Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
vollständig verdeckte. Er rief den Jungen und das Mädchen zu sich in die Befestigungsanlage und zeigte nach draußen. »Ich weiß, du kannst nicht sehen, was draußen passiert, junge Fahrende, aber Penderrin kann dir die Einzelheiten später beschreiben. Das haben sie geschickt, um ihn zurückzuholen.« Die Druidenluftschiffe hatten sich vor den Mauern des Dorfes neu formiert und schwebten nicht hoch über dem Boden, doch außerhalb der Reichweite von Katapulten, die aus der Bergwand abgeschossen werden konnten. Dutzende von Gnomenjägern stiegen an Strickleitern von den Schiffen und kletterten die Mauern empor. Manche schleppten Rammböcke, andere Enterhaken und Seile. Ihnen folgten mit schwerfälligem Gang einige Dutzend Wesen, die aussahen, als wären sie aus feuchtem Schlamm gemacht, der in der Sonne getrocknet war, Wesen, die Trollen ähnelten, denen jedoch die richtigen Proportionen und Züge fehlten, als habe jemand plumpe Kopien angefertigt.
»Mutens«, flüsterte Pen.
»Unsere schlimmsten Feinde. Kein Verstand, keine Gefühle, keine Ziele. Auf der Treppe der Evolution stehen sie eine Stufe über Steinen. Mit Magie sind sie leicht zu kontrollieren. In den alten Tagen wurden sie vom Dämonenlord beherrscht. Jetzt sind ihre Herren unsere Widersacher, die Druiden. Die Ard Rhys würde bittere Tränen vergießen.«
Er deutete zur Ebene draußen. »Die Explosionen, die ihr gehört habt? Wir haben Öl aus den dunkleren Regionen des Malg benutzt, es in Fässer gefüllt und im Boden vergraben. Ausgesprochen brennbar. Die Druiden haben so etwas nicht erwartet. Dadurch bekamen wir die Chance, uns in Sicherheit zu bringen, nachdem wir wussten, dass Kampf unser einziger Ausweg ist. Aber das war schon unser einziger Trumpf. Jetzt kämpfen wir von hier oben aus unserer Bergfestung, heute zumindest.«
Er legte ihnen die Hände auf die Schultern und führte sie zurück in die Höhle. »Morgen werden wir verschwunden sein. Ich muss unseren Aufbruch vorbereiten, und ihr müsst euch ausruhen.« Einen Moment lang schweifte sein Blick suchend durch die Höhle, dann rief er: »Atalan!«
Ein stämmiger Troll mit den schwärzesten Augen, die Pen je gesehen hatte, stampfte auf sie zu. Er sah zunächst Kermadec an, dann den Jungen und das Mädchen und schließlich wieder den Maturen. »Ich habe Arbeit.«
»Jetzt hast du eine andere Arbeit. Nimm den jungen Penderrin und seine Freundin, und bring sie zu ihren Gefährten. Führ sie in eine der oberen Höhlen. Besorge ihnen Essen und Trinken und einen Platz zum Schlafen. Beim ersten Tageslicht werden sie aufbrechen. Ich wähle ihre Eskorte aus.«
Der andere Troll trat näher. »Was ist mit mir, Kermadec? Soll ich mitkommen?«
Seine Stimme klang rau und bärbeißig; seine Frage hörte sich eher wie eine Forderung an. Kermadec warf ihm einen abschätzenden Blick zu. »Ich werde darüber nachdenken.«
Dann wandte er sich wieder an Pen und Cinnaminson. »Atalan wird sich um euch kümmern. Ihr drei solltet eigentlich gut miteinander auskommen. Ihr seid gleich alt, und ihr seid euch vom Temperament ähnlich.«
Er ging davon und schaute nicht zurück. Die drei starrten ihm hinterher. Atalan schüttelte den Kopf. »Er behandelt mich wie ein Kind. Wer glaubt er eigentlich, wer er ist?«
Weder Pen noch Cinnaminson waren versucht, darauf zu antworten, daher schwiegen sie. Pen dachte, sie wären vielleicht besser dran gewesen, wenn Kermadec sie allein gelassen hätte. Atalan starrte dem Maturen noch hinterher. Dann erinnerte er sich an seine Schutzbefohlenen. Er sah sie flüchtig an und zuckte mit den Schultern. »Kommt.«
Er führte sie durch die Haupthöhle über eine Treppe, die aus dem Fels gehauen war, ins nächste Stockwerk. Eine Weile lang sagte er nichts, sondern trottete nur dahin, resigniert, weil er glaubte, dieses Schicksal nicht verdient zu haben.
»Hast du einen Bruder?«, fragte er Pen. Der Junge schüttelte den Kopf. »Nun, wenn du einen hättest, solltest du ihn besser behandeln als Kermadec mich. Er wurde zwar vor mir geboren, aber deshalb ist er ja nicht unbedingt schlauer als ich. Heute ist er der Maturen, aber eines Tages werde ich auch Maturen werden.«
Damit schwieg er wieder, wandte sich ab und ging zu einer Reihe schmaler Tunnel voraus, die sich durch den Berg wanden. Mehrmals begegneten sie Trollen, die aus der anderen Richtung kamen, doch nie machte Atalan Platz, sondern drängte sich mit einer an Unverschämtheit grenzenden Dreistigkeit voran. Vom
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