Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
Kermadec zur Flucht durch die Fenster in dem Versammlungsraum verholfen hatten. Umzingelt von Gnomenjägern hatten sie sich mit viel Glück auch selbst davonstehlen können. Sie waren in einen Heizungsschacht geklettert und zum nächsten Raum gekrochen, ehe die Gnomen sie entdeckten.
Aber die Jagd ging weiter, und Zeit und Fluchtmöglichkeiten wurden knapper. Die Gnomen wussten, dass die Gejagten auf den oberen Ebenen des Keeps in der Falle saßen, und hatte alle Verbindungen nach unten blockiert. So blieben den jungen Druiden nur noch die Türme, und auch diese wurden einer nach dem anderen abgesperrt. »Hier herein!«, zischte er Bellizen zu und zerrte sie durch eine offene Tür in einen Vorratsraum mit Druidenroben und weichen Pantoffeln.
Der Lärm der Verfolger kam näher, und Trefen schloss die Tür leise hinter ihnen. Er legte den Riegel vor und blickte sich erschöpft um. Es war wieder einer aus dieser schier endlosen Reihe von Räumen, in denen sie versucht hatten, sich zu verstecken. Hier führte eine zweite Tür in einen dahinterliegenden Raum, und nachdem er gesehen hatte, dass es außer diesem Ausgang keinen weiteren gab, zog er Bellizen in den zweiten Raum und verschloss auch diese Tür. Es war eine winzige Kammer, die ihm nie zuvor aufgefallen war. Es gab keine andere Tür außer jener, durch die sie eingetreten waren. In die gegenüberliegende Wand war ein schmales Fenster eingelassen. Als er hindurchsah, stellte er fest, dass es zur Nordmauer und zum Wald dahinter hinausging. Sie befanden sich im fünften Stock, und die Mauer fiel steil ab.
Er blickte Bellizen an, die auf seine Meinung wartete. »Hier suchen sie uns vielleicht nicht.«
Doch das taten sie längst. Er hörte, wie die Verfolger versuchten, die Tür des ersten Raums aufzubrechen. Irgendwann würde ihnen das gelingen, auch bei der zweiten Tür.
Er suchte den Raum von Wand zu Wand ab, vom Boden bis zur Decke, und dann schaute er erneut aus dem Fenster und prüfte, ob er etwas übersehen hatte. Aber er fand nichts, was ihnen helfen könnte. Sie saßen in der Falle.
Bellizen las es ihm von den Augen ab und nickte. Er ging zu ihr. »Ich werde mich von ihnen nicht gefangen nehmen lassen«, sagte er. »Ich weiß, was dann passiert.«
Sie nickte, ihr bleiches rundes Gesicht strahlte Ruhe aus, ihr Blick war klar und fest. »Ich mich auch nicht.«
»Doch sie werden uns erwischen«, fuhr er fort. »Es sind einfach zu viele. Sie werden uns überwältigen.«
Daraufhin lächelte sie ihn an. »Nur, wenn wir herumsitzen und darauf warten.« Sie ergriff seine Hände und führte ihn zum Fenster. Dort schaute sie in den Nachmittag hinaus und stieg dann auf die Fensterbank. »Komm hoch zu mir, Trefen.«
Er gehorchte, sah sie derweil unentwegt an und weigerte sich, nach unten zu blicken. Dann stand er mit ihr in der Fensteröffnung, hielt ihre Hände und spürte, wie der kühle Wind tröstend über sein Gesicht strich.
Der erste Tür krachte und splitterte langsam.
»Es ist nur ein kleiner Sprung«, sagte sie. »Wird nicht lange dauern.« »Ich wäre gern dabei gewesen, wenn die Herrin zurückkommt«, sagte er. »Ich hätte ihr gern gesagt, wie viel sie uns bedeutet.« »Das wird ihr schon jemand erzählen«, antwortete sie darauf. Sie blickte zur Tür. »Bist du bereit?«
»Ich glaube schon«, sagte er.
Er holte tief Luft. Schweigend warteten sie und lauschten dem Lärm, hörten, wie die Tür im Raum nebenan aufgebrochen wurde und wie die Gnomen zu der zweiten Tür trampelten.
»Ich bin sehr glücklich, dass du bei mir bist«, sagte er leise. Bellizen lächelte ihn schwach an.
Dann ertönte ein Hörn, dessen Klagen tief und Unheil verkündend von den Mauern her durch den Keep hallte. Unten wurden Rufe laut, und abrupt erwachte Paranor zu einem neuen, schrecklichen Leben. Draußen drehten sich die Gnomen um, rannten davon und gaben ihre Bemühungen auf, die Tür zu öffnen. Trefen Morys und Bellizen sahen sich ungläubig an, dann schauten sie aus dem Fenster zu der Stelle, von welcher der größte Lärm zu ihnen heraufdrang. Tausende Felstrolle traten zwischen den Bäumen hervor, Riesen in Rüstung, die sich vor den Toren der Druidenfestung zu Schlachtreihen formierten.
Siebenundzwanzig
Grianne Ohmsford trat einen Schritt zurück, als der Drache sich auf der Ebene niederließ und die Schwingen an den riesigen, mit Schuppen besetzten Körper legte. Dampf stieg in Schwaden von seinem Rücken auf, und sie spürte die Hitze, die von dem Wesen
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