Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
gesogen und im Energiefeld eingesperrt. Sein Körper fiel in eine Starre, solange er nicht mit dem Stein verbunden war. Der Zauberlehrling musste Monate mit dem Stein um den Hals herum laufen, bis die drei Meister einen Weg gefunden hatten, sein ICH wieder zu befreien. Neri schüttelte amüsiert den Kopf. Das lange Erdenleben hatte eben doch Spuren hinterlassen. Der spöttischste, für ihn schlimmste Satz, den Tobi ertragen musste, stammte von seinem Meister und lautete: „Du benimmst dich wie der erste Mensch.“ Mitten in diesem Gedanken kam der Seherin die Idee – Talos, der Freund Solons und Zweitältester, kannte jedes Geheimnis der Steine. Noch vor dem Frühstück steckte sie die kleine Figur in einen Beutel, den sie unter den Falten ihres weißen Gewandes verbarg, und suchte Talos auf. Im Geiste hatte sie sich schon angemeldet und der Meister empfing seine Besucherin mit allen, ihr zustehenden, Ehren. Mit den Worten: „Ich brauche deinen Rat“, setzte sie den kleinen Drachen auf den Tisch. Der Magier erstarrte in freudigem Schreck, dann hob er beide Arme. Er verneigte sich tief und ehrfurchtsvoll vor dem Figürchen. „Dann ist es also wahr“, murmelte er, als er sich langsam wieder erhob.
Neri hatte den Drachen wieder in die Hände genommen und betrachtete ihn. „Ist sie da drin, wie ich vermute?“
„Ja, ja, ja“, Talos musste sich erst fassen. „Wir alle glaubten sie verloren. Aber jetzt bin ich sicher, dass ihr Körper tatsächlich noch auf der Erde ist. Du hattest Recht, Neri, als du uns vom Ende ihres Erdenschicksals erzähltest.“
„Dann war also der Schwarze so stark, dass selbst die fünf Verborgenen nur noch dies eine für sie tun konnten. Es ist auch kein Zufall, dass sie gerade jetzt, in der Vorbereitungszeit für das Ritual, bei mir erschienen ist. Ich weiß jetzt auch sehr genau, wer sie mir zu welchem Zweck überlassen hat. Meine Befürchtungen, nicht wieder hierher zurück zu kommen, sind demnach nicht aus der Luft gegriffen.“
„Auch ich glaube jetzt, dass der allerletzte Kampf unter völlig anderen Voraussetzungen geführt werden muss. Aber ich bin sicher, dass alle Auserwählten diese Zeit erreichen werden.“ Talos nahm Neris Hände. „Ich wünsche dir viel Glück. Ich werde den heiligen Bereich und eure Körper schützen, solange ich noch Leben in mir trage.“
Neri erhob sich und wandte sich zum Gehen. „Ich danke dir, Talos, für alles.“
Als sie die Hütte verließ, schaute ihr der Magier lange nach. Was würde wohl alles geschehen? In dieser Welt, das hatte er gelernt, überstürzten sich meist die Ereignisse, nichts kam, wie es geplant war. Und doch breitete sich in ihm eine tiefe Befriedigung aus – Siri, sie war tatsächlich noch da. Mi-Kel hatte dafür gesorgt. Ihre Seele würde Neri während ihrer gefährlichen Mission beschützen und ihr Kraft geben.
Die Seherin wusste, was auf dem Spiel stand. Sie eilte nach Hause, um den unverhofft erhaltenen Schatz sicher zu verwahren. Sie schloss ihn, zusammen mit ihrem klaren Kristall, in ein Energiefeld ein, das niemand durchdringen konnte. Es stülpte sich wie eine Glocke über den gesamten Steinsockel und reichte bis tief in den Boden. Sie nahm noch ein paar Änderungen vor, testete die Stärke und war nach ein paar Minuten mit ihrer Arbeit sehr zufrieden. Jetzt hatte sie Muße, um sich mit dem Rätsel der Kobra zu befassen. Sie fühlte sich mit ihr auf seltsame Weise verbunden. So schloss sie die Augen und konzentrierte sich nur auf die Schlange. Plötzlich war es ihr, als würde sie in einen Spiegel schauen. Sie sah sich selbst vor Siri stehen, die ihre ausgebreiteten Flügel schützend über sie hielt. Als sie die Augen wieder öffnete, fiel ihr ein, wo sie die Kobra schon einmal gesehen hatte. Sie hatte damals ihren Geist in die Zukunft geschickt und war in ein Land gekommen, wo die Kobra als Hüterin des Herrscherhauses galt. Hier hatte sie auch die Zeichen anderer Himmelsreisender entdeckt. Also lag hier das Ziel ihres zukünftigen Wirkens! Das schien ihr zudem der einzige Weg zu sein, um mit den anderen Sternenvölkern in Kontakt zu kommen. Es lag klar auf der Hand, sie musste sich unter den Schutz der Schlange begeben und in der Welt der Menschen leben. Nun wusste sie auch, wie sie sich umfassend vorbereiten konnte. Am Tag des Rituals musste alles bereit sein.
Solon überwachte gemeinsam mit Talos die Arbeiten in der Grotte. Die besten Handwerker meißelten sieben wannenförmige Vertiefungen entlang der
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