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Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane

Titel: Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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war warm und weich, in perfektem Zustand für seinen Zweck. Sie ging zu ihrem Versteck. Die Felsspalte lag in tiefem Schatten, ein Stück höher als das Feuer und die drei nachgeahmten verhüllten Gestalten, die dort lagen. Sie konnte alles beobachten, was dort passieren würde, ohne dabei gesehen zu werden. Mond und Sterne erhellten den offenen Bereich und den Einlass zu dem Gang, durch den das Wesen hereinkommen würde. Aber durch den Einfallwinkel des Mondlichts blieb sie selbst im Dunkeln.
    Sie hielt den Teer in den Händen und machte sich zum Warten bereit.
    Wenn sie nur ein wenig erfahrener mit ihrer Magie gewesen wäre, hätte sie den Teer über den Durchgang schweben lassen können, wie Ähren es ihr mit dem Blatt beigebracht hatte, und ihn auf das Wesen fallen lassen können, wenn es auftauchte. Aber das hätte ein Können und ein Zeitgefühl erfordert, über die sie noch nicht verfügte, und sie durfte sich nicht erlauben, ihr Ziel zu verfehlen, denn sie hatte nur eine einzige Chance. Die Einsicht in ihre mangelnden Fähigkeit, Magie einzusetzen, ließ sie plötzlich wünschen, sie hätte länger und härter studiert, als sie noch die Gelegenheit dazu hatte, als Ähren noch da gewesen war und sie unterrichten konnte. Wer würde sie nun unterrichten? Für sich allein vermochte sie nur bis zu einem bestimmten Punkt vorankommen, und jetzt konnte sie sich bei den Druiden an niemanden mehr wenden.
    Falls sie überhaupt je die Chance dazu erhielte.
    Die Minuten verstrichen. Die Dunkelheit war undurchdringlich und still, ein weicher Vorhang, der vor die Welt gezogen war. Nichts rührte sich. Der vorgetäuschte Lagerplatz vor ihr blieb leer. Je länger sie dort stand und wartete, desto sicherer wurde sie sich, dass der ganze Plan zum Scheitern verdammt war. Das Wesen, das sie jagte, war schnell und beweglich. Khybers Chancen, es tatsächlich zu treffen, waren klein, und die Chance, anschließend fliehen zu können, noch kleiner. Sie überlegte, wie sie ihre wenige Magie einsetzen könnte, um das Wesen aufzuhalten - auf irgendeine Weise, damit sie einen Vorsprung gewinnen könnte. Kalt erfasste sie die Gewissheit, dass es ihr einfach am notwendigen Handwerkszeug fehlte. Sie lernte noch Magie, stand am Anfang dieses Prozesses, der sie am Ende zum Beherrschen der wahren Kraft führen würde. Vielleicht konnte sie die Elfensteine einsetzen. Vielleicht hatte das Wesen doch eine magische Seite. Stets hatten sie es einfach als
diesen
betrachtet, und nicht als
menschlich.
Gewiss, nach den wenigen Blicken, die sie in Anatcherae von ihm erhascht hatten, schien es so. Möglicherweise würden die Steine helfen. Oder sie könnte versuchen, den Wind zu beschwören, den sie benutzt hatte, um es vom Deck der
Rochen
zu wehen. Einmal hatte der Wind schon funktioniert. Über diese Magie verfügte sie. Diese Waffe konnte sie einsetzen.
    Sie wartete weiter. Die Minuten zogen sich dahin. Das Wesen tauchte nicht auf.
    Irgendetwas stimmte da nicht. Es dauerte zu lange. Längst hätte es hier sein müssen, falls es überhaupt kam. Sie ärgerte sich, weil sie nicht sehen konnte, was jenseits des offenen Bereichs passierte. So war sie blind und hilflos und konnte nur hier stehen und hoffen, dass sie das Vorgehen des Wesens richtig eingeschätzt hatten. Und wenn nicht?
    Sie suchte den freien Bereich und den Durchlass auf der anderen Seite ab. Nichts bewegte sich.
    Dann hörte sie direkt über ihrem Versteck ein leises Kratzen, und Staub rieselte in einer kleinen Wolke herunter.
    Ihr stockte der Atem. Das Wesen befand sich direkt über ihr. Sie erstarrte, weil sie sich hatte überrumpeln lassen.
Genau über mir.
Wusste es von ihrer Anwesenheit? Sie wartete, versuchte, die Kontrolle über ihre Muskeln wiederzuerlangen, lauschte in die Stille und stellte sich so schlimme Möglichkeiten vor, dass sie die Anspannung am liebsten in einem lauten Schrei herausgelassen hätte.
    Dann sah sie es, wie es rechts von ihr am Rand der Felsen entlang kletterte wie eine große Spinne, in den Kapuzenmantel gehüllt, so leise wie die Dunkelheit, mit der es verschmolzen war. Plötzlich begriff sie den Fehler, den sie begangen hatten. Sie waren von der Annahme ausgegangen, es würde auf dem Boden kommen, denn das hätten sie an seiner Stelle getan. Doch dieses Wesen war anders. In Anatcherae hatte es die Dächer genutzt. An Bord der
Rochen
hatte es in der Takelage gehangen. Es liebte den Vorteil der Höhe. Auch hier nutzte es ihn aus und war nicht durch die

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