Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
Wände im Innern der Tempelhöhle. Dabei durfte nicht ein einziger der Kristalle beschädigt werden. Eine knifflige Aufgabe, wenn man bedenkt, dass seit Jahrtausenden nichts mehr verändert worden war. Das Werk machte gute Fortschritte. Aus dem Gebirge wurden gleichzeitig Granitplatten geschnitten, die später nahtlos die Wannen verschließen sollten. Solon strich sich zufrieden seinen langen Bart. „Was meinst du, Talos, wird es gelingen?“
Der Angesprochene nickte. „Bisher waren Neris Vorhersagen unfehlbar. Da wird sich kaum etwas daran geändert haben. Besonders jetzt nicht ...“ Er schwieg bedeutungsvoll.
„Sie wird mir fehlen. Sie werden mir alle fehlen.“ Solon schaute bekümmert drein.
Talos legte ihm die Hand auf die Schulter. „Mir geht es nicht anders. Aber lass uns auf der Hut sein. Meine beiden Zöglinge treiben sich verdächtig oft in der Nähe der Baustellen herum.“
„Ja, du hast Recht. In Anbetracht der Sache mit dem Kristall – kein erfreulicher Umstand. Ab sofort wird jeden Abend der Tempel versiegelt.“
Mara und Kira hatten in den vergangenen Tagen immer wieder herauszufinden versucht, wer die sechs Auserwählten sein sollten, die Neri begleiten würden. Die Senatoren taten geheimnisvoll, die Seherin schwieg wie ein Grab. Es war einfach frustrierend. So hatten die beiden Tobi und Aron ausgefragt und wieder nichts erfahren. Auf die neugierige Fragerei der beiden Frauen, folgte das noch neugierigere Herumschleichen der beiden Halbstarken. Die Hüterinnen hätten es wissen müssen, dass das Los jeden treffen konnte, ausgenommen die Senatoren. Zumindest stand so erst einmal fest, wer NICHT auf Zeitreise ging. Blieben also noch knapp zehntausend andere Atlan übrig. Neri hatte in den letzten Tagen vor dem Abschied wirklich andere Sorgen. Sie musste ihr Ziel so präzise wie möglich festlegen, um ihre ganze Energie auf diesen einen Punkt konzentrieren zu können. Es war nicht damit getan, in der richtigen Zeit anzukommen, sie musste auch alle Details im Voraus kennen, um alle Vorteile für sich nutzen zu können. Ihre größte Aufgabe bestand darin, mit den intergalaktischen Besuchern der Menschen in Kontakt zu kommen. Die Spanne, in der dies am günstigsten schien, war eng bemessen. Etwa 1300 bis 1200 Jahre, bevor die Menschen eine weltweite gemeinsame Zeitrechnung beginnen sollten. Zudem musste sie Zugang zu den höchsten Kreisen der Könige und Priester finden. Nur dort war das verborgene Wissen verwahrt. Alles andere wäre umsonst gewesen. Die Seherin schickte nun täglich ihren Geist auf Spurensuche in die Zukunft. Mit Hilfe ihres Drachentalismans kam sie zielgenau und ungesehen an. Danach verschwand sie stets, ohne Spuren zu hinterlassen. Das Alte Blut führte sie, wenn sie, auf ihren Reisen durch die Dimensionen, Orte der Zuflucht besuchte. Ein bestimmter Punkt im Meer der Zeit bündelte die meisten Kräfte. Die Aura eines jungen Kriegers zog sie immer wieder in ihren Bann. Er war ein Nachkomme der alten Atlan, wie sie schnell herausgefunden hatte. Seiner Ausstrahlung nach, musste der junge Mann Rami, der wiedergeborene Sohn Solons sein. Sein Ursprung garantierte ihm, auch als Mensch, ein ungewöhnlich langes Leben für diese Zeit. Wenn es ihr gelingen würde, in seine Nähe zu gelangen, dann könnten sie gemeinsam wahrhaft Großes vollbringen. Neri beschloss, all ihre Fähigkeiten auszuschöpfen. Sie wollte Rami zu höchsten Höhen in der Welt der Menschen heben, um so vielleicht einen Weg für ihr Volk zurück in die alte Heimatgalaxie zu finden. Auf dem Planeten Erde war es nur eine Frage der Zeit, bis auch der letzte wirkliche Atlan verschwunden sein würde. Mischehen zwischen Menschen und Atlan brachten fast nur Nachkommen mit rein menschlichen Fähigkeiten hervor. Meist nur die Wiedergeborenen waren echte Atlan und die, das wusste Neri von ihren Reisen in die Zukunft, würden bald über die ganze Erde verstreut leben und kaum noch Kontakte miteinander knüpfen können. Ohne Anleitung durch die weisen Lehrer könnten sie ihre Fähigkeiten einfach nicht mehr voll ausbilden. Es würde also eines Tages niemand mehr da sein, der den schwarzen Drachen im Zaum halten könnte. Schon deshalb drängte die Zeit.
Zwei Monate vor dem Ritual wählten die Ältesten die sechs Personen aus, die Neri in eine andere Zeit begleiten sollten. Drei Frauen und drei Männer traf das Los. Alle im Zenit ihrer geistigen und körperlichen Kräfte. Ihnen zu Ehren, wollten die Atlan am letzten Abend vor
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