Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
flüsterte sie. »Nur die Wahrheit.«
Er nickte. »Also gut. Wer fängt an?«
»Ich. Es war meine Idee.« Sie beugte sich zu ihm vor. »Papa weiß, wer ihr seid, Penderrin Ohmsford. Er hat während des Flitzerangriffs verstanden, dass Ähren Elessedil ein Druide ist, und den Rest hat er herausgefunden, als er sich im Hafen umgehört hat. Er hat euch nicht verraten und auch niemandem gesagt, dass ihr Passagiere auf dem
Rochen
wart, aber er weiß es.«
Ihr sanftes Gesicht verriet Angst und Unsicherheit, und sie hob das Kinn, als würde sie einen Schlag erwarten. Pen berührte sie an der Wange. »Ähren hat uns vorgewarnt. Das kommt nicht unerwartet. Leider musste er sich preisgeben, um uns zu retten.«
»Papa weiß das, und er vergisst es nicht, wenn man ihm auf solche Weise hilft. Ich glaube, er will euch nichts Böses. Nur verstehe ich nicht immer, wie er denkt.« Erneut nahm sie seine Hände. »Sagst du mir, wo ihr wohnt? Dann kann ich euch warnen, wenn euch Gefahr droht.«
Er zögerte. Das durfte er nicht verraten, gleichgültig, was geschah. Er hatte versprochen, es geheim zu halten. Und nun bat Cinnaminson ihn, dieses Vertrauen zu brechen. Es war ein schrecklicher Augenblick für ihn, und er traf seine Entscheidung rein impulsiv.
»Wir wohnen im >Fischers Schlupfwinkels weiter in der Stadt.« Er drückte ihre Hand. »Aber wie kannst du uns finden, falls es notwendig sein sollte? Du musst um Hilfe bitten, und das ist zu gefährlich.« Sie lächelte. »Ich möchte dir noch etwas verraten, Penderrin. Ich kann dich jederzeit finden, wenn ich will, obwohl ich blind bin, denn ich kann mit meinem geistigen Auge sehen. Das konnte ich schon immer. So wurde ich geboren - mit einer anderen Art des Sehens. Deshalb begleite ich Papa, weil ich bei schlechter Sicht, in der Dunkelheit und bei Nebel, bei schlechtem Wetter und Sturm mehr erkenne als er. Ich kann navigieren, wenn seinen Augen verborgen bleibt, was ich mit meinem geistigen sehe. Aus diesem Grund kann er auch Orte aufsuchen, die andere nicht erreichen. Es ist, als würde hinter meinen Augen ein Bild von allem um mich herum erscheinen. Bei Tageslicht sehe ich nicht so gut, obwohl ich mich orientieren kann. In der Nacht ist alles klar und scharf. Papa ahnte zunächst nichts davon. Als Mama starb, hat er mich mit aufs Meer hinausgenommen, denn er wollte mich nicht bei ihren Verwandten lassen. Die hat er so wenig gemocht wie sie ihn. So brauchte er niemanden zu suchen, dem er meine Erziehung anvertrauen konnte. Ich war noch sehr jung und suchte eine Gelegenheit, meine Nützlichkeit zu beweisen. Er sollte mich lieben, damit er mich nicht im Stich ließ. Also zeigte ich ihm, dass ich den Himmel sehen konnte, wenn sonst niemand dazu in der Lage war. Er erkannte den Wert meiner Gabe und nutzte sie fürs Navigieren. Ich ließ das zu, weil ich mich dann sicher fühlte. Weil ich ihm von Nutzen war, so glaubte ich, würde er mich bei sich behalten.« Sie hielt kurz inne. »Papa wollte nicht, dass jemand davon erfuhr. Nur die beiden anderen an Bord, seine Mannschaft, wissen es, und sie sind seine Vettern. Beide haben ihm Verschwiegenheit geschworen. Er beschützt mich; ich bin seine Tochter und seine Gehilfin. Außerdem bin ich sein Glücksbringer. Manchmal ist er sich über den Unterschied nicht im Klaren. Ich glaube, er hat mich lieb, aber er weiß nicht genau, was damit eigentlich verbunden ist.«
Sie streckte die Hände aus und umschloss sein Gesicht. »So. Jetzt habe ich dir etwas geschenkt - die Wahrheit, die sonst niemand weiß.«
Er nahm ihre Hände und drückte sie sanft. »Das hast du bestimmt schon lange für dich behalten. Warum erzählst du es jetzt mir? Warum gehorchst du deinem Vater nicht? Es hätte mir nichts ausgemacht, wenn du das Geheimnis bewahrt hättest.«
Sie löste ihre Hände aus seinen und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Ich bin es leid, mit niemandem darüber sprechen zu können. Es zu verschweigen ist, als würde ich so tun, als wäre ich nicht wirklich die, die ich bin. Schon lange suche ich nach einem Menschen, dem ich es erzählen kann. Dich habe ich ausgesucht, weil ich glaube, dass wir ähnlich sind. Wir verbergen beide Geheimnisse.«
»Das ist vermutlich richtig«, sagte er. Er lehnte sich wieder an die Wand der Pilotenkanzel. »Jetzt bin ich mit einem von meinen Geheimnissen dran. Ich weiß gar nicht recht, wo ich anfangen soll, es sind so viele. Du weißt zwar, wer ich bin, aber nicht, was ich hier tue.«
»Ich kann es mir
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