Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
nur noch Nefertari beibringen, dass die Arbeit hier eigentlich schon getan war. Nur … wer sollte die beiden Turteltauben trennen? Die Liebe schien nicht nur Menschen blind zu machen.
„Warten wir noch Dendera ab. Es geschehen manchmal Zeichen und Wunder. Heute Nacht versuche ich, mein Amulett zu aktivieren. Das Wesen, das aus ihm spricht und sich Horus nennt, stammt schließlich auch nicht von hier. Es muss wohl nur die richtigen Fragen gestellt bekommen, um brauchbare Antworten zu geben. Im Tempel von Sethos habe ich am Ende auch erfahren, was ich wissen wollte. Vielleicht habe ich noch einmal ein glückliches Händchen.“ Hatik erhob sich mit diesen Worten. „Ich wünsche euch eine gute Nacht.“
„Brauchst du zusätzliche Energie?“
„Nein, nur absolute Ruhe. Wenn ihr da etwas nachhelfen könntet, wäre ich euch sehr dankbar.“
Safi zwinkerte fröhlich: „Geht klar, großer Meister.“
Als Hatik den Raum verließ, schüttelt er amüsiert den Kopf. Safi war stets gut drauf, ihm konnte auch nichts die Laune verderben. Gut so, keiner wusste, was sie noch erwartete.
Als Hatik sein Gemach erreichte, zündete er ein Schälchen mit Räucherwerk an. Im Lotossitz beugte er sich leicht nach vorn und atmete tief den berauschenden Duft ein. Gern hätte er auf Hilfsmittel verzichtet, nur leider fand sich keine Energielinie in erreichbarer Nähe. Es musste auch so gehen. Nach einigen Augenblicken befand er sich bereits in tiefer Trance. Sein Geist tastete sich an das Portal der ägyptischen Götterwesen heran. Je näher er kam, umso heißer wurde sein Udjat. Ein bläulicher Strahlenkranz hüllte seinen Körper ein und tauchte den Raum in unwirkliches Licht. Dann hallte eine vibrierende Stimme in seinem Kopf.
„Wer bist du, der du mich rufst?“
„Ich bin Hatik, ein Tarronn aus der Caiphas-Galaxie.“
„Was suchst du in unserer Dimension?“
„Einen Weg zur Vernichtung des Drakon Letan.“
Das Leuchten wurde schwächer. Hatik glaubte schon, der Kontakt wäre abgebrochen, als das Wesen erneut zu ihm sprach.
„Du, ein Tarronn, fragst MICH wegen eines Drakon? Willst du mich verhöhnen?“
„Bitte hilf mir, ich und einige Atlan sitzen hier auf dem Planeten Erde fest. Die Verborgenen gaben uns die Order, Letan unschädlich zu machen. Unsere Körper sind menschlich, wir können nur unsere alten geistigen Kräfte voll gebrauchen. Die Zeit eilt. Die Existenz eines Menschenkörpers ist nur von kurzer Dauer.“
„Ich glaube dir. Wenn ich eine Antwort weiß, werde ich dich finden.“ Das Wesen schloss das Portal. Hatik konnte nichts dagegen tun. Ächzend erhob er sich vom Boden. Die kurze Unterhaltung hatte seine ganze Kraft gefordert. Schwer stützte er sich auf den Fenstersims. Als sein Blick auf das Sternbild des Osiris fiel, war ihm, als ob einer der Gürtelsterne kurz aufgeleuchtet hätte. Schlagartig stand die Vergangenheit vor seinem geistigen Auge. Als er mit Vater an der großen Pyramide baute, waren ihm mehrere Pläne in die Hand gefallen. Der Schacht für den Nachrichtenlaser war direkt auf den Stern der Isis ausgerichtet gewesen. Dort kreiste die Verbindungsstation im All, welche die Raumschiffe der Tarronnflotte koordinierte. Jetzt schlugen Hatiks Gedanken Purzelbaum. Dann waren doch wohl nicht etwa Angehörige seines Volkes hinter dem geheimnisvollen Portal? Er versuchte, sich erst einmal wieder zu beruhigen. Erstaunt stellte er fest, dass auch bei ihm die Zeit unter Menschen Spuren hinterlassen hatte. Der Sprung von einem Gefühl zum anderen war das deutlichste Zeichen. Aber die Hauptsache war, dass er lebte – noch oder wieder, oder wie auch immer. Einigermaßen zufrieden mit dem Ergebnis seiner Bemühungen legte sich der junge Mann zur Ruhe. Am nächsten Morgen war er frisch und munter. Safi legte ihm die Hände auf die Schultern, wobei er sagte: „Ja, man sieht es dir an, du hattest Erfolg, da kannst du noch so sehr deine Gedanken abschirmen.“ Sich umdrehend setzte er hinzu: „Du strahlst nämlich …“
Nefertari legte ihm in gleicher Weise die Hände auf, schaute ihm in die Augen, sagte kein einziges Wort dabei, zog aber eine Augenbraue einen kurzen Blick eigentümlich hoch in Richtung des Isissterns. Dann wandte sie sich ab und war den ganzen Morgen sehr schweigsam. Auf Ramses’ fragenden Blick hob Hatik nur die Schultern. Nach dem Frühstück versammelte sich die Gruppe um Ramses zur Abreise. Die Lastkamele standen schon voll gepackt im Hof. Die beiden Hengste Faruk und Binti-Amun
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