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Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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sie bewegte sich darin - und wurde von einer Schwärze verzehrt, die alles durchdrang. Bei dem Versuch, sich davon zu befreien, stellte sie fest, dass sie sich nicht rühren konnte. Selbst Schreien gelang ihr nicht. Sie saß hilflos und gefesselt in der Falle. Die Schwärze hüllte sie ein, trug sie fort und legte sich um sie wie ein Leichentuch um einen Toten, der auf dem Weg zur Beisetzung ist, eng und nah und endgültig.
    Grianne spürte, wie dieses Leichentuch sich langsam zusammenzog.
    Schatten!,
fluchte sie im Stillen, als sie begriff, was vor sich ging, und dann drang die Schwärze in Mund und Nase und Ohren ein, in ihren Körper und ihren Verstand. Die Ard Rhys kämpfte dagegen an, bis sie all ihre Kraft und ihre Hoffnung verbraucht hatte. Dann verlor sie das Bewusstsein.
    Shadea a'Ru verbarg sich weiterhin in dem Gang und lauschte den leisen Geräuschen von Bewegung, die plötzlich auf der anderen Seite hörbar wurden, ehe tiefe Stille folgte. Am liebsten hätte sie einen Blick in das Zimmer geworfen, doch wagte sie die Geheimtür nicht zu öffnen, weil sie sich vor dem fürchtete, was sie vorfinden könnte. So hielt sie den Atem an und lauschte in das Schweigen hinein.
    Schließlich schlängelte sich ein Finger aus bleichem Licht unter der Tür hindurch, die Spitze einer Klaue ausgefranster schwarzer Ranken, die sich wie die Tentakel eines Seeungeheuers vorschoben. Sie tasteten umher, als würden sie nach ihr suchen, als hätte die Ard Rhys nicht genügt, und sofort trat Shadea zurück und stellte sich auf Flucht ein. Sie hatte keine Ahnung, was das war - vielleicht ein Rückstand der flüssigen Nacht -, und sie wollte es auch nicht unbedingt herausfinden. Die Finger reckten sich noch ein bisschen auf sie zu, dann zogen sie sich langsam zurück und verschwanden hinter der Tür.
    Shadea a'Ru schwitzte heftig, das Gewand unter ihrer Druidenrobe war durchnässt. Irgendetwas war im Schlafgemach der Ard Rhys passiert, etwas, das eine Folge ihrer Tat war - dessen war sie sicher. Allerdings würde sie die Einzelheiten vorerst nicht erfahren, sondern wohl frühestens am Morgen. Im Augenblick konnte sie nichts anderes tun, als zurückzugehen und zu warten.
    Sie atmete durch und verspürte plötzlich eine Furcht, wie sie ihr zuvor unbekannt gewesen war. Sie wich zurück, ohne die Tür aus den Augen zu lassen, stieg vorsichtig die Treppe hinunter, die sie vor einer Stunde heraufgekommen war, und lauschte, lauschte.
    Auf dem Absatz unten drehte sie sich zu dem Gang um, der aus den Steinmauern des Keeps herausführte, und sie musste ihre ganze Willenskraft zusammennehmen, um nicht zu rennen.

Sechs
    Trotz der Kälte, die sie spürte, während sie dem Schlafzimmer nahe kam, sorgte Shadea a'Ru dafür, dass sie zu den Ersten gehörte, die die Anführerin des Druidenordens vermissten. Sie war bereits da, um mit Grianne zu sprechen, als Tagwen mit dem Frühstück erschien. Unterwürfig bat sie um eine Audienz bei der Ard Rhys, sobald dies möglich sei. Tagwen schenkte ihr sein typisches Nicken, dasjenige, mit dem er andeutete, er werde sich umgehend um ihre Bitte kümmern, und sie gleichzeitig zum Kuckuck wünschte. Daraufhin betrat er das Zimmer. Shadea erhaschte einen Blick ins Innere, als er eintrat, und entdeckte nichts Außergewöhnliches. Vielleicht, dachte sie plötzlich, war überhaupt nichts passiert. Möglicherweise hatte die flüssige Nacht nicht gewirkt.
    Aber einen Augenblick später war der Zwerg wieder da und wirkte nicht im Geringsten besorgt, sondern lediglich verwirrt. Ob die Ard Rhys bereits ausgegangen sei?, fragte er die Trollwachen. Die verneinten, sie sei die ganze Nacht in ihrem Zimmer geblieben. Als Tagwen daraufhin zögerte und unsicher war, was er nun tun sollte, schob sich Shadea vor.
    »Wo ist eure Herrin?«, verlangte sie von den Trollen zu wissen. »Warum ist sie nicht in ihrem Zimmer? Was ist ihr zugestoßen?«
    Ohne die Antwort abzuwarten, mit der sie ihr, wie sie wusste, gar nicht dienen konnten, rauschte sie an Tagwen vorbei ins Zimmer und schaute sich um. Das Bett war nicht gemacht, die Decke zerwühlt. Die Tasse des Schlaftees stand leer auf der einen Seite. Notizen für ihr Treffen mit Sen Dunsidan lagen fein säuberlich gestapelt auf dem Schreibtisch bereit. Mit einem verstohlenen Blick schaute sie zu der Wand, hinter der sie sich versteckt und durch die sie die flüssige Nacht hatte eindringen lassen, doch war nichts zu sehen. Weder von dem Elixier noch von Grianne Ohmsford. Nichts

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