Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
schaute ihnen aufmerksam hinterher, dann wandte er sich wieder Pen und dem Stab zu.
Pen machte noch einige Augenblicke weiter, ehe er aufgab. »Es funktioniert nicht«, sagte er und seufzte müde. »Ich verstehe es nicht. Beim letzten Mal ist er mit den Bildern davongeflogen. Jetzt schaut er ihnen nur hinterher.«
Grianne betrachtete den Drachen einen Moment lang. »Er hat gelernt, dass es ihm nichts einbringt, den Bildern hinterher zu fliegen. Die Bilder sind nicht beständig. Doch hat er begriffen, dass der Stab die Quelle ist und er deshalb in der Nähe bleiben muss.« Sie schüttelte den Kopf. »Er ist nicht dumm.«
Schweigend starrten sie den Drachen an. Der Drache erwiderte das Starren. In Pens Hand glühte der Dunkelstab, und die Runen tanzten und flackerten.
»Was sollen wir tun?«, fragte Pen schließlich.
Grianne wusste es auch nicht. Sie könnte die Magie des Wunschlieds anwenden, doch fürchtete sie die Reaktion, die sie damit womöglich auslösen würde. Wenn sie den Drachen nicht mit dem ersten Schlag tötete, würde er sich im nächsten Moment auf sie stürzen. Und selbst, wenn sie ihn erlegte, könnte eine solch starke Magie den Straken-Lord auf sie aufmerksam machen wie ein Leuchtfeuer in dunkelster Nacht. In beiden Fällen wären die Auswirkungen schrecklich.
Schon machte sie sich mit dem Gedanken vertraut, keine andere Wahl zu haben, als von Ferne, aus Richtung der Drachenkette, ein seltsam bellendes Husten ertönte. Es war ein rauer Laut, der sie an ein Kratzen auf Metall oder an eine alte Säge erinnerte, die durch grünes Holz schnitt. Unwillkürlich zuckte sie zusammen. Der Drache hingegen setzte sich auf, wandte den Kopf vom Dunkelstab und den leuchtenden Runen ab und spähte in Richtung des Lauts. Mehrere Minuten verstrichen, und niemand rührte sich. Dann hörte man den Laut erneut, weiter entfernt diesmal und östlicher. Der Drachenkopf folgte und ging wachsam in die Höhe. Das Untier schnaufte und stieß Dampf aus den Nüstern. Als der Laut zum dritten Mal ertönte, brüllte der Drache mit solcher Macht, dass Grianne und Pen schockiert in die Knie gingen.
Augenblicke später war das Ungetüm in den Himmel aufgestiegen und flog auf den Laut zu, ohne einen Blick zurückzuwerfen. »Was ist denn jetzt passiert?«, stieß Pen verwirrt hervor. Grianne schüttelte den Kopf. »Ich weiß es auch nicht, aber wir sollten lieber von hier verschwinden, anstatt uns Gedanken darüber zu machen. Kannst du diese Runen nicht beruhigen? Oder sie dazu bringen, dass sie zu leuchten aufhören? Wenn der Drache zurückkommt, sollte der Stab ihm wenigstens nicht dabei helfen, uns zu finden.«
»Ich werde es versuchen«, sagte Pen. Er zog seinen Mantel aus und wickelte ihn sorgfältig um den Dunkelstab, wodurch das Leuchten der Runen verborgen wurde. »Wer sagt es denn?«, meinte er zufrieden.
Nun wanderten sie wieder auf die Berge zu, nur ein wenig weiter in Richtung Norden als Westen. Außerdem schaute Grianne ständig in die Richtung, in welcher der Drache verschwunden war, entdeckte jedoch keine Spur von ihm. Kaum eine Meile vor ihnen lagen Hügel, die ihnen ein wenig mehr Deckung bieten würden. Wenn sie sich beeilten, würden sie dort ankommen, ehe der Drache sich auf die Suche nach ihnen machte.
Sie fragte sich, wie weit es zu der Stelle, wo sie die Rückkehr in ihre Welt versuchen konnten, noch sein mochte. Ihr Blick ging zum Himmel. Der Einbruch der Nacht stand bevor.
»Pen, leuchten die Runen eigentlich auch, wenn du das Wunschlied nicht benutzt?«
Er zuckte mit den Schultern. »Sie leuchten einfach. Seit dem Morgen, an dem ich aufwachte und der Drache vor mir saß. Dabei brauche ich ihnen gar nicht zu sagen, was sie tun sollen, sie reagieren trotzdem. Ich bin nicht sicher, wie viel Kontrolle ich über sie habe. Wahrscheinlich nicht viel.«
Eigentümlich, dachte sie. In der Geschichte des Wunschliedes waren unabhängige Reaktionen unbekannt. Es musste gerufen werden und tat nur das, worum es gebeten wurde. Dieses Verhalten hier hing offensichtlich mit Pens Bindung an den Dunkelstab zusammen, mit der Verschmelzung zweier Magien. Irgendwie hatte das Wunschlied die Fähigkeit entwickelt, sich selbst zu beschwören und auf die Nöte des Jungen zu reagieren, wenn Pen gar nicht wusste, worin diese bestanden.
Ihre eigene Magie, dachte Grianne, war zwar viel mächtiger und dennoch dazu nicht in der Lage.
Als sie die Hügel fast erreicht hatten, sprang Weka Dart plötzlich hinter einem großen
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