Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
Temperament her war er fast das genaue Gegenteil von Kermadec, und Pen konnte sich kaum vorstellen, dass sie tatsächlich Brüder waren. »Du bist also der Grund für diese Aufregung«, meinte Atalan irgendwann. »Wieso widmen dir die Druiden so viel Aufmerksamkeit?«
Pen schüttelte den Kopf. »Die Ard Rhys ist meine Tante.« »Deine Tante?« Atalan schien beeindruckt. »Sie wird jetzt schon seit mehreren Wochen vermisst, nicht wahr? Glauben die Druiden, du wüsstest, wo sie ist?«
»Ich habe keine Ahnung, was sie glauben. Aber sie wollen nicht, dass ich nach ihr suche.«
Atalan nickte. »Das würde erklären, weshalb sie so hinter dir her sind. Und wieso mein Bruder dir unbedingt helfen möchte. Er denkt, die Ard Rhys sei vollkommen. Seiner Ansicht nach kann sie nichts Falsches tun. Dabei vergisst er, was sie früher einmal war, eine mörderische Kreatur der Finsternis. Das weißt du doch auch, oder?« Pen nickte. Langsam wuchs sein Groll. »Sie war eine Kreatur des Morgawrs und für ihre Taten nicht selbst verantwortlich«, antwortete er scharf.
Atalan blickte sich erneut um. »Wenn du meinst.«
Sie zogen weiter durch die Tunnel, bis sie einen Raum weit hinten in der Felswand erreichten, wo das Licht nur gedämpft schien und der Lärm aus den vorderen Höhlen fast nicht mehr wahrzunehmen war. Der Felstroll zeigte in den Raum. »Da könnt ihr warten.« Er verschwand in einem anderen Gang, und nachdem er deutlich außer Hörweite war, sagte Pen zu Cinnaminson: »Ich glaube, er mag uns nicht sehr.«
Sie wandte ihm die milchweißen Augen zu und lächelte. »Du magst ihn doch auch nicht. Aber es geht ihm eigentlich mehr um seinen Bruder. Du solltest es nicht persönlich nehmen.«
Er nickte und dachte, das wäre leicht zu sagen, aber schwer umzusetzen. Besonders, wenn es die eigene Familie war, die in Gefahr schwebte. Dennoch hatte sie Recht, also ließ er die Sache auf sich beruhen. Sie saßen nebeneinander in der Höhle, lauschten den fernen Geräuschen der Trolle und warteten.
Als Atalan schließlich zurückkehrte, brachte er ihnen Speis und Trank, stellte es mit knappen Worten vor ihnen ab und verschwand erneut. Da sie nichts Besseres zu tun hatten, aßen sie. Doch schon nach wenigen Minuten erschienen Tagwen und Khyber am Höhleneingang.
»Bei den Schatten, Penderrin, wenn man dich auch nur fünf Minuten aus den Augen lässt, hast du schon wieder etwas angestellt«, fauchte das Elfenmädchen. »Was ist dort draußen passiert? Geht es dir gut, Cinnaminson?«
Sie trat zu der Fahrenden und umarmte sie herzlich, während sie Pen einen bösen Blick zuwarf. Tagwen, der mit verschränkten Armen am Eingang stand, runzelte tadelnd die Stirn und schaute ihn finster an. Pen wurde eines klar: Er konnte sagen, was er wollte, es würde keinen Unterschied ausmachen.
An Bord des Druidenflaggschiffs
Athabasca
stand Traunt Rowan mit Pyson Wence an der vorderen Reling und beobachtete die Gnomenjäger, die in das verlassene Trolldorf strömten. Rauch stieg von brennenden Häusern auf, und das Krachen von Möbeln, die zertrümmert wurden, drang bis zum Schiff herauf. Die Gnomen hatten Befehl, Taupo Rough so gründlich wie möglich zu zerstören und die Festung im Berg zu belagern. Mochten die Trolle sich in ihrem Bollwerk in der Steilwand ruhig sicher fühlen, die Kriegsschiffe waren mit Katapulten ausgerüstet, die solche Verteidigungsanlagen niederwerfen konnten. Die Krieger der Druiden befanden sich in der Überzahl, und zudem wurden die Trolle durch die Anwesenheit von Frauen und Kindern behindert. Vielleicht konnten die Trolle ein oder gar zwei Tage aushalten, doch am Ende würde man sie stürmen.
»Mir gefällt es nicht, dass Shadea diesen Jungen unbedingt finden will«, meinte Pyson Wence leise und richtete den stechenden Blick auf Rowans dunkles Gesicht. »Mir gefällt es überhaupt nicht, dass ich mich in dieser Einöde herumtreiben soll.«
»Glaubst du, sie will uns einfach nur aus dem Weg haben?«, fragte der Südländer und beobachtete das Vorankommen seiner Gnomen. Wence hatte sie aus seinem eigenen Volk nach Paranor geholt, doch bei diesem Feldzug standen sie unter dem Befehl von Rowan. Pyson Wence war in vielen Dingen begabt, aber er war kein guter Soldat. »Ich denke, ihr würde es gefallen, wenn das, was Terek Molt zugestoßen ist, auch uns passieren würde. Ich vertraue ihr nicht.« »Wenn du das tätest, wärest du einzigartig.«
»Ich mache mir Sorgen, weil wir innerhalb einer Woche Molt und Iridia
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