Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
die Tür des Lagerraums aufgestoßen wurde. Sie hielt den Atem an, denn die Gnomen suchten herum, unterhielten sich in ihrer kehligen Sprache und verschwanden wieder.
Sie holte tief Luft, schob das Segeltuch zur Seite, in das sie sich eingewickelt hatte, öffnete vorsichtig die Tür des Schrankes und spähte hinaus.
Der Lagerraum lag im Dunkeln, nur das Mondlicht, das durch die Fensterläden hereinfiel, bildete dünne Streifen an den Wänden. Weil Khyber mit den Gnomen keine weitere Begegnung riskieren wollte, die möglicherweise nicht so glimpflich ausgegangen wäre wie die erste, hatte sie sich seit ihrer Entdeckung hier versteckt. Wenn man sie erwischen würde, so wusste sie, hätte Pen überhaupt keine Chance mehr.
Nicht, dass seine Aussichten rosig waren. Nachdem sie das magische Licht in der vergangenen Nacht auf der
Athabasca
gesehen hatte, fürchtete sie bereits das Schlimmste.
Sie schlüpfte aus dem Schrank, ging hinüber zu dem Fenster und spähte durch die Spalten in die Nacht. Das Luftschiff war in einem Hof gelandet, der von hohen Mauern und mächtigen Wehrgängen mit Wachtürmen umgeben war. Auf einer Seite zeichneten sich riesige Gebäude wie viereckige Klippen gegen den mondhellen Himmel ab. Sie waren in Paranor angekommen. Khyber suchte den Hof nach den anderen Luftschiffen ab, doch zunächst sah sie nur dunkle Schemen, die am Landeplatz umherliefen, Leinen festbanden und die Anker sicherten. Plötzlich ging in den Fenstern der Gebäude, die den Großteil des Keeps bildeten, Licht an, und sie hörte, wie Riegel zurückgezogen und Türen geöffnet wurden. Stimmen hallten durch die Nacht, flüsternd und gedämpft. Sie musste den Lagerraum verlassen, um zu erfahren, was los war, doch im Augenblick erschien ihr dies zu riskant.
Da ihre Geduld rasch schwand, zwang sie sich, wenigstens zu warten, bis die Gnomenmannschaft ihre Arbeiten erledigt und sich zurückgezogen hatte, abgesehen von den Wachen, die im Hof patrouillierten. Von denen wusste sie, weil ein mit Speer und Schwert bewaffneter Gnomenjäger vor ihrem Fenster auf und ab ging. Mit großer "Wahrscheinlichkeit waren ganz in der Nähe weitere postiert. Ein Stück entfernt lagen andere Schiffe vor Anker, deren Form im Schatten der Mauern kaum zu identifizieren war. Im Keep brannten weiterhin Lichter, helle Vierecke. Sie fragte sich, wie spät es wohl war, ob Mitternacht schon vorüber war oder nicht, ob bald der Morgen dämmern würde. Von der Position der Sterne, die sie von hier aus am Himmel sah, konnte sie leider nicht auf die Zeit schließen.
Als eine ganze Weile verstrichen und ihre Geduld erschöpft war, öffnete sie die Tür des Lagerraums und trat hinaus in den Gang. Dort blieb sie stehen und lauschte lange Zeit, bis sie sicher war, allein zu sein. Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, ging sie weiter und stieg an Deck. Dort hockte sie sich dicht hinter der Luke in den Schutz der Pilotenkanzel, schaute sich auf dem Deck des Luftschiffs um und auch im Hof. Die
Athabasca
ankerte gleich neben ihrem Schiff, daneben, ein Stück weiter entfernt, lag ein drittes Schiff. Alle schienen verlassen zu sein.
Doch am Boden patrouillierten Gnomenjäger, die sie als Schatten in der Nacht erkennen konnte.
Khyber dachte über ihre Situation nach. Sie konnte nicht von Bord des Luftschiffes gehen, ohne die Aufmerksamkeit der Wachen auf sich zu lenken. Dennoch musste sie Pen erreichen. Sie nahm an, dass man ihn in den Keep gebracht hatte, allerdings konnte sie das nicht als Tatsache betrachten, solange sie die
Athabasca
nicht überprüft hatte. Das würde seine Zeit dauern -Zeit, die ihr nicht zur Verfügung stand.
Sie studierte den nächtlichen Himmel, die Position von Mond und Sternen, und berechnete die Uhrzeit. Es war nach Mitternacht, und der Morgen näherte sich. Die Druiden würden vermutlich schlafen, was sich jedoch änderte, sobald es hell wurde. Wenn sie Pen helfen wollte, musste das schnell geschehen.
Aber wie sollte sie ihn erreichen, wenn sie nicht einmal wusste, wo er war? Paranor hatte sie nie zuvor betreten; Ähren hatte sie stets in Emberen, seinem selbst gewählten Exil, besucht. Er war dem Druidenkeep und dessen Politik freiwillig fern geblieben. Seit sie ihre Studien bei ihm begonnen hatte, war er nicht mehr zurückgekehrt, und aus diesem Grund war auch sie niemals hier gewesen. Sie hatte sich den Besuch im Keep immer vorgenommen, doch ständig verschoben.
Nun, jetzt war sie da, wenn auch nicht unter den Umständen, die sie
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