Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
erschrecken. Aber du siehst aus, als würdest du nicht recht wissen, was du hier willst.« Er rieb sich nachdenklich das glatte Kinn, dann musterte er ihre Kleidung und runzelte missbilligend die Stirn. »Warum trägst du den Mantel eines Gnomenjägers? Du kennst die Regeln.«
Die kannte sie allerdings nicht, trotzdem nickte sie. »Ich habe auf den Luftschiffen gearbeitet und habe den Mantel wegen des Schmutzes getragen. Anschließend habe ich vergessen, ihn auszuziehen.«
»Also, das ist nicht erlaubt.« Er schaute an ihr vorbei in das Studierzimmer. »Warte.«
Er ging hinein, verschwand, kehrte einen Moment später zurück und warf ihr eine Druidenrobe zu. »Hier, trag die so lange, bis du deine eigene wiederhast. Die Regeln sind eindeutig.«
Sie nickte dankbar, zog den Gnomenmantel aus und schlüpfte in die angebotene Robe. »Ich war fort. Ich kenne nicht alle neuen Regeln.« Plötzlich wirkte der Druide begeistert. »Bist du mit einem der Luftschiffe gekommen, die gerade gelandet sind? Ist schon wieder etwas passiert?«
Sie zögerte. Schon wieder etwas? Wovon redete der? »Die Luftschiffe haben einen Jungen mitgebracht«, sagte sie und entschied sich, erst einmal seine Reaktion abzuwarten.
»Ach, der Ohmsford-Junge.« Der Druide schüttelte den Kopf. »Was für eine Aufregung. Seit Wochen haben sie ihn nun gesucht. Der Neffe der alten Ard Rhys. Sie glauben, die ganze Familie sei gefährdet, darum holen sie alle her, zu ihrem eigenen Schutz. Die Eltern haben sie gefunden, doch der Junge war verschollen. Bis jetzt!«
»Die Eltern sind also hier?«, wagte sie sich vor.
»Nein, nein, das wollte ich ja gerade erzählen. Die sind verschwunden. Vor zwei Tagen sind sie einfach mit ihrem Schiff abgereist. Flogen nach einem heftigen Streit davon, habe ich gehört. Schwer zu sagen, die Gnomen reden ja mit uns nicht darüber. Aber es hat einen Kampf gegeben. Niemand weiß etwas Genaueres. Shadea hält solche Dinge vor allen außer ihren engsten Beratern geheim.« Er zuckte mit den Schultern. »Typisch.«
Khyber holte tief Luft. »Glaubst du, sie ist so spät noch wach? Ich würde sie gern aufsuchen.«
Der Druide schüttelte den Kopf. »Du weißt aber gar nicht, was los ist, wie? Sie ist nicht einmal hier. Sie ist nach Arishaig geflogen und noch nicht zurückgekommen.«
»Wie ich schon sagte, ich war unterwegs«, wiederholte Khyber. »Das ist mir alles neu.« Sie hatte erfahren, was sie erfahren konnte, und mehr, als sie erwarten durfte. Jetzt sollte sie das Gespräch besser beenden. »Wen kann ich denn in ihrer Abwesenheit sprechen?« Der Druide runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht. Traunt Rowan oder Pyson Wence, nehme ich an. Bist du nicht mit ihnen geflogen? Wie bist du hierher gekommen?« Der missbilligende Blick stellte sich wieder ein. »Wo warst du, hast du gesagt?«
Aber sie ging bereits davon und winkte ihm flüchtig zu. Sie konnte ihr Glück nicht fassen. Nun wusste sie, dass die Rädelsführerin der Verschwörung nicht anwesend war, daher würde Pen nichts geschehen, bis die selbst ernannte Ard Rhys zurückkehrte. Dadurch gewann sie ein wenig mehr Zeit zum Handeln. Sie wusste auch, dass Pens Eltern nicht mehr im Keep gefangen gehalten wurden, und der Junge brauchte sich demnach, falls sie ihn befreien konnte, keine Gedanken um seine Familie zu machen, wenn er hinüber in die Verfemung wechselte. Trotzdem musste sie Pen schnell finden, sonst würde er dazu überhaupt keine Chance bekommen.
»Warte mal! Bleib, wo du bist!«
Sie fuhr herum und sah erstaunt, dass der Druide, den sie glaubte, hinter sich zurückgelassen zu haben, mit fliegender schwarzer Robe hinter ihr herkam. Einen Arm hob er wie zur Herausforderung, und in der Geste lag etwas Dringliches. Seine Stirn war noch tiefer gefurcht als zuvor.
Da sie keine andere Wahl hatte, als sich mit ihm zu befassen, blieb sie stehen. »Wer bist du, hast du gesagt?«, wollte er wissen, während er außer Atem keuchte. »Wieso warst du an Bord eines Luftschiffes, das den Ohmsford-Jungen gebracht hat, wenn …«
Khyber suchte mit den Füßen sicheren Stand, ballte eine Hand zur Faust und schlug den Druiden so hart, dass er rückwärts an die Wand taumelte. Sofort war sie bei ihm, zog ihn wieder nach vorn und setzte ihm einen Dolch an die Kehle.
»Kein Wort mehr«, zischte sie ihm zu. »Nicht, bevor ich sage, dass du sprechen sollst. Wenn du um Hilfe schreist, schlitze ich dich vom Kinn bis zum Nabel auf, ehe du ein einziges Wort heraus hast.
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