Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
sonderliches Interesse und ging weiter. Sie unterdrückte den Drang, über die Schulter zu blicken, als er hinter ihr verschwand. Stattdessen nahm sie den Dolch von dem Druiden fort und hielt ihn dicht an ihren Körper, wodurch er in den Falten ihrer Robe verborgen war. Mit der anderen Hand fasste sie ihren Gefangenen am Arm. Sie wusste nicht, wie lange sie ihn noch kontrollieren konnte. Früher oder später würde er seine wachsende Panik oder die Versuchung fortzulaufen nicht mehr beherrschen können. Geschah dies hier im Gang bei den Gnomenjägern, stand sie vor einem ernsten Problem. Ihr Plan, Pen zu befreien, ergab sich aus der Gelegenheit und nahm gerade erst Gestalt an. Sie brauchte Zeit, um ihn zu Ende zu denken und einen Weg zu finden, ihn in die Tat umzusetzen. Zu Pen zu gelangen war lediglich der erste Schritt. Die folgenden würden wesentlich schwieriger werden.
Sie erreichten die Tür der Zelle, und der Gnomenjäger drehte sich um. »Soll ich hier warten?«
Daraufhin setzte sie eine finstere Miene auf. »Geh zurück, tu, wofür du bezahlt wirst, und lass mich meine Arbeit tun. Ich rufe dich, wenn ich dich brauche.«
»Ich muss Euch aber einschließen.« »Dann tu das. Du verschwendest meine Zeit.« Der Gnom fummelte an seinen Schlüsseln herum, suchte einen heraus, steckte ihn ins Schlüsselloch und drehte um. Das Schloss klickte, und vom Quietschen der Angeln begleitet öffnete sich die Tür.
Und in genau diesem Augenblick wand sich Khybers Gefangener aus ihrem Griff und rannte schreiend den Gang entlang.
Neun
Khyber zögerte nicht, sondern reagierte augenblicklich auf die Katastrophe, die sich anbahnte. Sie fuhr zu dem Gnom herum, rammte ihm den Griff ihres Dolches an die Schläfe und ließ ihn lautlos zu Boden sinken. Während er zusammenbrach, drehte sie sich zu dem fliehenden Druiden um, der mit den Händen gestikulierte und Magie beschwor. Allerdings war sie mit dem, was er wob, vertraut, weil sie ebenfalls schon damit gearbeitet hatte. Als Reaktion auf ihre eigene Beschwörung wehte plötzlich eine Windböe durch den Gang und packte den Entflohenen, ehe er auch nur ein Dutzend Schritte gelaufen war, riss ihn von den Beinen und schleuderte ihn wie einen Sack Weizen an die Wand.
Der zweite Gnomenjäger rannte auf sie zu, denn er hatte die Schreie gehört und zwei Leute stürzen sehen, und zog die Waffe. Erneut setzte sie Magie ein, riss ihn von den Füßen und ließ ihn schweben, wie sie es vor langer Zeit mit einem einfachen Blatt geübt hatte. Sie erinnerte sich daran, dass sie sich auf ihr Werk konzentrieren musste, und ließ ihn mitten in der Luft hängen, wo er um sich trat und sich wand. Davon ließ sie sich nicht in ihrer Konzentration stören. In diesem Augenblick war sie so gut wie nie zuvor, die fleißige Schülerin ihres Onkels, so wie er sie sich immer gewünscht hatte. Sie erreichte den Gnom, ließ ihn zu Boden fallen, wo er als ein Häufchen Elend liegen blieb, und trat ihm so hart an den Kopf, dass er sich nicht mehr rührte.
Dann wandte sie sich wieder der Zellentür zu und rief: »Pen! Bist du dort drin? Antworte!«
Keine Reaktion. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den am Boden liegenden Leibern zu, fesselte sie mit Bändern, Gürteln und allem, was sie finden konnte, schleppte sie durch den Gang und legte sie neben dem Gnom mit den Schlüsseln ab. Daraufhin spähte sie in die Zelle und sah ein zusammengeschnürtes Bündel im hinteren Teil des kleinen Raums liegen, gefesselt, geknebelt und mit verbundenen Augen.
»Schatten!«, murmelte sie.
Sie lief in die Zelle, beugte sich über Pen Ohmsford und begann, seine Fesseln zu lösen. Zuerst machte sie ihm die Augen frei und vergewisserte sich, ob er bei Bewusstsein war. Er blinzelte unsicher ins Licht und starrte sie mit großen Augen an. Sie grinste zur Antwort und nahm ihm den Knebel ab.
»Ich schätze, du hast nicht erwartet, mich so bald wieder zu sehen, Penderrin?«
»Khyber? Wie hast du mich gefunden?«
Sie musste noch breiter grinsen, als sie die Erleichterung in seinem jungenhaften Gesicht sah. »Ich habe beobachtet, was in den Gärten passierte, habe mich an Bord eines der anderen Luftschiffe geschlichen und bin mit dir nach Paranor geflogen. Bist du verletzt?« Er schüttelte den Kopf. »Mach mich nur los. Dann erzähle ich dir alles.«
Sie schnitt ihm die Fesseln mit dem Dolch durch, bat ihn zu warten, schleifte die beiden Gnomenjäger und den Druiden von draußen in die Zelle und ließ sie in der einen
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