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Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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beobachtet, wie sie sich bewegt. Sie kann die Position und den Ort der Dinge spüren, auch, wie sie aussehen und sich anfühlen.«
    »Sie sagt, sie könne die Sterne vor ihrem inneren Auge sehen, sogar bei Regen und einem Nebel wie diesem. Auf diese Weise navigiert sie.«
    »Eine Gabe«, murmelte Ähren Elessedil. »Aber ihr Vater glaubt, diese Gabe würde ihm zustehen, weil Cinnaminson sein Kind ist.«
    Pen nickte. »Er meint, Cinnaminson sei sein persönlicher Besitz.«
    Sie sprach leise zu ihrem Vater, gab ihm Anweisungen und schrieb ihm die Richtung und den Kurs vor. In Reaktion darauf bediente er die Hebel und brachte das Luftschiff ein wenig nach Steuerbord, ließ es leicht steigen und lenkte es durch die Dunkelheit. Wäre er damit nicht so beschäftigt gewesen, hätte er vielleicht bemerkt, dass die drei zuschauten, und ihnen aus Angst, sie könnten sein Geheimnis lüften, sofort befohlen, unter Deck zu gehen. Möglicherweise hätte er sich sogar geweigert, weiterzufliegen, solange sie dabei waren. In dieser Nacht hingegen hatte er mit dem Fliegen genug zu tun.
    Je weiter sie sich vom Land entfernten, desto dichter wurde der Nebel. Wie eine Hexenküche hüllte er sie ein und war voller Schatten und Bewegungen. Zwar wehte kein Wind, dennoch bewegte sich der Nebel. Pen war unbehaglich dabei zumute, weil er nicht verstand, wie dieses Phänomen zustande kam. Er blickte den Druiden an, doch der schaute geradeaus und konzentrierte sich auf etwas anderes.
    Er lauschte.
    Pen lauschte ebenfalls, konnte allerdings außer dem Knarren des Mastes nichts hören. Er sah Khyber an, die jedoch den Kopf schüttelte, weil sie auch nichts vernahm.
    Dann erstarrte Pen. Da war doch etwas. Zuerst war er nicht sicher, worum es sich handelte. Es klang wie Atem, tief und leise, wie der eines Schlafenden. Pen runzelte die Stirn und versuchte, das Geräusch einzuordnen. Das musste der Wind sein, dachte er. Der Wind, der über den Rumpf und durch die Takelage strich. Und doch wusste er, es konnte nicht sein.
    Das Geräusch wurde lauter und kam näher, als habe sich ein schlummernder Riese erhoben und komme näher. Pen warf dem Druiden rasch einen Blick zu, doch der hatte den Blick starr in den Nebel gerichtet und suchte. »Onkel?«, flüsterte Khyber, und in ihrer Stimme schwang un-überhörbar Angst mit.
    Er nickte, ohne sie anzuschauen. »Das ist der See«, sagte er. »Er lebt.«
    Pen hatte keine Vorstellung, was das bedeuten sollte, nichtsdestoweniger gefiel ihm das Geräusch nicht. Seen leben nicht, jedenfalls nicht in dem Sinne, dass sie atmen können, warum klang es also so, als würde dieser es tun? Er versuchte, einen Rhythmus zu erkennen, doch wirkte das Atmen ungleichmäßig und sporadisch, scharf und angestrengt. Das Schiff segelte mitten zwischen die Zähne, glitt geschmeidig durch den Nebel in den Schlund des Riesen und seinen Bauch hinein. Pen konnte es vor seinem inneren Auge sehen. Er gab sich Mühe, dieses Bild durch ein weniger bedrohliches zu ersetzen, was ihm jedoch nicht gelang.
    Dann plötzlich tauchten geisterhafte Gestalten auf, unvollständig und verschwommen, und schwebten im windlosen Nebel. Sie brachten diese Geräusche hervor, erzeugten es mit ihren schemenhaften, substanzlosen Körpern. Pen erschrak, als mehrere von ihnen über die Reling glitten und über das Deck auf ihn zukamen. Er hörte Cinnaminsons leisen Aufschrei und den wütenden Fluch ihres Vaters, der vergeblich auf die Geister einschlug.
    »Die Toten statten uns einen Besuch ab«, sagte Ähren Elessedil. »Dies ist der Lazareen, das Gefängnis jener Toten, die den Weg in die Unterwelt nicht gefunden haben und in den Vier Ländern wandeln müssen.«
    »Was wollen sie von uns?«, flüsterte Khyber.
    Ähren schüttelte den Kopf. »Ich kann es dir nicht sagen.«
    Die Schatten drängten sich jetzt um den
Rochen
und flogen durch die Takelage wie Vögel. Das Atemgeräusch wurde lauter, dröhnte in den Ohren wie eine Sturmböe des Ungemachs, die sich zu Schrecklichem erhebt. Langsam und zunehmend erschütterten Vibrationen das Luftschiff, erzeugten ein Sirren in der Takelage, und die Spieren begannen zu klappern. Das Beben ging Pen durch Mark und Bein. Sekunden später erhob sich ein Furcht erregendes Heulen, ein Klagen, das wie eine Lawine über sie hinwegrollte. Die Schmerzen zwangen Pen auf die Knie. Das Klagen schloss sich wie ein Schraubstock um seinen Kopf und machte alle Gegenwehr unmöglich. In der Pilotenkanzel krümmte sich Cinnaminson und

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