Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane

Titel: Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
senkte sich über die zerklüfteten Hänge des Charnalgebirges wie ein schwarzer Seidenvorhang, in dem tausend Silbernadeln stecken. Der Himmel war beeindruckend klar, und trotz der Dunkelheit konnte man von dem Punkt aus, an dem Khyber Elessedil mit ihren Gefährten Penderrin und Tagwen saß, meilenweit sehen. Die Reinheit der Gebirgsluft bildete einen krassen Gegensatz zum Dunst in Anatcherae am Lazareen oder sogar zur sturmumwogten Abgeschiedenheit von Syioned am Innisbore. Gleichzeitig ging mit der Dunkelheit eine große Stille einher, da die Geräusche der Welt weit unten auf den Hügeln und im Grasland zurückblieben und nicht bis zu den dreien in die Höhe vordrangen. Hier fühlte Khyber sich beruhigt und behaglich. Hier war jene Art von Wiedergeburt möglich, die die Welt stets brauchte. Sie hatten alles in ihrer Macht Stehende getan, um sich auf die Ankunft der
Rochen
vorzubereiten. Sie hatten ein Feuer angezündet, das unter ihrem Versteck orange flackerte, und ausreichend Holz nachgelegt, damit es stundenlang brennen würde. Sie hatten die Teerkugel nah genug am Feuer abgelegt, damit sie vor Kälte geschützt war und damit die Masse im Inneren der Blätter klebrig bliebe. Sie hatten Strohpuppen gefertigt, Vogelscheuchen aus Reisig, die sie mit ihren Mänteln zugedeckt hatten. Sie hatten sich eine ganze Weile mit deren Aussehen und ihrer Position beschäftigt und sie so hingelegt, dass man die Täuschung nicht auf den ersten Blick feststellte, aber nahe genug am Feuer, damit man die Puppen für schlafende Wanderer halten konnte. Das alles hatten sie erledigt, ehe die Sonne hinter den Bergen im Westen verschwunden war, ehe die Dämmerung der Dunkelheit gewichen war. Sie hatten sich alle möglichen Wege angeschaut, die eine Annäherung oder die Flucht erlaubten, und sie hatten den Pfad markiert, der zum Feuer und von dort zu ihrem Versteck führte, von wo man wiederum an der Baumlinie entlang zur Wiese zurückgelangte.
    Sie waren also vorbereitet, dachten sie, so gut es eben ging. Gern hätten sie noch mehr getan, aber ihnen war nichts mehr eingefallen, und daher hatten sie es dabei belassen.
    Den Plan hatten sie nicht mehr verändert, außer in einem Punkt. Anstatt sich schon frühzeitig zwischen den Felsen zu verstecken, wartete Khyber mit Pen und Tagwen, bis die
Rochen
in Sicht kam. Ihr Plan war einfach - auf das Wesen warten, den Teer aus ihrem Versteck zwischen den Felsen werfen und dann laufen. In der Zwischenzeit sollten Pen und Tagwen an Bord der
Rochen
gelangt sein und losfliegen, um sie aufzunehmen. Wenn sie keine Gelegenheit zum Landen bekamen, würden sie einfach ein Tau hinunterlassen und sie hochziehen.
    Das klang alles kinderleicht, aber sie hatte so ihre Zweifel. Zum einen war die Teerkugel schwer und unhandlich. Khyber musste schon einen sehr guten Wurf machen, wenn sie eine Weite von mehr als ein paar Metern überwinden wollte. Dementsprechend musste sie sich entsetzlich nah an ihren Verfolger heranwagen. Und gleichzeitig blieb das Problem der Genauigkeit des Wurfes. Der Teer war weich und nur grob geformt; es würde nicht so leicht zu werfen sein wie ein Stein oder eine Holzkugel. Zudem dachte sie daran, wie schnell sich das Wesen über die Dächer von Anatcherae bewegt hatte, und sie glaubte kaum, dass sie dem Verfolger entkommen würde, falls der Teer nicht sofort die Wirkung zeigte, die sie sich von ihm versprachen.
    Natürlich würde sie ihre Druiden-Kräfte einsetzen, ein wenig Magie, um Geschwindigkeit und Richtung zu beeinflussen.
    Doch hatte sie ihre Fähigkeiten zum großen Teil bislang nicht erprobt, und besonders nicht unter so schwierigen Bedingungen wie hier. Dennoch musste sie alles richtig machen.
    Sie seufzte müde. Es brachte ihr nicht viel ein, über all das nachzudenken, da sie nichts ändern konnte. Die meisten Pläne brauchten zum Erfolg ein Quäntchen Glück. Sie musste darauf hoffen, dass sie diesmal eine ganze Portion hatte.
    In der Stille lauschte sie auf den Atem ihrer Gefährten und das leise Scharren der Stiefel auf dem Fels, wenn sie sich bewegten. Pen lag, Tagwen saß und hielt den Kopf zwischen den Knien. Beide dösten. Deswegen machte sie ihnen keinen Vorwurf. Mitternacht rückte näher, und bislang gab es kein Zeichen von dem Luftschiff. Langsam dachte sie, es könnte eine andere Route eingeschlagen haben, obwohl Pen darauf beharrte, das Wesen würde den Umkreis absuchen, in dem sie sich logischerweise befinden mussten, da sie zu Fuß unterwegs waren.

Weitere Kostenlose Bücher