Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
sich erhofft hatte.
Ein wenig kannte sie den Grundriss des Keeps, da sie Ähren hin und wieder danach gefragt und ihn sogar einmal überredet hatte, ihr eine große Skizze anzufertigen. Allerdings erinnerte sie sich nur noch an wenige Details, und in der Realität sahen Mauern und Gebäude ganz anders aus, weshalb sie keine Ahnung hatte, wo sie mit der Suche beginnen sollte. Sie brauchte jemanden, der ihr half, den Weg zu finden, doch konnte sie gleichzeitig niemand um Hilfe bitten, weil sie sich dadurch verraten hätte.
Die Ausweglosigkeit ihrer Situation wurde ihr rasch bewusst. Beim Aufbruch hatte sie gedacht, es würde sich schon irgendwie ein Weg zu Pen finden. Darin hatte sie sich getäuscht, und der Junge würde vermutlich den Preis für ihre Vermessenheit bezahlen.
Bei diesen düsteren Gedanken begann sie zu zittern, und als sie sich Arme und Körper rieb, um sich ein wenig aufzuwärmen, strich sie über die Elfensteine in ihrer Tasche.
Sie erstarrte, und ihre Finger schlössen sich um die Talismane. Die Elfensteine hatte sie vollkommen vergessen. Neue Hoffnung wärmte ihre fröstelnden Gedanken auf. Sie konnte die Magie benutzen, um Pen zu finden! Die Steine würden sie direkt zu ihm führen! Und die Druiden zu ihr. Ihre Hoffnung erstarb. Wenn sie die Elfensteine benutzte, würde sie sich verraten. Innerhalb eines Herzschlags würde man sie entdecken.
Widerwillig ließ sie die Steine los und lehnte sich an die Wand der Pilotenkanzel. Die Anwendung kleiner Magie war verbreitet im Druidenkeep. Kleinere Magie würde niemandem auffallen. Aber die Elfensteine waren große Magie, die man bemerken würde. Nichts konnte das Ausmaß ihrer Macht tarnen. Sie musste eine andere Möglichkeit finden.
Einen anderen Weg, dachte sie, auf dem sie ihre Fähigkeiten und ihre bisherige Ausbildung als Druidenschülerin einsetzen konnte. Einen Weg, bei dem sie auf die Lektionen zurückgreifen konnte, die ihr Mentor und bester Freund ihr bis zu seinem Tode erteilt hatte. Mehr stand ihr nicht zur Verfügung. Das musste sie nutzen, wenn sie eine Chance haben wollte, Pen zu retten.
Sie wurde innerlich ganz ruhig, während sie sich auf die Aufgabe einstellte, die sie zu erledigen hatte. Die Fähigkeiten, von denen Ähren geglaubt hatte, sie müsse sie meistern, hatte sie intensiv geübt. Er hatte ihr so wenig mitgeben können, ihre Zeit war für mehr zu knapp gewesen. Doch was er ihr beigebracht hatte, würde genügen müssen. Das meiste, an das sie sich erinnern konnte, bezog sich auf die Fertigkeit, sich zu konzentrieren und sich auf die innere Mitte auszurichten. Daran hatte sie auf der Reise nach Anatcherae hart gearbeitet. Nun würde sie ihre Fertigkeiten einer Prüfung unterziehen.
Sie nahm ihre ganze Entschlossenheit zusammen, ging zur Seite des Luftschiffs und blickte nach unten. Der Hof direkt unter ihr war leer. Schnell stieg sie über die Reling, kletterte die Strickleiter hinunter und betrat den Boden, ohne sich dabei darum zu bemühen, nicht entdeckt zu werden. Solche Feinheiten würden ihr jetzt nichts nutzen. Der Schlüssel zum Erfolg lag in ihrer Verwegenheit. Khyber stand unten an der Leiter und schaute sich nach Gnomenwachen um. Sie trug den Mantel, den sie zuvor gestohlen hatte, und aus der Distanz ging sie vielleicht als einer der Bewohner des Keeps durch. Das war ihre größte Chance. Sie stellte den Standort der Wachen in der Dunkelheit fest, dann ging sie auf die erleuchteten Fenster des Keeps zu, als wären ihr die Gnomen gleichgültig.
Die Dunkelheit kam ihr zu Hilfe. Den größten Teil des Wegs konnte sie im Schatten der Luftschiffe zurücklegen, dann in dem der Mauern; sie war nur eine einsame Gestalt, die den Hof überquerte und sich in der Erscheinung nicht von anderen unterschied. Eine der Wachen blickte in ihre Richtung, als sie auf die Tür zuging, die sie vor sich erspäht hatte, doch rief der Mann sie nicht an. Als sich ein weiterer ihr auf seiner Runde zuwandte, wendete sie ein wenig Magie an und erzeugte so ein unerwartetes Geräusch hinter ihm, worauf er sich wieder umdrehte. In den Fenstern vor ihr bewegten sich unerwartet und erschreckend Schatten durch das Licht. Sie spürte, wie sich ihr die Kehle zusammenschnürte, doch verlangsamte sie den Schritt nicht.
Weiter, weiter,
redete sie sich Mut zu.
Nach einer Zeit, die ihr unendlich erschien, erreichte sie die Tür, drückte den Griff nach unten und trat ein.
Sie befand sich in einem großen Vorraum, dessen Gewölbedecke vom Fackelrauch
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