Gedanken. Die Aufregung verlieh ihm Mut und Entschlossenheit und ein Gefühl der Unbesiegbarkeit. Was immer auch passieren würde, er wäre den Ereignissen gewachsen. In seiner übertriebenen Selbstsicherheit stellte er sich nicht ein einziges Mal die Frage, ob seine Tapferkeit ihm einen Streich spielte. In dieser Nacht gab es in seinem Herzen keinen Platz für Vernunft.
    Er erreichte das Ufer und suchte sich seinen Weg durch den Hafen. Neue Schiffe hatten angelegt, manche davon größer als jedes, das er je gesehen hatte. Er hielt nach der
Galaphile
Ausschau, entdeckte sie jedoch nicht. Auch Terek Molt oder andere Druiden sah er nicht. Um ihn herum wurden Schiffe unaufhörlich be- und entladen, und alles schien so zu sein, wie es sollte.
    Gegenüber dem
Rochen
schob er sich in den Schatten und hielt sich fern vom Licht. An Bord ließ sich kein Lebenszeichen erkennen. Sogar die Sturmlaternen hatte man gelöscht. Die Bordleiter war eingezogen, Besucher waren nicht willkommen. An den benachbarten Pieren lagen ähnlich dunkle Schiffe wie schlafende Vögel, die auf die Dämmerung warten.
    Pen drückte sich an die Mauer des Lagerhauses gegenüber des Schiffes und wagte sich bis an den Rand des Lichtscheins vor, den die Laternen über dem Eingang spendeten. Dort verharrte er unentschlossen und suchte die Silhouette des
Rockens
ab.
    Dann entdeckte er sie. Urplötzlich tauchte sie auf, wusste irgendwie, dass er da war, und winkte ihm zu. Er traute sich vor; die Kehle schnürte sich ihm vor freudiger Erwartung zu. So trat er ins Licht, ging hinüber zu der Anlegestelle und blieb unter dem blinden Mädchen stehen.
    »Cinnaminson«, sagte er.
    Ihre blinden Augen und ihr Haar schimmerten im Mondlicht. »Warte«, flüsterte sie, trat an die Leiter und ließ sie herunter. »Komm hoch. Die anderen sind in der Stadt unterwegs und werden vor dem Morgengrauen nicht zurück sein. Wir sind allein.«
    Er tat, was sie sagte, stieg hinauf und zog sich an Bord. Auf Deck stand er vor ihr, und sie ergriff seine Hände. »Ich wusste, du würdest kommen«, sagte sie.
    »Ich konnte nicht anders.«
    Sie ließ seine Hände los und zog die Leiter wieder an Bord. »Setz dich mit mir dort drüben hin, wo kein Licht ist. Wenn sie zurückkehren, muss ich die Leiter für sie runterlassen. Inzwischen kannst du auf der anderen Seite verschwinden.«
    Die beiden setzten sich hinter die Pilotenkanzel, wo die Dunkelheit am tiefsten war, und lehnten sich an die niedrige Wand. Ihre Schultern berührten sich. Cinnaminsons milchweiße Augen suchten ihn. »Heute Nacht sollen wir uns keine Lügen erzählen«,

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